Grauer, schwarzer und blauer Schuh mit bunten Schuhbändern
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Wirtschaft

Wieder hip: Giesswein erzielt Rekordumsatz

Stars wie Gwyneth Paltrow und Harrison Ford haben die Sneakers der Firma Giesswein bekannt gemacht. Im Vorjahr erzielte das Unternehmen mit 75 Mio. Euro einen Rekordumsatz. Neue Produkte wie Schuhe aus Pilzleder und mit Holz sollen das Wachstum vorantreiben.

Im Jahr 1954 startete Giesswein mit der Produktion von Strickpullovern. In den darauffolgenden Jahren stieg das Unternehmen damit zum größten Hersteller von Strickwaren und Wollfilz in Österreich auf. 1974 stellte das Unternehmen mit Sitz in Brixlegg (Bezirk Kufstein) seine ersten Hausschuh aus Wollfilz vor.

Als zur Jahrtausendwende die Trachtenkrise kam und das Unternehmen in diesem Bereich einen starken Rückgang des Geschäfts verzeichnete, sicherte die Produktion der Hausschuhe das Überleben.

Onlinevertrieb als Weg zum Erfolg

„Wir wollten unser Angebot schon immer erweitern, also wollten wir Sneakers aus Wolle herstellen. Doch der Handel hat diese Idee nicht aufgenommen, daher haben wir es direkt über den Onlinevertrieb gemacht“, sagt Firmenchef Markus Giesswein, der das Familienunternehmen in dritter Generation mit seinem Bruder leitet.

Markus Giesswein
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Markus Giesswein leitet das Familienunternehmen in dritter Generation

Diese Entscheidung vor einigen Jahren habe sich schnell als richtig herausgestellt. Die Sneakers würden sich extrem gut verkaufen – nicht zuletzt dank der Stars aus Hollywood, die die Schuhe selbst gekauft hätten und nichts für die Werbung bekommen würden, wie Giesswein betont.

Die Stars posteten dabei Bilder von sich mit den Sneakern auf Social-Media-Plattformen wie Instagram und Facebook und verschafften dem Schuh aus Merinowolle so weltweite Bekanntheit.

Roboterlager als Erfolgsfaktor

Seit etwas mehr als zwei Jahren holen Roboter die Schuhe aus dem Lager und bringen sie zu den Mitarbeitern, die sich dann um die Verpackung und den Versand kümmern. „Dadurch können wir gewährleisten, dass Kunden in Österreich und in Deutschland, die bei uns bis 12.00 Uhr bestellen, am nächsten Tag ihr Paket haben. Der Erfolg im Onlinegeschäft hängt ab von dem Speed ab, den wir in der Logistik erzeugen."

Sneakers sorgen für neuen Umsatzrekord

Mittlerweile seien die Sneaker aus Merinowolle die dominierende Produktgruppe für das Unternehmen und für rund zwei Drittel des Umsatzes verantwortlich, sagt Giesswein. Im Vorjahr wurden 1,5 Millionen Paar Schuhe verkauft – Tendenz weiter stark steigend.

80 Prozent der Produkte werden in der DACH-Region – Deutschland, Österreich und Schweiz – verkauft. Die restlichen Käufer sitzen vor allem in den USA und in England. Insgesamt machte Giesswein im Vorjahr 75 Millionen Euro Umsatz – so viel wie noch nie in der 70-jährigen Geschichte des Unternehmens.

Strickmaschinen
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In Brixlegg werden die Stoffe hergestellt

Fertigstellung der Schuhe in Asien aus technischen Gründen

In Brixlegg werden Stoffe gestrickt und gewalkt. Auch der Zuschnitt erfolgt in Tirol. Die Fertigstellung der Schuhe geschieht aus technischen Gründen vor allem in Asien.

„Das gesamte Know-how im Sportschuhbereich – bei Sneakern sprechen wir von Sportschuhfertigung – ist inzwischen in Asien. Das ist vor über 20 Jahren abgewandert, und die Kapazitäten wären auch in Europa nicht mehr beschaffbar“, sagt Giesswein.

Nachhaltigkeit als großes Thema

Sein Unternehmen habe sich der Kreislaufwirtschaft verschrieben, man versuche keinen Abfall zu produzieren, sagt Giesswein: „Die Abfälle, die beim Zuschnitt anfallen, und das sind rund 30 Prozent, werden gesammelt, farblich sortiert, weiterverkauft und dann wieder zu Garn verarbeitet.“

Auch das Wasser, das bei der Erzeugung der Walkstoffe verwendet wird, werde zu 90 Prozent wieder verwendet. Möglich mache das eine eigene Wasserrecyclinganlage im Haus, erklärt der Geschäftsführer.

Sneakers mit Garn aus PET-Flaschen aus den Meeren

Auch beim Einsatz der Materialien versuche sein Unternehmen möglichst nachhaltig zu handeln. „Die traditionelle Schuhindustrie bleibt gerne in den alten Materialien verhaftet. Wir sehen uns da als Innovatoren und entwickeln das immer weiter.“

Grauer, schwarzer und blauer Schuh mit bunten Schuhbändern
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Sneaker mit eingearbeitetem Garn aus PET-Flaschen

So sei es auch zu erklären, warum es seit einiger Zeit einen Giesswein-Schuh gibt, in dem PET-Plastik eingearbeitet wird. „Dabei handelt es sich um alte Wasserflaschen, die aus dem Meer gefischt werden. Sie werden gereinigt, und dann wird daraus wieder neues, recyceltes Garn daraus produziert“, sagte Markus Giesswein.

Schuhe mit Holzanteil und veganem Pilzleder

Neben dem Wollsneaker aus Merinowolle führt das Unternehmen demnächst einen Schuh ein, in dem Holz eingearbeitet wird. Für das zweite Halbjahr stellt Giesswein einen Schuh in Aussicht, der aus veganem Pilzleder hergestellt wird.

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Weißer Schuh mit weißer Sohle
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Sneaker aus veganem Pilzleder
Grauer Schuh mit weißer Sohle
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Sneaker mit eingearbeitetem Holz

Energiekrise und Mitarbeitersuche als Problembereiche

Im vergangenen Jahr habe die Energiekrise sein Unternehmen stark belastet, sagt Giesswein. Rund ein Drittel des gesamten Energiebedarfs des Unternehmens brauche allein die Maschine zum Trocknen der Stoffe nach dem Waschen.

Bei Trockenanlage dampft es
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Die Trockenanlage verbraucht ein Drittel des gesamten Energiebedarfs des Unternehmens

Zwar produziere das Unternehmen selbst viel Strom durch eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach, allerdings müsse man zwangsläufig viel Strom und Gas zukaufen. Mittlerweile sei dieses Problem überwunden, der Preis liege wieder in einem Bereich, wo man besser planen könne, so Giesswein.

Das zweite große Problem sei die Suche und das Finden neuer Mitarbeiter. Mit dem Problem stehe sein Unternehmen aber naturgemäß nicht alleine da. Giesswein beschäftigt derzeit 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wobei drei Viertel Frauen sind, sagt der Firmenchef.