Zur Protestaktion aufgerufen hatten Bürgerinitiativen und Gemeindevertreter bzw. Vertreterinnen von 20 betroffenen Orten aus dem Ötztal, dem Inntal und dem Kaunertal gemeinsam mit “WET – Wildwasser erhalten Tirol" – unterstützt von WWF Österreich, GLOBAL 2000, Fridays for Future Innsbruck, Naturfreunde Österreich, Verein Unser Wasser, “Lebenswertes Kaunertal" und River Collective. Die Demoonstranten kamen mit einem Raftingboot und Kajaks, um zu verdeutlichen, dass sie um das Wasser im Ötztal fürchten.
Ausbau nicht zukunftstauglich
Bettina Urbanek vom WWF bezeichnete das Vorhaben als „veraltet“, das „nicht umweltverträglich realisierbar“ sei. Der Megaausbau zerstöre viel zu viel an Natur und würde die Wasserversorgung im Ötztal in der Klimakrise in Frage stellen. Außerdem würde er instabile Hänge im Kaunertal beim bestehenden Speicher noch zusätzlich belasten und sie so noch instabiler werden lassen, so Urbanek. Die Gelder sollten stattdessen für eine „Energiespar- und Photovoltaik-Offensive“ verwendet werden.
Demonstranten fordern naturverträgliche Lösungen
Für Viktoria Auer von Global 2000 sei es keine Lösung, „die ökologisch wichtigen Moore des Platzertals für ein neues Pumpspeicherkraftwerk zu zerstören“. „Gesunde Moore sind einer der wichtigsten CO2-Speicher, die wir haben. Die Tiroler Landesregierung (bestehend aus ÖVP und SPÖ, Anm.) und Tiwag sollen endlich auf eine naturverträgliche Energiewende in Tirol setzen“, forderte Auer. Die Demonstration war laut Polizei am späten Vormittag „ohne Vorkommnisse“ und unter anderem am Landhausplatz über die Bühne gegangen war.
Ausbaupläne bereits seit 2009
Für das Projekt plant die Tiwag, bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im 34 Kilometer entfernten Ötztal – einem der niederschlagsärmsten Täler Tirols – auszuleiten. Zudem würden im Platzertal neun Fußballfelder an Moorflächen geflutet. Mit seinen 120 Metern wäre der Staudamm fast so hoch wie der Stephansdom in Wien und sieben Mal so hoch wie das Goldene Dachl – Vergleiche, die die Naturschutzorganisationen beständig zur Abschreckung heranziehen.
TIWAG verteidigt den Ausbau des Kraftwerks
Das Projekt sei essenziell, um das Ziel der Energieautonomie bis 2050 zu erreichen, heißt es vonseiten der TIWAG. Man wolle den Ausbau so „umweltfreundlich wie möglich“ gestalten. Die entsprechende Abwägung zwischen Vor- und Nachteilen werde dann die UVP-Behörde zu treffen haben. Jene Nachteile, die nicht vermieden werden können, würden durch verschiedenste ökologische Maßnahmen ausgeglichen, wurde versichert.
Zudem sahen die Verantwortlichen sämtliche massive Bedenken und Vorbringen der Organisationen wie etwa des WWF als de facto unbegründet an. Die Moorflächen in der Region würden renaturiert, die Wasserversorgung des Ötztals sowohl durch die Trinkwasserquellen und durch rechtlich abgesicherte zusätzliche Vorgaben gewährleistet. Auch dass der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal die Instabilität um den Gepatschspeicher weiter erhöhen könnte, ortete Projektleiter Wolfgang Stroppa nicht. Alles sei intensiv beurteilt und mitberücksichtigt worden und nun liege es an der Behörde, final zu entscheiden.