Gletschermesser bei der Arbeit
Alexander Doric
Alexander Doric
Klima&Umwelt

Gletscherschmelze: Es gilt „Alarmstufe rot“

Der Österreichische Alpenverein hat am Freitag Alarm geschlagen. Noch nie in der 132-jährigen Messgeschichte habe es einen so rasanten Gletscherrückgang gegeben wie im Zeitraum Oktober 2021 bis September 2022. Der negative Spitzenreiter ist das Schlatenkees in Osttirol.

Beim Schlatenkees in der Venedigergruppe in Osttirol wurde ein Rückgang des Gletschers um 89,5 Metern verzeichnet – fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Knapp dahinter liegt die Pasterze in der Kärntner Glocknergruppe mit 87,4 Metern.

Gletscherbericht

Im Mittel sind alle vom Alpenverein beobachteten 89 Gletscher um rund 29 Meter kleiner geworden – ein absoluter Rekordwert. Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins sprach von „dramatischen Werten“: „Wir erzählen seit Jahren immer dasselbe vom Gletscherrückgang. Aber diesmal ist die Veränderung dramatisch.“

Zeitraffer Gepatschferner (Ötztaler Alpen) Juli 2020 bis Oktober 2022

Gepatschferner Gletscherschmelze Rückgang seit 2020

Keine Aussicht auf Erholung

Der am Freitag vorgestellte Gletscherbericht zeigte die wegen des Klimawandels anhaltend schlechten Rahmenbedingungen der Alpengletscher. Wenig Niederschlag, weniger Schnee sowie überdurchschnittlich höhere Temperaturen sind die Gründe für den starken Gletscherschwund. Und es ist keine Besserung in Sicht. Die Entwicklung werde in den nächsten Jahren weiter gehen, meinte Gerhard Karl Lieb, Leiter des Messdienstes des Alpenvereins: „Eine Erholung der Situation oder ein Wachsen der Gletscher ist einfach ausgeschlossen. So etwas müsste sich längst abzeichnen in den hochgelegenen Gletschergebieten. Da müsste sich schon jetzt Schnee ansammeln, damit ein Gletscher wieder vorstoßen könnte. Es ist das Gegenteil der Fall.“

Eine Prognose ohne Eisriesen

Gibt es keine Trendumkehr werde Österreich bis 2075 komplett eisfrei sein, es würde keine Gletscher mehr geben, so die Prognose. Dieser Zustand könnte aber auch schon deutlich früher eintreten, so der Österreichische Alpenverein in seinem Gletscherbericht.

Von der Politik wird mehr Schutz des hochalpinen Raumes gefordert. Es brauche wirkungsvollere Maßnahmen, etwa Tempo 100 auf allen österreichischen Autobahnen. Denn die wenigen noch unberührten Gletscher sollten auch unberührt bleiben, solange es sie noch gibt.