KW Kaunertal
ORF
ORF
Umwelt

Kaunertal: TIWAG muss Pläne verbessern

Die TIWAG hat von Umweltexpertinnen und -experten einen Verbesserungsauftrag für das Kraftwerksprojekt Kaunertal erhalten. Bis März 2024 müssen die Unterlagen überarbeitet werden – vor allem hinsichtlich des Klimawandels. Der Kraftwerksausbau ist umstritten.

Im Frühjahr hatte die TIWAG das Projekt bei der Umweltverträglichkeitsbehörde des Landes eingebracht. Fachleute hätten die Pläne in 45 Fachbereichen untersucht, wie der Landesenergieversorger mitteilte. Erste Verbesserungsaufträge für die Erweiterung des Wasserkraftwerks wurden jetzt an die TIWAG übermittelt. Bis März 2024 hat die TIWAG Zeit, die Pläne zu überarbeiten. Das Thema Klimawandel sei zu wenig berücksichtigt worden.

Nächster Schritt in der Causa

Erst im Februar wurden die Unterlagen aktualisiert und erneut zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) eingereicht, nachdem die UVP wegen eines Widerstreitverfahrens des Unternehmens mit der Gemeinde Sölden (Bezirk Imst) großteils auf Eis gelegt worden war. Mit einem Bescheid rechnet die TIWAG nicht vor 2028. Die Bauzeit dürfte sechs Jahre betragen.

Der Kraftwerksausbau im Kaunertal ist beständig Teil der landespolitischen Debatte und teils umstritten. Vor allem Naturschutzorganisationen wie der WWF laufen dagegen Sturm. Die Pläne für das große Pumpspeicherkraftwerk waren zunächst im Jahr 2009 eingereicht worden. 2012 wurden die Unterlagen dann erstmals für ein UVP-Verfahren bei der Behörde vorgelegt. Für das Projekt plant die TIWAG, bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im 34 Kilometer entfernten Ötztal – einem der niederschlagsärmsten Täler Tirols – auszuleiten.

Stausee und Gletscherstrasse
ORF/Ursula Aichner
Eine lange Debatte zieht sich bereits um den Ausbau des Wasserkraftwerks im Kaunertal

Gegenwind von Naturschutzorganisationen

Zudem sollen laut den Plänen im Platzertal große Moorflächen geflutet. Zuletzt legte der WWF mit einer neuen Studie nach. Darin wurde davor gewarnt, dass der Kraftwerksausbau die Wasserversorgung im Ötztal bedrohen könnte. Die Studie folgte wiederum auf zwei Gutachten vom Jänner dieses Jahres. In diesen wurde dargelegt, dass die Berghänge um das Kaunertal-Kraftwerk instabil seien und der Ausbau zum Pumpspeicherkraftwerk diese Hänge noch instabiler mache, so die WWF-Kritik.

Ende Juni hatten Naturschutzorganisationen, Gemeindevertreterinnen und -vertreter und Bürgerinitiativen gegen den geplanten Ausbau des TIWAG-Kraftwerks im Kaunertal mobilgemacht – mehr dazu in Großdemo gegen Kraftwerksausbau Kaunertal.

TIWAG betont Umweltfreundlichkeit

Die TIWAG hingegen betonte stets, den Ausbau so „umweltfreundlich wie möglich“ gestalten zu wollen. Die entsprechende Abwägung zwischen Vor- und Nachteilen werde die UVP-Behörde zu treffen haben. Jene Nachteile, die nicht vermieden werden können, würden durch verschiedenste ökologische Maßnahmen ausgeglichen, wurde versichert. Die Moorflächen in der Region würden renaturiert, die Wasserversorgung des Ötztals durch die Trinkwasserquellen und durch rechtlich abgesicherte zusätzliche Vorgaben gewährleistet.

Zudem sei das Projekt, das Bestandteil des Regierungsprogramms von ÖVP und SPÖ ist, essenziell für das Erreichen des Ziels der Energieautonomie bis 2050. Durch den zu vollziehenden Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen sei der Kaunertal-Ausbau eine „Investition in den Klimaschutz für die nächsten Generationen“, argumentiert der Energieversorger.