Franz Hörl
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Wirtschaft

Hörl glaubt an Skifahren für weitere 50 Jahre

Österreichs Seilbahner haben sich am Mittwoch bei der Seilbahntagung in Innsbruck am Rande der Interalpin-Messe mit der abgelaufenen Wintersaison zufrieden gezeigt. Wirtschaftskammer-Fachverbandsobmann Franz Hörl sah die Zukunft des Skifahrens für mindestens 50 Jahre gesichert, was etwa eine Meteorologin der GeoSphere Austria anders sieht.

Weiße Schneebänder auf Österreichs Talabfahrten, schwere Skiunfälle und wenig Niederschlag rückten auch in der abgelaufenen Wintersaison den Tourismus mehrmals ins mediale Rampenlicht. In Tirol gab es heuer wesentlich mehr Tote, die auf gesicherten Skipisten gestorben sind, als in vielen Jahren zuvor – mehr dazu in Deutlich mehr Todesopfer in Skigebieten.

Skifahren bleibt Kerngeschäft

Der Sprecher der Seilbahnwirtschaft, Franz Hörl, der auch für die ÖVP im Nationalrat sitzt, glaubt aber trotz des bereits sichtbaren Klimawandels an die Zukunft des Skifahrens. Als Argument nannte er die kräftigen Investitionen der Branche und brachte ein Beispiel aus seiner Heimat, dem Skigebiet Zillertal Arena.

Dort werden heuer rund 30 Mio. Euro in Neubauten investiert: „Wir wären ja alle schlechte und verantwortungslose Kaufleute, wenn wir nicht daran glauben, dass diese Anlagen in den nächsten 30, 35 Jahren funktionieren.“ Man müsse sich aber in „Randbereichen überlegen, was man tut“, räumte Hörl ein. Im Rahmen der Pressekonferenz wurde auf 47,3 Millionen Ersteintritte verwiesen, also 47,3 Millionen Tagesgäste.

Winter wird „volatiler“

Auch Erik Wolf, Geschäftsführer des Fachverbandes der Seilbahnen, merkte an, dass man schon sehe, „dass die Geschichte volatiler wird“. Die Schneesituation sei jedoch regional sehr unterschiedlich gewesen. Zu Saisonbeginn hatte man „beste Verhältnisse in Kärnten. Im Westen war es eben anders.“ Zu den schweren Unfällen meinten Hörl und Wolf unisono, dass die Skiunfälle tendenziell zurückgehen. Die schweren Unfälle seien aber auch auf das „Verhalten der Gäste“ zurückzuführen.

Medienschelte von Hörl und Wolf

Mit Blick auf die abgelaufene Wintersaison, die einen schneearmen Start hingelegt hatte, holte Hörl zur Medienschelte aus und ärgerte sich darüber, dass das „Bild gezeichnet wurde“, dass Skifahren „überhaupt nicht gut geht“. „Weiße Bänder sind Realität“, aber in Skigebieten ab 1.500 Meter Seehöhe habe es eine „durchgehende Schneedecke gegeben“, sagte der Seilbahnvertreter. Es sei für die Branche „gefährlich“, wenn „ständig“ berichtet werde, dass Skifahren „eh nur mehr zehn Jahre“ gehe und es „ökologisch verantwortungslos“ sei. „Das tut uns schon weh, wenn unsere Kunden das Gefühl haben, sie tun der Umwelt weh, wenn sie skifahren gehen.“

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Geschäftsführer und Obmann des Fachverbandes der Seilbahnen, Erik Wolf (l.) und Franz Hörl

Hörl und Wolf wollten einmal mehr ihre Branche nicht in das Stromfressereck gestellt wissen. Immerhin verbrauche man nur 0,3 Prozent des österreichischen Gesamtenergieverbrauchs, der Energieverbrauch von Beschneiungsanlagen habe sich innerhalb einer Generation halbiert bzw. gedrittelt, verwiesen beide auf technische Fortschritte.

Tendenz geht Richtung Tagesausflüge

In der Wintersaison 2022/2023 habe die Branche fast an das Vor-Coronavirus-Niveau anknüpfen können, die meisten Skigebiete hätten die „Pandemie überwunden“. Vergleichbar sei die Saison mit 2019/2020 gewesen, als gegen Saisonende die Pandemie ausgebrochen war. Wolf merkte an, dass die gestiegenen Ticketpreise vor allem bei österreichischen Kunden eine „massive Rolle“ gespielt hätten, bei den Deutschen und Schweizer Kundinnen und Kunden dagegen kaum. Insgesamt hätten die Gäste aber „nicht gespart“, allerdings gehe die Tendenz in Richtung Tagesausflüge.

Für den Sommer zeigten sich Wolf und Hörl optimistisch, laut einer Studie der Österreich Werbung (ÖW) planen 37 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher ihren Sommerurlaub in der Heimat. Mittlerweile erwirtschafte man 15 Prozent des Gesamtumsatzes im Sommer, berichtete Hörl.

Hörl arbeitet weiter an Windrädern

Der ÖVP-Abgeordnete sorgte zuletzt für Aufsehen, als er angekündigt hatte, im Zillertal ein Windrad errichten zu wollen. Bei den Windmessungen habe sich nun aber herausgestellt, dass die Windstärke am Standort „nicht das Gelbe vom Ei“ sei. Außerdem kämpfe er mit Problemen beim Transport. Er scheitere schon bei der ersten Kurve an der Gerlos-Bundesstraße und noch nicht einmal an den Bergstraßen. „Die Eingriffe im hochalpinen Bereich werden bei Weitem unterschätzt.“ Er arbeite aber „ernsthaft“ an dem Vorhaben – mehr dazu in Seilbahner Hörl will Windräder in Skigebiet.

Kritik von grüner Tourismussprecherin

Die grüne Nationalratsabgeordnete und Tourismussprecherin Barbara Neßler reagierte auf Hörls Medienschelte: „Es hilft nichts, wenn sich Hörl beinahe täglich über die Berichterstattung in der ersten Winterhälfte beschwert. Es wäre zielführender, sich schonungslos mit den Ursachen dieser Berichterstattung, der Klimakrise, auseinanderzusetzen und an Lösungen zu arbeiten“, sagte sie zur APA.

Meteorologin: Unter 1.300 Meter ist Zug abgefahren

Der vergangene Winter fiel einmal mehr im Jahresvergleich deutlich zu schneearm und zu warm aus. Aufgrund des Klimawandels ist zukünftig mit ähnlichen Wintern zu rechnen. Das hat Auswirkungen auf den Wintersport und den Tourismus, wie Claudia Riedl, Meteorologin bei GeoSphere Austria, am Mittwoch deutlich machte: „Für Skigebiete unter 1.300 Meter ist der Zug abgefahren.“

Selbst bei Einhaltung der Klimaziele und weiteren Klimaschutzmaßnahmen rechnet die Expertin damit, dass es in diesen Regionen ab 2050 einen touristischen Wintersportbetrieb in der bisherigen Form nicht mehr geben wird. „Die Maßnahmen bei der technischen Beschneiung werden dann einfach so herausfordernd sein, dass das wirtschaftlich nicht mehr tragbar ist“, meinte Riedl.

Schneesicherheit zunehmend passe

Aus ihrer Sicht sind in absehbarer Zeit durchgehende Wintersaisonen mit schneesicheren Monaten bzw. hinreichend tiefen Temperaturen passe, die für die Produktion und den Erhalt von Kunstschnee notwendig sind. „Das betrifft dann vor allem stadtnahe Skigebiete, die für die Bevölkerung schnell erreichbar sind“, erläuterte die Meteorologin.