Publikum bei der Eröffnung des Journalismusfests im Innsbrucker Kulturzentrum Treibhaus
Journalismusfest/Alena Klingler
Journalismusfest/Alena Klingler
Medien

International besetztes Journalismusfest

Am Freitag startet zum zweiten Mal das international besetzte Journalismusfest Innsbruck. An 15 Orten finden bis Sonntag über 50 großteils frei zugängliche Veranstaltungen statt. Dabei sind unter anderen Vertreter russischer Exilmedien sowie Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe.

Das Festival soll Qualitätsjournalismus stärken und für alle erfahrbar machen. Es wird zum zweiten Mal in Innsbruck abgehalten. Letztes Jahr war der Korrespondent des ORF, zuständig für den arabischen Raum, Karim El-Gawhary, in Innsbruck – mehr dazu in Journalismusfest: Gast Karim El-Gawhary.

Journalisten riskieren ihr Leben

Bei der Planung des Journalismusfests sei wichtig gewesen, aktuellen Themen viel Raum einzuräumen, sagte Koprogrammleiterin Veronika Vogel gegenüber der APA. „In manchen Staaten ist die Situation für Medienschaffende aktuell prekär bis bedrohlich – in Russland bekanntlich oder in Belarus. Redaktionen mussten das Land verlassen. Manche investigativ arbeitenden Kolleginnen bzw. investigative Plattformen – denken wir an Bellingcat oder an die Ermordung von Daphne Caruana Galizia (maltesische Journalistin, Anm.) – riskieren ihr Leben“, hielt Festivalgründer Benedikt Sauer fest. Thematische Schwerpunkte sind etwa Panels zur Ukraine, Russland und Belarus, Klimajournalismus, investigative Recherchen, internationale Politik und auch grenzüberschreitender Regionaljournalismus.

Karim El Gawhary
Akram Al Yasiri
Letztes Jahr war ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary zu Gast beim Journalismusfest in Innsbruck

Brennpunkte Iran und Afrika

„Auch der Blick zum Nachbarn Afrika ist uns ein Anliegen: Es kommen Kolleginnen und Kollegen aus dem Kongo, die über den Stellenwert des Radios und den Raubbau an Bodenschätzen berichten. Und wir freuen uns auf Tsitsi Dangarembga, eine der prononcierten feministischen Stimmen des afrikanischen Kontinents“, so Sauer über die Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels. Die politisch Verfolgte wurde erst vor wenigen Tagen in Simbabwe freigesprochen und tritt am Samstag um 17.00 Uhr im Treibhaus auf.

Vogel liegt besonders eine Veranstaltung zu feministischen Protesten im Iran, die am Freitag um 17.00 Uhr in der Stadtbibliothek Innsbruck über die Bühne geht, am Herzen. „Ich bewundere es, mit welcher Ausdauer die Rednerinnen sich für die Bewegung einsetzen und nicht nachlassen, auch wenn das mediale Interesse langsam abebbt“, so die Koprogrammleiterin.

Journalistinnen aus Russland und Belarus

Aus dem Exil in Riga kommen die Herausgeberin des größten russischen Exilmediums, Meduza, Galina Timtschenko, und die Chefredakteurin des russischen Onlinemediums Takie Dela, Maria Bobyleva, nach Innsbruck. Erwartet werden auch Vertreter des belarussischen Exilmediums Nexta, jetzt mit Hauptsitz in Warschau, und Roman Stepanovych vom selbst finanzierten ukrainischen Onlineportal Zaborona.

Bei der Eröffnung am Freitag wird mit Adam Michnik einer der einflussreichen Publizisten und Intellektuellen Osteuropas anwesend sein. Der Mitgründer der Gewerkschaft Solidarność kämpft nach wie vor als Gründer und Chefredakteur der liberalen größten Tageszeitung Polens, „Gazeta Wybocrza“, gegen die Bedrohung von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in Polen.

Bisher Unbekanntes zum „Ibiza-Video“

Bisher unbekannte Hintergründe zum „Ibiza-Video“ will die Redaktion des „Standard“-Podcast „Inside-Austria“ liefern. Erstmals in Österreich gibt es beim Festival einen Reporter Slam. Das Festival wird größtenteils öffentlich finanziert, vor allem durch Stadt Innsbruck, Land Tirol, Innsbruck Tourismus, die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino, Tirol Werbung und die Universität Innsbruck.

Ob es eine dritte Ausgabe im nächsten Jahr geben wird, hängt laut Sauer von den finanziellen Möglichkeiten ab. Es sei nicht einfach, vorauszuplanen. „Wir sind ein kleines Kernteam mit einigen wenigen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, und das Festival ist keine kleine Sache.“ Schön und wichtig sei, dass sich mehrere Organisationen des Innsbrucker Kulturlebens daran beteiligen.