Wölfe
APA/dpa/Armin Weigel
APA/dpa/Armin Weigel
Landwirtschaft

Hybridwölfe bereiten Almwirtschaft Sorgen

Tirols Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger (ÖVP) sieht auch in Tirol ein verstärktes Auftreten von Hybridwölfen, also Kreuzungen von Hund und Wolf. Darüber zeigt er sich bei einer Pressekonferenz am Montag zum Start der Almsaison im Stubaital besorgt.

Die Hybridwölfe würden zusätzlich zu den herkömmlichen Wölfen dazu beitragen, den „Almfrieden zu gefährden“, so der Landwirtschaftskammerpräsident, der zugleich Nationalratsabgeordneter der ÖVP ist. Bereits vergangene Woche hatte die Kärntner Landwirtschaftskammer in Sachen Hybridwölfe Alarm geschlagen. Solche Individuen seien in Kärnten bereits nachgewiesen worden – sie würden weniger Scheu vor Menschen haben, hatte es geheißen – mehr dazu in Land Kärnten geht gegen Hybridwölfe vor.

Das verstärkte Auftreten von Hybridwölfen mache die Wolfsproblematik jedenfalls noch dringlicher, meinte Hechenberger. Man sei diesbezüglich mit dem Bundesland Kärnten in Austausch. An sich sei die Hybridisierung aber auch eine Chance: „Diese Wölfe stehen ja, da sie nicht reinrassig sind, nicht unter verstärktem Artenschutz.“

Forderung nach klaren Richtlinien

Es brauche – egal ob Hybridwolf oder reinrassiger Wolf – auf EU-Ebene endlich klare gesetzliche Richtlinien, verlangte Hechenberger. „Die Verordnung des Landes Tirol, die den Abschuss von Wölfen ermöglicht, war aber zuvor der richtige Schritt“, hielt der Landwirtschaftskammerpräsident fest. „Unser mittelfristiges Ziel ist es nun, dass die Gesetze Gegenwart und Realität entsprechen“, strich er heraus und sprach damit auch eine aus seiner Sicht notwendige Anpassung des Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) der Europäischen Union an. Diese stelle vor allem „reinrassige Wölfe“ unter hohen Schutz stelle.

Josef Hechenberger Landwirtschaftskammer Präsident
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Laut Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger braucht es eine Anpassung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie

Am Wochenende hatten die beiden an der Universität Innsbruck lehrenden Europarechtler Walter Obwexer und Peter Hilpold die Vorgehensweise Tirols gegenüber der APA als eindeutig EU-rechtswidrig bezeichnet. Für Hilpold werden die Probleme seitens der Politik „wohl in Kauf genommen“, Obwexer schlug eine Rückkehr zur Bescheid-Variante vor – mehr dazu in Europarechtler: Abschuss ist rechtswidrig.

Bisher offiziell noch kein Wolf erlegt

In Tirol sorgt das Thema Wolf für stetige Aufregung. Immer wieder stattfindende Rissereignisse auf Tirols Almen erhitzen die Gemüter und machten Forderungen nach Abschüssen laut. Im Frühjahr reagierte die schwarz-rote Tiroler Landesregierung mit einer Gesetzesnovelle, die Abschüsse auf dem Verordnungsweg regelt. Mittlerweile wurden sechs Wölfe zum Abschuss freigegeben, es wurde aber noch keiner erlegt – mehr dazu in Weiterer Wolf zum Abschuss freigegeben. Anders verhält es sich beispielsweise im Bundesland Kärnten, das mit einer ähnlichen juristischen Handhabe agiere. Dort wurden bereits einige Exemplare abgeschossen.

Hechenberger sieht zu viele E-Biker

Almwirtschaft und Almsaison seien aber nicht nur von Wölfen oder Hybridwölfen bedroht und herausgefordert, konstatierte Hechenberger. „Auch die zunehmende Nutzung der Almgebiete durch E-Biker ist ein Problem“, meinte er. Die Frequenz dieser Freizeitsportler habe sich in den letzten Jahren massiv erhöht, weshalb auch eine Änderung des sogenannten „Mountainbike-Vertrags“ notwendig sei. „Derzeit bekommen die Landwirte hier vom Land Tirol und den Tourismusverbänden zwischen neun und 45 Cent pro Laufmeter und Jahr“, erklärte Hechenberger. Es müsse hier „zumindest eine Verdoppelung geben“, forderte er auf Nachfrage.

Michael Jäger Tiroler Almwirtschaftsverein
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Michael Jäger, stv. Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins, fordert eine Überarbeitung der Regeln für die Nutzung der Almen

Dem schloss sich auch der stellvertretende Obmann des Almwirtschaftsvereins, Michael Jäger, an. „Durch die E-Biker müssen die Spielregeln auf der Alm zum Teil neu geschrieben werden“, betonte Jäger. Der „Mountainbike-Vertrag“ müsse diesbezüglich dringend „angepasst werden“. Auch Andreas Denifl, Almobmann der Schlickeralm, sah in der Freizeitnutzung ein Problem für die Almwirtschaft und forderte außerdem in Hinsicht auf den Wolf eine Art „Abschussprämie“ für die Jägerschaft.

180.000 Nutztiere auf Tiroler Almen

Die Almwirtschaft sei, ganz unabhängig von der Wolfsthematik und ähnlichem, in Tirol bereits komplex genug, strich Hechenberger heraus: „In Tirol werden 125.000 Hektar landwirtschaftlich auf Almen genutzt.“ Für die Bauernfamilien sei das oft schwierig: „Meist betreiben diese ja im Tal und zusätzlich auf der Alm eine Landwirtschaft, was zu wirtschaftlichen Herausforderungen führt.“

Als weitere Problematik machte Hechenberger hierbei die damit verbundenen Investitionen aus: „Die Investitionen sind da und werden immer größer, während die Preise der Almprodukte leider stagnieren.“ 180.000 Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde verbringen den Sommer auf den über 2.000 Tiroler Almen.