Braunbär
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Chronik

Unterschiedliche Einschätzung des Bären

Ein Braunbär, der sich seit Tagen in den Wäldern im Raum Breitenbach und Langkampfen aufhalten soll, sorgt für unterschiedliche Reaktionen. Ein Ausflugsgasthaus am Berglsteinersee meldet Umsatzeinbußen. Der Breitenbacher Bürgermeister fordert ein Eingreifen. Sein Langkampfner Kollege sieht die Situation gelassener.

Im Unterland wandert offenbar ein Bär umher. Eine Reiterin meldete am Donnerstag eine Sichtung auf einem Forstweg bei Breitenbach am Inn (Bezirk Kufstein). Inzwischen wurde vermutlich derselbe Braunbär auch weiter östlich bei Langkampfen gesichtet. Wie der Vizebürgermeister von Breitenbach, Adi Moser, gegenüber ORF Tirol bestätigte, kam es am Donnerstagnachmittag zwischen 15.00 und 16.00 Uhr auf einem Forstweg zwischen Berglsteinersee und Jocher Kapelle zu der mutmaßlichen Begegnung: „Ihr Pferd ist stehengeblieben und hat in eine Richtung gestarrt. Dort hat die Reiterin dann einen Bären im Unterholz gesehen. Der Bär hat sich aufgerichtet und kurz gefaucht. Die Reiterin hat ihr Pferd angetrieben und ist davongeritten. Der Bär hat sie dann noch kurz verfolgt“, so der Breitenbacher Vizebürgermeister.

Moser: Bären könnten Landwirtschaft bedrohen

Reiterin und Pferd kamen nicht zu Schaden. Die Schilderung sei sehr glaubwürdig, betonte Moser. Es wäre die erste Bärensichtung in Breitenbach: „Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es in der Region Bären gibt. Für einzelne Personen ist so eine Sichtung natürlich ein Riesenschreck. Breiten sich diese Tiere aber noch weiter aus, stellt das eine Gefahr für die Landwirtschaft dar, die dann so nicht mehr stattfinden kann, wenn es vermehrt Nutztierrisse gäbe“, warnte er. Er sprach sich dafür aus, dass es erlaubt sein soll, solche großen Beutegreifer auch zu schießen.

Gastronom klagt über Umsatzeinbußen

Im Gasthaus am Berglsteiner See ist man ob der Folgen der Bärensichtung überrascht. Fritz Fischler, Gastronom direkt am See, verzeichnete am Wochenende Umsatzeinbußen. 30 Prozent der Reservierungen seien storniert worden. Gäste wollten nicht mehr bei ihm essen, sie hätten Angst vor einer Begegnung mit dem Bären, so der Wirt.

Gemeldete Risse gibt es in Breitenbach bisher noch keine, auch noch keinen DNA-Nachweis. Zuletzt war allerdings ein Bär in Brandenberg (ebenfalls Bezirk Kufstein) nachgewiesen worden, etwa zehn Kilometer entfernt – mehr dazu in Zwei Bären und fünf Wölfe nachgewiesen.

Waldgebiet Ausgleichsflächen Langkampfen
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Zuletzt wurde ein Bär im Bereich Langkampfen gesichtet. Ob es derselbe ist, der durch die Wälder streift, vermag derzeit niemand zu sagen.

Land: Aufrichten keine Drohgebärde

Moser meldete die Sichtung der Monitoringstelle des Landes und auch in der Homepage der Gemeinde. Dort sind auch Verhaltensregeln verlinkt. Denen zufolge ist ein Aufrichten nicht als Drohgebärde zu deuten – Bären würden sich aufrichten, um die Lage zu erkunden und sich einen Überblick zu verschaffen, ist dort zu lesen.

Man nehme die Hinweise jedenfalls ernst. Die Bevölkerung solle Beobachtungen an die Bezirkshauptmannschaft oder über das Sichtungsformular melden.

Bärensichtung auch bei Langkampfen

Das Land Tirol bestätigte am Sonntag die gemeldete Bärensichtung bei Breitenbach am Inn. Sonntagmittag ergänzten die Behörden diese auch um eine weitere Meldung eines Bären im Gemeindegebiet von Langkampfen (ebenfalls Bezirk Kufstein) – etwa 15 Kilometer östlich von der letzten gemeldeten Sichtung entfernt. Eine Person hatte über das Sichtungsformular eine Bärensichtung gemeldet. Der Bär sei außerhalb des Siedlungsraums in den umliegenden Wäldern gesehen worden. Seitens des Landes wurde betont, dass sich der Bär derzeit unauffällig verhalte. Und so sieht das auch der Langkampfner Bürgermeister Andreas Ehrenstrasser, der auch Jäger ist: „Der Bär ist ein Wildtier, das einen Fluchtreflex hat. Wenn ein Bär durch unsere Wälder streift, dann wird man nicht viel dagegen unternehmen können. Die Natur, die uns umgibt, ist ein Lebensraum, und damit ist so ziemlich alles gesagt.“