Für den Wasserstoffantrieb gebe es einen Konsens im Tal, so Zillertalbahn-Aufsichtsratschef Franz Hörl (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Aber sofern ein Akkubetrieb rasch kommen könnte, sei das auch „eine Variante“. „Ja, ich kann mit beiden Varianten leben“, bekannte der stellvertretende Aufsichtsratschef und Landtagsabgeordnete Dominik Mainusch (ÖVP) deutlicher.
Tempo ist entscheidend
Eine Oberleitung sei aus unterschiedlichen Gründen hingegen nicht denkbar. Entscheidend sei nun das Tempo, in dem eine Entscheidung gefällt werde. „Heuer muss eine Entscheidung her“, forderte Hörl unmissverständlich. Für Mainusch soll heuer zumindest „eine fundierte Datengrundlage für eine Entscheidung“ stehen. Im Idealfall peilte auch er eine „politisch tragbare Entscheidung noch heuer“ an.
Die Wasserstoffbahn könnte jedenfalls noch 2027 in Betrieb gehen und hätte als Klimaschutzprojekt „Strahlkraft weit über das Tal“, so die Verantwortlichen. Eine Bahn mit Akkubetrieb oder Oberleitung wäre hingegen erst Anfang der 2030er-Jahre startklar – inklusive langjährigem Schienenersatzverkehr für die notwendigen Bauarbeiten der Fahrleitung.
Wasserstoff bereits seit Jahren geplant
Als Problem wurde von den Verantwortlichen dabei vor allem gesehen, nun bereits jahrelang an der Wasserstoffvariante gearbeitet und eine entsprechende Finanzierung auf die Beine gestellt zu haben. Man habe das Gefühl „über Jahre im Kreis geschickt“ worden zu sein, kritisierte Mainusch dabei vor allem den ehemaligen grünen Koalitionspartner im Land. „Die Grünen haben uns jahrelang veräppelt und gepflanzt“, wurde Hörl deutlicher.
Das Verständnis für den nun aufkommenden Wunsch nach einer erneuten Prüfung hielt sich beim Zillertalbahn-Aufsichtsratschef in Grenzen. „Geduld ist nicht eine meiner herausragendsten Fähigkeiten“, bekannte Hörl: „Ich füge mich aber meinem Schicksal“. Auch wenn viel Geld aus dem Tal für eine Wasserstoffbahn fließen würde, gehe es doch auch „um viel Steuergeld“, zeigte sich Mainusch indes verständnisvoller.

Mattle: Prüfung alternativer Varianten
Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) hatte in der Debatte zuletzt eine freiwillige Prüfung der Zillertaler Verkehrsbetriebe (ZVB AG) durch den Bundesrechnungshof angeregt. Außerdem sollten alternative Varianten finanziell und technisch von Experten, beispielsweise der TU Graz oder Wien, nochmals geprüft werden, so Mattle im ORF Tirol Sommergespräch – mehr dazu in Mattle: „Nicht laut, aber unnachgiebig“. Gleichzeitig verwiesen der Landeschef und seine schwarz-rote Regierung einmal mehr auf den aufrechten Beschluss pro „Wasserstoffbahn“.
Die Verantwortlichen der Zillertalbahn zeigten sich am Mittwoch jedenfalls offen für eine solche Rechnungshofprüfung. Ein konkreter Fahrplan konnte noch nicht genannt werden. Diese Prüfung sei jedoch zu unterscheiden von einer Prüfung der Varianten bzw. einer Entscheidung darüber, erklärte Mainusch. Unter Umständen könne man eine Rechnungshofprüfung bei der Entscheidung über die Variante nicht abwarten. Das verkehrsgeplagte Zillertal brauche eine Lösung, so Mainusch.
Diskussion um Mehrkosten
In den vergangenen Wochen hatten neben der Causa rund um den falschen Doktor-Titel des ehemaligen Zillertalbahn-Geschäftsführers vor allem die mit dem Wasserstoff-Projekt einhergehenden Mehrkosten landespolitisch die Wogen hochgehen lassen. Zuletzt war von geschätzten „Wasserstoff“-Mehrkosten bis zu 180 Mio. Euro, gerechnet auf 30 Jahre, im Vergleich zu einer Bahn mit Oberleitung die Rede gewesen. Auch die bisher offenbar nicht ausreichend geprüfte Möglichkeit, auf der Zillertalbahn einen Akku-Zug fahren zu lassen, sorgte teils für Unverständnis und setzte die Landesregierung unter Druck.
Zillertalbahn verzeichnete 2022 Fahrgastrekord
Unterdessen legten die Verantwortlichen der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG am Mittwoch bei dem Pressegespräch in Zell am Ziller die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr offen. Im Vorjahr verzeichnete die Zillertalbahn einen Rekord an Fahrgästen. 2,9 Mio. Passagiere nutzten Busse oder Bahn der Zillertaler Verkehrsbetriebe, das waren etwas mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Gegenüber 2021 war damit eine Steigerung um fast ein Viertel zu verzeichnen.
Bei einem Umsatz von 19,5 Mio. Euro konnte 2022 ein Jahresüberschuss von rund 282.000 Euro erwirtschaftet werden. „Dieses Ergebnis liegt rund 150.000 Euro über dem ursprünglich geplanten Ergebnis“, freute sich der kaufmännische Leiter, Wolfgang Stöhr. Dabei seien die Busumsätze gleich um 49 Prozent auf rund 6,8 Mio. Euro gestiegen, wurde zufrieden bilanziert.