500-Euro-Geldscheine
APA/Barbara Gindl
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Wirtschaft

Übergewinne: Kritik von Experten und FPÖ

Die erwirtschafteten Übergewinne des Landesenergieversorgers TIWAG, aber auch jene von Banken, werden von Wirtschaftswissenschaftlern und der Tiroler Arbeiterkammer (AK) heftig kritisiert. Sie fordern eine Weitergabe an Kundinnen und Kunden. Auch die FPÖ übt Kritik.

Wie berichtet hat der Tiroler Landesenergieversorger TIWAG im vergangenen Jahr den Gewinn im Vergleich zu den Vorjahren um 82 Millionen Euro erhöht. Das entspricht einer Steigerung von 85 Prozent – mehr dazu in Satte Übergewinne: TIWAG auf Platz drei. Tirols AK-Präsident Erwin Zangerl fand dazu am Donnerstag klare Worte: Wenn Banken und vor allem der Landesenergieversorger mit geschmalzenen Übergewinnen bilanzierten, müssten alle, vor allem TIWAG-Kundinnen und -Kunden, davon profitieren, forderte er.

Ökonom: „Billiger Strom teuer verkauft“

Jakob Sturn ist Ökonom bei Momentum, jenes gewerkschaftsnahe Wiener Institut, das die Gewinnentwicklungen der Banken und Landesenergieversorger analysierte. Im Fall der TIWAG falle auf, dass jene Energieversorger besonders gut abschneiden, die ihren Strom mit Wasserkraft produzieren: „Das trifft besonders auf die TIWAG zu. Die Erzeugung von Strom mittels Wasserkraft ist im letzten Jahr kaum teurer geworden. Der Verkaufspreis des Stroms ist aber deutlich angestiegen. Billig erzeugter Strom wird also um ein Vielfaches weiterverkauft. Der Anspruch sollte aber sein, dadurch die Preissteigerungen so im Rahmen zu halten, dass es für alle Menschen leistbar ist.“

Frau nimmt Geld aus Geldtasche
ORF
Übergewinne sollen – als Preissenkungen – bei den Kundinnen und Kunden landen, fordern Ökonomen

Auch Andreas Exenberger, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler an der Universität Innsbruck, zeigte sich alarmiert. Erst kürzlich sei ja bekannt geworden, dass der Sozialverein WAMS Filialen schließen muss, weil der Bund AMS-Förderungen kürzt. Es gehe also um Sozialleistungen, die gestrichen werden müssen, gleichzeitig aber um Übergewinne auch von landeseigenen Institutionen. Eine verantwortungsvollere Umverteilung sei gefragt, forderte auch er.

TIWAG verteidigt Vorgehen

In einer Aussendung teilt die TIWAG am Donnerstag mit, dass sie die Strompreise für Standardkundinnen und -kunden im Gegensatz zu den meisten anderen Anbietern bis Ende Juli 2023 gehalten habe. Die erzielten Jahresgewinne würden vorwiegend in Infrastrukturprojekte fließen.

Die Tiroler FPÖ kritisiert in einer Aussendung die Vorgangsweise der TIWAG scharf. Die Führung des Landesenergieversorgers TIWAG sei nicht mehr länger tragbar, so der Tiroler FPÖ-Obmann Markus Abwerzger. Das Agieren sei unethisch und moralisch verwerflich.