Bauarbeiter arbeiten in der Hitze auf einer Baustelle
APA/EXPA/Jakob Gruber
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Wirtschaft

Gedämpfte Aussichten für Tiroler Wirtschaft

Die Tiroler Wirtschaftskammer (WK) rechnet im zweiten Halbjahr mit weiterhin hoher Inflation und nur geringem Wirtschaftswachstum. Tirol stecke in einer Flaute fest, hieß es am Montag nach einem Konjunkturgipfel.

Wie das Tiroler Konjunkturbarometer zeigt, bewerten 27 Prozent der befragten Leitbetriebe die wirtschaftliche Situation als gut, 64 Prozent als durchschnittlich und neun Prozent als schlecht. 32 Prozent der Betriebe in der Baubranche sprachen von zu wenig Auslastung.

Die Landesregierung und die Wirtschaftskammer hatten sich vor der Präsentation des Konjunkturbarometers erstmals getroffen. „Es war ein Treffen aller Wirtschaftskammer-Spartenvertreter, in der auch Forderungen und Wünsche diskutiert wurden“, sagte dazu der Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser bei einer gemeinsamen Pressekonferenz.

Mario Gerber, Christoph Walser und Anton Mattle
Wirtschaftskammer Tirol
Mario Gerber, Christoph Walser und Anton Mattle

Geringe Auslastung der Baubranche

Der Gipfel sei vor allem wegen der geringen Auslastung in der Baubranche notwendig gewesen, hielt Walser fest. „In dieser Branche gibt es ein Minus von elf Prozent bei den Geschäftsklimawerten“, strich der Wirtschaftskammerpräsident heraus. Das habe auch gesamtwirtschaftliche Folgen: „Bei dieser Auslastung wartet die Branche aktuell auch wegen weiterer Investitionen, bis es wieder gut oder sehr gut läuft.“

Bauarbeiter mit großer Zange
ORF

Walser spricht von guter Wirtschaftslage und Stimmung

Trotz des eher mäßigen Stimmungsbildes, der Bau-Herausforderungen und des relativ geringen Wirtschaftswachstums – dieses wurde in Tirol für 2023 mit maximal 1,5 Prozent prognostiziert und fiel damit deutlich geringer aus als das Wachstum von 7,5 Prozent im Jahr 2022 – seien Wirtschaftslage und Stimmung bei den Unternehmerinnen und Unternehmern insgesamt recht gut, so Walser. Schließlich würden eben nur neun Prozent die wirtschaftliche Situation als schlecht bezeichnen, meinte Walser.

Vor allem den Tourismus- und Dienstleistungssektor wollte Wirtschaftslandesrat Mario Gerber (ÖVP) in diesen zwar noch stabilen, aber bereits nicht ganz einfachen Zeiten als Fundament sehen. „Der Tourismus hat 2022 einen positiven Start hingelegt“, konstatierte Gerber – mehr dazu in Guter Tourismusstart in die Sommersaison. Aktuell gelte es aber vom „Reden ins Tun zu kommen“ und den Faktor Arbeit über alle Branchen hinweg auch im Austausch mit der Bundesregierung zu entlasten, so der Wirtschaftslandesrat.

Inflation in Österreich deutlich höher

Als gewichtiges Problem für die Tiroler Wirtschaft machten Walser, Gerber und der bei dem Pressegespräch ebenfalls anwesende LH Anton Mattle (ÖVP) über alle Ebenen hinweg die hohe Inflation in Österreich aus. Es gebe jedoch unterschiedliche Erklärungen, warum diese höher als in manch anderen EU-Ländern sei, meinte Mattle.

„Es ist fraglich, ob es wirklich am sogenannten Gießkannenprinzip bei den Förderungen liegt“, so Mattle. Wichtig sei jedenfalls, dass die öffentliche Hand in dieser Zeit investiere: „Das tut das Land Tirol gerade beim MCI-Neubau und beim Umbau des Tiroler Ferdinandeums“, verwies der Landeschef.

Mattle gegen staatliche Eingriffe in Energiemarkt

Kritik an Schwarz-Grün auf Bundesebene, wie zuletzt Walser, wollte Mattle nicht äußern. Vielmehr habe die schwarz-grüne Bundesregierung Maßnahmen gefunden, um auf Marktverwerfungen zu reagieren, hielt er fest.

Eingriffe in den Energiemarktpreis wie beispielsweise in Spanien oder Portugal, die so die Inflation niedriger hielten, benannte Mattle als für Österreich wenig sinnvoll: „Der Markt in Mitteleuropa ist stärker verwoben und so hat man in Österreich beispielsweise Energiekostenzuschüsse und Energiepreisbremsen auf den Weg gebracht.“

Walser lobt Unterstützung für Wirtschaft

Christoph Walser zeigte sich auf Nachfrage mit den Maßnahmen der Bundesregierung neuerdings nicht unzufrieden, nachdem er Mitte Juni gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“ eingefordert hatte, dass der Bund in Sachen Inflation „zum Stopper statt zum Treiber“ werden müsse.

„Es waren auch sehr viele gute Punkte in Österreich, so gab es etwa in ganz Europa nicht so viel Unterstützung für die Wirtschaft wie hierzulande“, merkte der Wirtschaftskammerpräsident an.

Tirol mit höherem Wirtschaftswachstum

Tirol liegt mit einem prognostizierten Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent über der IHS-Prognose für Österreich. Für das laufende Jahr erwarten die Institute IHS und WIFO – wie in ihrer März-Prognose – ein reales Wirtschaftswachstum von 0,3 bzw. 0,5 Prozent.