Platzertal
Sebastian Frölich
Sebastian Frölich
Umwelt

WWF will Naturschutzgebiet statt Kraftwerk

Die Umweltschutzorganisation WWF stellt im Zuge der Ausbaupläne des Tiroler Kraftwerks Kaunertal einen Antrag auf Ausweisung eines Naturschutzgebietes des betroffenen Platzertales. Moore zählen zu den wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise, erklärte der WWF in einer Aussendung.

Der Naturschutzorganisation WWF Österreich habe den Antrag gemeinsam mit renommierten Vertretern der Wissenschaft und unterstützt von der „IG Moorschutz“ beim zuständigen Landesrat Rene Zumtobel (SPÖ) eingebracht, hieß es.

„Das Platzertal beherbergt die bedeutendste hochalpine Moor-Landschaft Österreichs mit über 20 Hektar Gesamtfläche“, erklärte WWF-Gewässerschutzexpertin Bettina Urbanek unter Berufung auf jüngste Forschungsergebnisse.

Bach schlängelt sich durch das Platzertal
Sebastian Frölich

„Im Zuge des geplanten Ausbaus des Kraftwerks Kaunertal will die TIWAG ausgerechnet in diesem einzigartigen Hochtal einen 120 Meter hohen Staudamm errichten und über sechs Hektar wertvoller Moorflächen fluten – das wäre die wohl größte Moorzerstörung Mitteleuropas“, betonte Urbanek.

Ein wertvolles Moor in Zeiten wie diesen zu opfern wäre völlig widersinnig, das Hochtal beherberge einzigartige Lebensräume wie Nieder- und Übergangsmoore entlang eines unveränderten, mäandrierenden Hochgebirgsbachs, hieß es weiter.

Schatzkammer der Artenvielfalt und Kohlenstoffsenker

Gert Michael-Steiner, Moorexperte der Uni Wien, fügte hinzu: „Moore und Feuchtgebiete sind Schatzkammern der Artenvielfalt und hocheffiziente Kohlenstoffsenker“.

Ein Moor wie jenes im Platzertal sei alleine schon wegen der geringen Biomasseproduktion im Hochgebirge in einem von Menschen übersehbaren Zeithorizont schlichtweg unersetzbar. Jegliche, weitere Beeinträchtigungen müssen daher verhindert werden. „Das entspricht auch der österreichischen Moorstrategie", meinte er.

Platzertal
Sebastian Frölich

TIWAG will Wasser aus Venter und Gurgler Ache ausleiten

Der Kraftwerksausbau im Kaunertal sorgt seit Jahren für Auseinandersetzungen zwischen dem Tiroler Energieversorger TIWAG und Umweltschutzorganisationen. Für das Projekt plant die TIWAG nämlich, bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im 34 Kilometer entfernten Ötztal auszuleiten. Weiters würden im Platzertal neun Fußballfelder an Moorflächen geflutet – mehr dazu in TIWAG: Neuer Anlauf für Kraftwerk-Ausbau.

Die vergangene schwarz-grüne Landesregierung war sich ebenfalls über den Ausbau uneins. Unter der nunmehr regierenden ÖVP-SPÖ-Regierung sind zumindest die politischen Rahmenbedingungen für das Kaunertalkraftwerk günstiger, nachdem sich beide Parteien zum Ausbau bekannt haben. Für die Landesregierung ist das Projekt essenziell, um die angestrebte Energiewende zu schaffen.

Grüne unterstützen WWF

Von den Tiroler Grünen kam in einer Aussendung Unterstützung für den vom WWF angestrebten Schutz des Platzertales. „Im Platzertal liegt ein wirklich einzigartiges Moor vor. Moore sind wichtige CO2-Senker und hochwertige Lebensräume. Angesichts der Klimakrise werden sie immer notwendiger“, sagte der Grüne Klubobmann Gebi Mair. „Wir sollten schützen und erhalten, was wir noch haben. Und viele große Moore gibt es nicht mehr in Tirol.“