Hochregallager von Egger Holz
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Wirtschaft

Durchwachsene Bilanz bei Egger Holz

Der weltweit tätige Holzkonzern Egger aus St. Johann in Tirol (Bezirk Kitzbühel) hat im abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz leicht auf 4,45 Milliarden Euro gesteigert. Beim Gewinn musste der Konzern einen deutlichen Rückgang auf 602,5 Millionen Euro hinnehmen.

Bei der Präsentation des Jahresergebnisses sprach Vorstandssprecher Thomas Leissing von einem durchwachsenen Jahr, das hinter dem Unternehmen liege. So habe Egger einen starken Anstieg bei den Energiekosten verkraften müssen. Dies habe sich bei dem Unternehmen weniger direkt im Strom oder im Gas, sondern in den Rohstoffkosten niedergeschlagen.

„Wir brauchen Leim als Bindemittel, und Leim wird wieder mit sehr viel Energie erzeugt. Daher waren wir notgedrungen damit konfrontiert, die Preise anzuheben, um diese Rohstoffkosten auch an unsere Kunden weiterzugeben“, so Leissing.

Umsatzanstieg und Ergebnisrückgang

Im ersten Halbjahr konnte Egger daher den Umsatz um 14 Prozent auf 2,26 Mrd. Euro steigern und erzielte ein operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 353,7 Mio. Euro – mehr dazu in Egger: Mehr Umsatz aber weniger Gewinn. Im zweiten Teil des Geschäftsjahrs habe sich dieser Trend gedreht, erläuterte Leissing. Wegen sinkender Rohstoffkosten musste auch Egger seine Preise senken, um nicht Marktanteile zu verlieren.

Thomas Leissing von Egger Holz
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Vorstandssprecher Thomas Leissing spricht von einem volatilen Geschäftsjahr 2022/2023

Insgesamt stieg der Umsatz im Geschäftsjahr um 5,1 Prozent auf 4,45 Milliarden Euro. Das EBITDA ging im Vergleich zum Vorjahr um 31,3 Prozent auf 602,5 Millionen Euro zurück. Damit habe sich das Ergebnis nach der außergewöhnlich hohen Nachfrage während der Pandemie auf einem langfristig nachhaltigen Level eingependelt, sagte Leissing.

Länderspezifische Unterschiede

Die Entwicklung in den einzelnen Produktbereichen fiel im abgelaufenen Geschäftsjahr unterschiedlich aus. „Die Marktlage ist eine völlig andere als in den vergangenen Boom-Jahren. Auswirkungen auf die Nachfrage ergeben sich insbesondere durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten und den Rückgang der Baugenehmigungen“, erläuterte Michael Egger jun., Leiter für Vertrieb und Marketing.

Dies mache sich für Egger beispielswiese dadurch bemerkbar, dass neue Häuser eine neue Küche oder einen neuen Laminatfußboden benötigten. Diesen Rückgang an Neubauten spüre man deutlich.

Arbeiter sitzt vor Monitoren
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Egger hat weltweit mehr als 11.000 Mitarbeiter

Wie Thomas Leissing im ORF-Interview erklärte, gäbe es beim Absatz länderspezifische Unterschiede, die sich das Unternehmen teilweise selbst nicht ganz erklären könne.

Während beispielsweise Frankreich und England sehr stabil seien, gäbe es in Deutschland in Teilbereichen Schwächen. Osteuropa beginne sich langsam wieder zu stabilisieren. „Im Export sehen wir, dass Asien durchaus wieder positiver verläuft, aber insgesamt sicher keine boomende Zeit, das muss man ganz deutlich sagen“, so Leissing.

Mehr als 540 Millionen Euro investiert

Trotz des EBITDA-Rückgangs hielt Egger die Investitionstätigkeit weiter hoch. Im abgelaufenen Geschäftsjahr tätigte Egger Investitionen in der Höhe von 540,6 Millionen Euro. Das war im Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Anstieg, damals wurden 293,6 Millionen Euro investiert.

Der Konzern müsse jährlich deutlich über 100 Millionen Euro investieren, nur um die Werke auf dem Niveau zu halten, sagte der Vorstandssprecher. Zudem wurden im Vorjahr deutlich über 300 Millionen Euro an Wachstumsinvestitionen getätigt. Dabei handle es sich um neue Kapazitäten in den Werken, Investitionen in Biomassekraftwerke sowie Logistiksysteme wie etwa Hochregallager.

Holzplattenproduktion der Firma SAIB in Caorso bei Piacenza in Italien
EGGER Holzwerkstoffe/SAIB
Egger übernahm Ende des Vorjahres 60 Prozent der Anteile an SAIB

Unter anderem erwarb Egger Ende des Vorjahres die Mehrheit an SAIB. Das mittlerweile 21. Werk von Egger liegt in Caorso – mehr dazu in Egger: Mehrheit bei italienischem Hersteller.

Schwerpunkt Nachhaltigkeit in allen Bereichen

Derzeit würden 70 Prozent des Energiebedarfs bei Egger aus nachhaltigen Energiequellen stammen, so Leissing. Egger will künftig massiv in Biomasse-Kraftwerke investieren, um vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen.

Zudem würden bereits 65 Prozent des von Egger eingesetzten Holzes aus Recycling oder Nebenprodukten industrieller Holzbearbeitungsschritte – wie Hackschnitzel oder Sägespäne – stammen.

Gelbes Fahrzeug nimmt Holzreste auf
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Der Großteil des Holzes stammt aus Hackschnitzeln oder Sägespänen

Beide Anteile sollen künftig weiter gesteigert werden, lautet die Zielsetzung beim Holzkonzern.

„Haben Hausaufgaben gemacht“

Insgesamt blicke man sehr zuversichtlich in die Zukunft, betonte Leissing. „Ich glaube, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, und damit können wir mit den Wettbewerbsvorteilen, die wir in Europa und auch in anderen Regionen der Welt durchaus haben, auch in schwierigerem Marktumfeld gut punkten.“ Die Konzentration liege primär auf weiterem Wachstum am Heimatmarkt Europa.