Wer eine Operation braucht und sich schon darauf eingestellt hat, für den ist eine Verschiebung eine schlimme Sache. Oft erfahren die Patienten dies erst ganz knapp vorher.
Klinik kann nicht mehr mit Reserven planen
Thomas Werner-Mathienz ist stellvertretender ärztlicher Direktor der tirol kliniken und leitet das OP-Management. Er spricht von europaweitem Pflegepersonalmangel. Notfall-Operationen gehen jetzt – anders als das früher der Fall war – zu Lasten der geplanten Operationen.
Aufgrund der Gesamtpersonalsituation plane man an der Klinik nicht mehr mit Reserven, sondern man verplane das Personal vollständig. Dadurch könne es durch kurzfristige Ausfälle in den verschiedenen Berufsgruppen zu ungeplanten Akutschließungen der Säle kommen.
Langzeit-Patienten als Problem für Personal
Mehr als 100 Stellen im Pflegebereich sind an der Klinik Innsbruck derzeit unbesetzt. Da werden vor allem die sogenannten Langzeitpatientinnen und -Patienten ein Problem. Diese Patienten befinden sich teils schon länger als ein Jahr auf der Klinik, gehörten eigentlich in Alten- oder Pflegeheimen betreut, erklärt Thomas Werner-Mathienz. Dort würden sich die Stellen immer mehr verknappen – auch dort aufgrund des Personalmangels.
Dies habe zur Konsequenz, dass die Klinik Patientinnen und Patienten im Haus vor allem pflegen und nicht mehr medizinisch versorgen würde. Diese Patienten wären eigentlich an anderer Stelle besser aufgehoben, dadurch hätte die Klinik wieder Kapazitäten, die sie zur akut stationären Versorgung brauchen würde, sagt Werner-Mathienz.
Verschiebungen werden nach Dringlichkeit beurteilt
War das Verschieben von Operationen in der Pandemie eher die Ausnahme, wird das jetzt zum Normalfall. Im Februar und März sei noch von einzelnen Verschiebungen gesprochen worden. Nun könne es zu häufigeren Verschiebungen kommen, so Thomas Werner-Mathienz. „Wir werden das immer ganz medizinisch korrekt anhand der Indikation und anhand der Dringlichkeit der zeitlichen Komponente entscheiden.“
„Meine Ärztinnen und Ärzte, die dann eben diese bedrückende Nachricht überbringen müssen, erklären, dass die Auseinandersetzungen, die Diskussionen auf den Stationen emotionaler werden. Das wird zu einer zunehmenden Herausforderung. Auch für meine Kolleginnen und Kollegen“, sagt der stellvertretende ärztliche Direktor der tirol kliniken.
Qualität der medizinischen Versorgung soll gleich bleiben
An der Klinik Innsbruck arbeitet man jetzt daran, Abläufe, Logistik, Personalpläne neu aufzustellen. Dabei handelt es sich um ein Langzeitprojekt. An der Qualität der medizinischen Versorgung soll sich nichts ändern, wird versichert.