Illustration zum Thema Medizin / Hausarzt / Arzt / Gesundheit: Ein praktischer Arzt beim Abhören eines Patienten, in einer Praxis in Niederösterreich. (19.8.2014)
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com
Gesundheit

1,5 Mio. Euro pro Primärversorgungszentrum

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) will 1,5 Millionen Euro im Jahr pro Primärversorgungszentrum zur Verfügung stellen. In Tirol sollen sechs dieser Zentren entstehen. 20 bis 30 Ärztinnen und Ärzte hätten bereits ihr Interesse bekundet, so die ÖGK.

In anderen Bundesländern gibt es zum Teil seit Jahren solche Primärversorgungszentren (PVZ), in denen sich mehrere Ärztinnen und Ärzte zusammenschließen und gemeinsam eine medizinische Versorgung inklusive Therapiemöglichkeiten anbieten können. In Tirol haben sich ÖGK und Ärztekammer nach jahrelangen Verhandlungen kürzlich auf einen Rahmenvertrag geeinigt – mehr dazu in Primärversorgungszentren bald auch in Tirol. Der Vertrag soll in den kommenden Wochen unterschrieben werden. Die ÖGK rechnet damit, dass noch heuer ein erstes Primärversorgungszentrum in Tirol entsteht. Die Ärztekammer zeigt sich hier zurückhaltender.

Wie Werner Salzburger, ÖGK-Landesstellenvorsitzender in Tirol, am Dienstag gegenüber dem ORF erklärte, sehe man trotz Skepsis auf Ärztekammerseite in den PVZ auch ein finanziell attraktives Modell für Medizinerinnen und Mediziner. Neben der Basisfinanzierung pro Jahr durch die Krankenkasse gebe es auch Unterstützungen etwa beim Start – auch von Seiten des Landes. Zusätzlich werden Kosten für das PVZ-Management übernommen, so Salzburger.

Vielfältige Patientenversorgung in Wohnortnähe

Das Hauptaugenmerk liegt für die Krankenkasse in der Patientenversorgung. Der Zuammenschluss von Ärztinnen und Ärzten zu einem PVZ bringe erweitere Öffnungszeiten in der Ordination, 50 Stunden pro Woche sind mindestens vorgesehen. Neben den Medizinern sollen in den Primärversorgungszentren auch Diplompflegekräfte tätig sein, daneben seien Angebote für Physio- und Ergotherapie oder Logopädie und Diätologie möglich.

Frau macht auf einer Matte eine Übung in der Physiotherapie
ORF.at/Christian Öser
Neben ärztlichen Behandlungen soll es in den Primärversorgungszentren auch Therapieangebote geben

Der Vorteil für die Patientinnen und Patienten liege laut Salzburger darin, dass die Behandlungen in den PVZ als Krankenkassenleistung mit der E-Card in Anspruch genommen werden können. Dort wo solche Zentren entstehen, haben Versicherte demnach eine vielfältige medizinische Versorgung in Wohnortnähe. Ziel sei es auch, damit die Krankenhausambulanzen zu entlasten. Die PVZ sollen jedenfalls mehr sein als eine Gemeinschaftspraxis und ein weitreichenderes Angebot vorsehen, so Salzburger.

Ärztekammer sieht in PVZ kein Allheilmittel

Etwas weniger euphorische als bei der ÖGK sieht man bei der Ärztekammer die Primärversorungszentren. Sie seien ein Mosaik in der Gesundheitsversorgung. Erstanlaufstelle bleibe vielerorts die Hausärztin oder der Hausarzt. Dort wo schon bisher Ärztinnen und Ärzte fehlen, werde das Problem auch durch die PVZ nicht einfach behoben.

Die Kammer spricht auch von einem komplizierten rechtlichen Rahmen durch das Gesetz. In der Praxis müsse sich jetzt zeigen, ob Mediziner in Tirol das Modell attraktiv genug finden. Bei der Ärztekammer ist man skeptisch, ob es noch heuer den Start für das erste PVZ in Tirol gibt.

Teamwork als Vorteil für Mediziner

ÖGK und Land wollen im Sommer mit der Information der interessierten Mediziner beginnen. Der ÖGK-Landesstellenvorsitzende glaubt, dass die gemeinsame Arbeit neben den finanziellen Aspekten ein weiteres Argument für Primärversorgungszentren sei. Viele Ärztinnen und Ärzte würden gerne im Team arbeiten.

In einem Primärversorgungszentrum können demnach auch Teilzeit und Urlaubsvertretungen besser unter einen Hut gebracht werden, meint Salzburger. Sechs PVZ sind in Tirol vorerst vorgesehen. Laut ÖGK sind aber auch mehr solche Zentren möglich, wenn es entsprechendes Interesse von Ärztinnen und Ärzten dafür gibt.