Grauer und weißer Sneaker von Giesswein
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Wirtschaft

Giesswein verarbeitet Pilze zu Schuhen

Die Firma Giesswein aus Brixlegg (Bezirk Kufstein) ist seit Jahren mit ihren Schuhen aus Merino-Wolle erfolgreich. Nach Schuhen, die aus recycelten PET-Flaschen hergestellt werden, bringt das Unternehmen ab Herbst Schuhe auf den Markt, die aus Austernpilzen hergestellt werden.

Die Pilze, die Giesswein für seine Schuhe braucht, stammen aus Vietnam. Dort werden sie kultiviert und nach 30 bis 40 Tagen geerntet. Anschließend werden die Pilze getrocknet und dann zu einem Pulver verarbeitet. Dieses Pulver wird mit Naturkautschuk vermischt, so entsteht das Pilzleder, erläutert Geschäftsführer Johannes Giesswein.

„700 bis 800 Kilometer Laufleistung“

Auf den ersten Blick unterscheidet sich ein Schuh, der aus Austernpilzen hergestellt wird, nicht von einem herkömmlichen Sneaker. Der Pilzschuh sei gleich haltbar wie ein Schuh aus herkömmlichen Leder, betont Giesswein. „Bei Schuhen und bei Sneakers reden wir meistens von einer Laufleistung von 700 bis 800 Kilometern, die man mit diesem Schuh machen kann.“

Johannes Giesswein
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Johannes Giesswein ist für das Design und die Produktentwicklung verantwortlich

Für Schuhproduktion wird Ausschussware verwendet

Neben dem Pilz wird auch der Schuh in Vietnam produziert. Dies habe einerseits logistische Gründe, andererseits liege das Know-how im Sportschuhbereich – zu denen auch Sneaker zählen – inzwischen in Asien, erklärte Markus Giesswein, der das Familienunternehmen zusammen mit seinem Bruder Johannes in dritter Generation leitet. Der weltweite Versand der Schuhe erfolgt dann jedoch aus der Zentrale des Unternehmens in Brixlegg.

Zunächst werden 10.000 bis 15.000 Pilzschuhe produziert, die dann ab dem dritten Quartal 2023 verkauft werden. Dafür brauche es mehrere Tonnen an Pilzen, wofür aber nur Ausschussware verwendet wird. „Der Austernpilz ist ein Pilz, der in der Lebensmittelindustrie eingesetzt wird. Rund 20 Prozent sind Ausschussware, die nicht im Lebensmittelhandel verwendet werden kann. Genau diesen Ausschuss verwenden wir für unser Pilzleder“, sagt Johannes Giesswein.

Austernpilze
Giesswein
Für die Herstellung der Schuhe wird Ausschussware der Pilze verwendet

Pilz ist geruchlos, Schuhe sind bei 30 Grad waschbar

Angst zu haben, dass die Füße dann möglichweise nach Pilz riechen, braucht niemand zu haben, beruhigt der Geschäftsführer: „Der Pilz ist völlig geruchsneutral. Davon merkt man nichts.“

Für die Reinigung der Schuhe brauche es zudem kein spezielles Waschmittel, es reiche ein ökologisches Geschirr-Spülmittel, verspricht der Geschäftsführer. „Man kann den Schuh aber auch bei 30 Grad in der Waschmaschine waschen.“

Weißer Sneaker von Giesswein
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Sneaker aus Pilzleder

Während das Leder des Schuhs naturbelassen und vegan ist, sind Teile der Sohle vorerst noch synthetisch. Das Unternehmen forsche jedoch an einem abbaubaren Sohlenstoff, sagt Giesswein.

Familienunternehmen zuletzt mit Umsatzrekord

Das Familienunternehmen startete 1954 mit der Produktion von Strickpullovern und stieg damit zum größten Hersteller von Strickwaren und Wollfilz in Österreich auf. Zur Jahrtausendwende kam die Trachtenkrise, damit geriet auch das Unternehmen in Schwierigkeiten.

Als das Unternehmen auf die Produktion von Sneakern aus Merino-Wolle setzte, kehrte der Erfolg zurück. Hollywood-Stars wie Gwyneth Paltrow und Harrison Ford holten die Sneakers aus dem Schatten und machten das Unternehmen weltweit bekannt. Das vergangene Jahr konnte Giesswein mit einem Rekordumsatz abschließen – mehr dazu in Wieder hip: Giesswein erzielt Rekordumsatz.