Anton Mattle und Georg Laich
zeitungsfoto.at/Liebl Daniel
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„Sommergespräche“

Mattle: „Nicht laut, aber unnachgiebig“

Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) verteidigt im ORF-Tirol-„Sommergespräch“ sein Nein zur FPÖ als Regierungspartner und kündigt an, dass die Zillertalbahn finanziell und technisch von der TU Graz oder Wien bewertet werden soll. Auf der B179 müsse die Tonnagebeschränkung auch beim Bau eines Scheiteltunnels bestehen bleiben. Seine politischen Ziele wolle er durch Unnachgiebigkeit erreichen.

Sendungshinweis:

„Tirol heute“, 14.8.2023
um 19.00 Uhr in ORF2

Bei der Landtagswahl stürzte die ÖVP weniger stark ab als teilweise prognostiziert, und so wurde der historische Tiefstwert von 34,7 Prozent noch als kleiner Erfolg verkauft. Mattle hatte erst rund zwei Monate vor der Wahl die Obmannschaft von Günther Platter übernommen. Zu den Sondierungsgesprächen nach der Wahl wurden alle Parteien mit Ausnahme der FPÖ eingeladen. Das hatte Mattle bereits vor der Wahl angekündigt, was die FPÖ seitdem immer wieder kritisierte.

Mattle: „Klare Position gegen Rechtspopulismus“

Im ORF-Tirol-„Sommergespräch“ darauf angesprochen sagte Mattle, er habe klar Position gegenüber Rechtspopulismus beziehen wollen und tue das auch heute noch. Es sei notwendig, der Wählerschaft zu sagen, „in welchem Weltbild man zu Hause ist“. Gleichzeitig betonte Mattle, dass die parlamentarische Zusammenarbeit mit der FPÖ gut funktioniere, eine Zusammenarbeit in der Regierung sei aber was anderes.

Langversion ORF-Tirol-„Sommergespräch“ mit Anton Mattle (ÖVP)

Zillertalbahn: TU Wien oder TU Graz soll bewerten

Mattle, der sich zuletzt für eine Prüfung der Zillertalbahn durch den Rechnungshof ausgesprochen hat, kündigte im Sommergespräch an, dass man Eisenbahntechniker der Technischen Unis Wien oder Graz mit der Bewertung der Zillertalbahn beauftragen werde. Er gehe davon aus, dass „zeitnah“ sowohl eine Bewertung als auch entsprechendes Zahlenmaterial aus dem Rechnungshof-Bericht vorliegen wird. Dann könne entschieden werden, „wohin die Reise geht“, und es könne mit den Ausschreibungen begonnen werden. Die Bewertung werde definitiv technologieoffen sein, sagte Mattle.

Darlehenslaufzeit auf 45 Jahre ausweiten

Bei der Problematik der hohen Wohnkosten sowohl im Miet- als auch im Eigentumsbereich forderte Mattle von den gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften, einen Mittelweg zu finden, um den Mieterinnen und Mietern die Belastungen erträglicher zu machen. Zudem kritisierte er erneut die Vorgaben der Finanzmarktaufsicht für Immokreditvergaben als zu streng und schlug vor, die Darlehenslaufzeit auf die Lebensarbeitszeit zu bemessen. „Die Laufzeit wäre dann 40 oder 45 Jahre, dadurch wäre die rückzahlbare Rate geringer und somit leistbares Eigentum wieder leichter möglich“, so Mattle.

Aufzeichnung Sommergespräch mit Anton Mattle
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Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) bei der Aufzeichnung des ORF-Tirol-„Sommergesprächs“ mit Chefredakteur Georg Laich

Dividenden: Geld für den Gesundheitsbereich

Nach den Strompreiserhöhungen beim Landesenergieversorger TIWAG sagte Mattle im „Sommergespräch“, dass es durch hartes Argumentieren gelungen sei, dass man in Tirol nach wie vor den günstigsten Energiepreis aller Landesenergieversorger habe. Man arbeite daran, dass es im Herbst eine neuerliche Senkung geben wird, so Mattle. Die Dividendenausschüttung der TIWAG würde „dringendst“ dazu benötigt, um die Mehrkosten u. a. im Bereich Gesundheit abzudecken, so Mattle. Das würde der gesamten Bevölkerung zugutekommen. Würden die Dividenden lediglich an die TIWAG-Kundschaft ausgezahlt, dann seien das nur 75 Prozent der Bevölkerung, rechnete Mattle vor.

Bei der Forderung der Arbeiterkammer (AK), den öffentlichen Versorgungsauftrag der TIWAG in den Statuten festzuschreiben, sah sich Mattle mit Arbeiterkammer-Präsident Erwin Zangerl (ÖVP) einer Meinung. Es dürfe aber nicht vergessen werden, dass die TIWAG auch ein marktorientiertes Unternehmen ist, so Mattle.

B179: Tonnagebeschränkung muss bleiben

Auch diesmal betraf eine Frage aus der Bevölkerung wieder die viel befahrene Fernpassroute. Astrid Wechselberger aus Weißenbach am Lech fragte nach Lösungen für das verkehrsgeplagte Außerfern, wo es Woche für Woche Staus ohne Ende gebe, und schlug u. a. eine Ampelregelung vor. Mattle sagte, dass die Fernpass-Route keine Transitroute werden dürfe und deshalb die Tonnagebeschränkung auch nach Bau eines Scheiteltunnels bestehen bleiben müsse. Zudem wolle er weiterhin auf Abfahrtskontrollen setzen, um die Ortsdurchfahrten zu entlasten. Teil einer größeren Lösung seien eine zweite Röhre beim Lermooser Tunnel sowie besagter Scheiteltunnel unter dem Fernpass.

Schule und Klimaschutz

Auf die Feststellung von Schulsprecher Felix Maurer aus Mieming, dass junge Menschen in der Schule mehr politische Bildung und mehr Wissen über Klimaschutz haben wollten, betonte Mattle u. a. die Wichtigkeit von engagierten Lehrkräften. Auch die Politik arbeite daran, um ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, so Mattle.

Bahnticket nach Bayern

Studentin Hannah Oberhauser aus Oberndorf regte ein länderübergreifendes Bahnticket für Studierende nach Bayern an. Ein Euregio-Ticket nach Bayern werde es zwar nicht geben, aber immerhin reiche das Euregio-Ticket bis nach Kiefersfelden und somit in den Kreis Rosenheim. Verbesserung könne es immer geben, erste Schritte seien somit gesetzt, so Mattle.

Vom Schulsprecher zum Landeshauptmann

Das Fundament für seine politische Arbeit sei schon in der Schule gelegt worden, erzählte Mattle. So sei er bereits in der Hauptschule und dann später auch in der Berufsschule Schulsprecher gewesen.

Einstieg in die Politik

Der Einstieg ins politische Geschäft erfolgte dann bei der Gemeinderatswahl 1986 in Galtür. In der Politik gebe es verschiedene Wege, die zum Erfolg führen, so Mattle. Seiner sei nicht der laute Weg, sondern jener der Unnachgiebigkeit. Auch so komme man ans Ziel.