Im Jahr 1601 schuf der Künstler Abraham Jäger eine aquarellierte Federzeichnung. Darin stellte er den Vernagtferner mit dem Rofener Eissee dar. Die Zeichnung gilt als die weltweit älteste bekannte Ansicht eines Gletschers. Das Original des Bildes befindet sich heute im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Im Rahmen der Ausstellung „Ötztaler Gletscher. Katastrophen, Klimawandel, Kunst“ wird das Bild im Turmmuseum in Oetz zu sehen sein.
Die Ausstellung Ötztaler Gletscher. Katastrophen, Klimawandel, Kunst wird am 1. Juni um 19.00 Uhr mit einem Impulsvortrag der Gletscherforscherin Andrea Fischer im Turmmuseum in Oetz eröffnet. Sie läuft bis Oktober 2024.
Das Kunstwerk von Abraham Jäger markiert den Beginn der über 400-jährigen Geschichte der künstlerischen Interpretation und Dokumentation der „Eisriesen“. Seitdem machten sich die Menschen immer wieder daran, die Gletscher zu beobachten, zu zeichnen, aber auch zu fürchten. Einst wurden sie in ihrer krachend-überwältigenden Gestalt als bedrohlich wahrgenommen. Die bäuerliche Bevölkerung verarbeitete das potentiell katastrophale Vorstoßen der Gletscher in Form von Frevelsagen, hieß es in einer Aussendung über die Ausstellung.

Von Naturgefahren, Attraktionen und der Klimakrise
Später entfalteten die Eisbrüche und Gletscherseen eine anziehende Wirkung. Ab dem 19. Jahrhundert zogen Forscherinnen und Forscher, Bergbegeisterte und Reisende in Scharen ins Hochgebirge, um sich selbst ein Bild von der Naturgewalt zu machen.
In den vergangenen Jahren mutierten die Gletscher zum Sinnbild für die Klimaerwärmung. Der jährliche Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins zeigt etwa, wie dramatisch die Lage der noch verbliebenen „Eisriesen“ ist – mehr dazu in Gletscherschmelze: Es gilt „Alarmstufe rot“. Unter den geänderten Klimabedingungen wurden die Gletscher erneut zum Objekt des zeitgenössischen Kunstschaffens.

Historische und zeitgenössische Kunstwerke
Diese wechselvolle Geschichte des nicht mehr ewig währenden Eises erzählt die Ausstellung des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) und der Ötztaler Museen. Die Schau vereint historische Arbeiten einerseits und zeitgenössische Kunstwerke andererseits. Zu Ersteren zählen etwa Werke von Thomas Ender, Rudolf Reschreiter oder Emilie Mediz-Pelikan. Vertreterinnen und Vertreter jüngerer Arbeiten sind zum Beispiel Elisabeth Eiter, Nino Malfatti oder Jessie L. Pitt.
Die Grundlage der Ausstellung bildet ein gleichnamiger Sammelband, der vom ÖAV und den Ötztaler Museen herausgegeben wurde. „Das Buch und die Schau behandeln den Blick auf die imposanten alpinen Eisriesen, der gleichsam wie ein Spiegelbild unserer Gesellschaft durch die Zeiten wirkt“, hieß es. Während der Laufzeit wird die Ausstellung bis Oktober 2024 immer wieder verändert und mit weiteren Kunstwerken überarbeitet.