Stillgelegtes Schwimmbad von außen
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Wirtschaft

Unterland kämpft um Hallenbäder

Seit der Energiekrise ist die Erhaltung von Hallenbädern besonders für kleine Gemeinden schwierig. Was ganzjährig geöffnete Sportbecken angeht, sitzt das Unterland seit fast zwei Jahren auf dem Trockenen. Wörgl will nach der Schließung des Wave ein neues, ganzjährig geöffnetes Regionalbad errichten.

Mit dem Wave wurde auch das letzte ganzjährig geöffnete Sportbecken im gesamten Unterland und das letzte im Bezirk Kufstein überhaupt geschlossen. Damit ist der Wasserflächenmangel speziell im Bezirk Kufstein eklatant. Die ehemalige Triathletin Eva Dollinger setzt sich seit Jahren für adäquate Schwimmmöglichkeiten in der Region ein: „Ich sehe es als Riesenkatastrophe. Wir ziehen gerade eine Generation an Nichtschwimmern heran. Auch Schulen stoßen an ihre Grenzen. Das Schulschwimmen wird vom Land zwar gefördert, aber letztendlich gibt es keinen Ort, wo man es durchführen kann.“

Für Schwimmsportlerinnen und -sportler sei die Situation sehr schwierig. Über 1.000 Athleten aus 13 Schwimmvereinen hätten im Wave trainiert. Der Wörgler Triathlonverein muss fürs Training ins bayerische Kiefersfelden oder ins Atoll an den Achensee ausweichen. Spätestens wenn Schwimmsportler in weiterführende Schulen kommen, werde es schwierig, so Dollinger: „Leistungsschwimmsport ist im Tiroler Unterland schlicht nicht möglich.“

Wörgl will wieder ein Ganzjahreshallenbad errichten

Dollinger wünscht sich, dass Wörgl und die umliegenden Gemeinden zusammen eine Lösung finden. Die Stadt Wörgl hat dazu eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die erarbeiten soll, welcher Standort infrage kommt und wie das Regionalbad aussehen könnte. Man wolle erst konkrete Projekte erarbeiten, bevor man tiefer gehende Gespräche mit Land, den umliegenden Gemeinden und den Tourismusverbänden beginne. Als mögliche Standorte kommen Langkampfen oder Wörgl infrage, auch das Wave-Areal ist im Rennen.

Wave Wörgl
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Am Standort des Wave könnte das geplante Regionalbad entstehen

Der Bürgermeister von Wörgl, Michael Riedhart, sagt dazu: „Wir werden verschiedene Szenarien planen – auch eines, bei dem sich sonst niemand beteiligt und Wörgl das Bad allein stemmen kann. Wörgl wird in jedem Fall wieder ein ganzjähriges Hallenbad bekommen.“

Auch das seit Jahrzehnten geforderte Landesleistungszentrum inklusive 50-Meter-Becken sei für Riedhart eine Option. Bisher gab es dazu aber keine Gespräche mit dem Sportlandesrat Georg Dornauer (SPÖ). Dieser hatte erst kürzlich Innsbruck und St. Johann in Tirol als Kandidaten genannt – mehr dazu unter 50-Meter-Sportbecken nimmt Konturen an.

In jedem Fall werde es aber weitere Jahre dauern, bis ein Hallenbad in Wörgl errichtet werden kann.

Große finanzielle Herausforderung für kleinere Gemeinden

In St. Ulrich am Pillersee ist das kleine Hallenbad seit Jahrzehnten das Sorgenkind. Das Bad werde nur mäßig besucht. Renovierungsarbeiten stünden an, und nicht zuletzt die Energiekrise hat die Erhaltungskosten nach oben schießen lassen, sagt der Bürgermeister der Gemeinde, Martin Mitterer: „Wir mussten letztes Jahr 130.000 Euro für das Schwimmbad zahlen. Heuer wären es voraussichtlich über 200.000 Euro. Das ist ungefähr die Hälfte unserer frei verfügbaren Mittel.“ Auch eine Bäderstudie für die Region kam zu dem Schluss, dass sowohl das Bad in St. Ulrich als auch das in Fieberbrunn nicht mehr rentabel und deshalb zu schließen seien.

Der Gemeinderat von St. Ulrich ist bei der letzten Sitzung dieser Empfehlung nachgekommen. Die Entscheidung falle schwer, jedoch müsse die Gemeinde in den nächsten Jahren auch in einen Ausbau des Kindergartens und der Volksschule investieren. „Beides geht sich für eine kleine Gemeinde wie St. Ulrich nicht aus“, so Mitterer.

Schwimmbad St. Ulrich am Pillersee
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Das kleine Hallenbad in St. Ulrich wird nach dieser Saison geschlossen.

Petition gegen die Schließung

Die Opposition im Gemeinderat unter Christoph Staffner hat im Vorfeld eine Petition eingereicht. Ziel war es, Zeit zu gewinnen, damit vor einer Schließung Lösungen ausgearbeitet werden könnten, wie zumindest ein Bad im Pillerseetal gerettet werden kann. Fast 800 Unterschriften sind in den neun Tagen zwischen öffentlicher Präsentation der Studienergebnisse und dem Gemeinderatsbeschluss zusammengekommen – 400 davon aus der Gemeinde selbst.

Speziell die örtliche Wasserrettung ist von der geplanten Schließung betroffen. Derzeit trainieren an die 70 Kinder wöchentlich im Hallenbad, sagt der Obmann der Wasserrettung, Johannes Pirnbacher: „Das ist natürlich traurig. In Kramsach ist nach der Schließung des Waves die Hälfte der Mitglieder ausgetreten. Wir befürchten das Gleiche für unsere Ortsstelle.“

St. Johann als Positivbeispiel

Auch das Schwimmbad in Fieberbrunn ist seit zwei Jahren geschlossen. Wie es hier weitergeht, ist nach wie vor unklar. In Zukunft muss die Wasserrettung St. Ulrich also auf das Schwimmbad in St. Johann ausweichen. 50 Minuten Fahrt sind es hin und retour.

50 meter Becken St. Johann im Freien
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St. Johann punktet bereits mit einem 50-Meter-Freibecken.

Das Schwimmbad St. Johann ist aufgrund einer kürzlichen Sanierung ein Positivbeispiel in der Tiroler Bäderlandschaft. Das haben auch zwei Bäderstudien ergeben. Der Ort ist jetzt sogar im Rennen um Tirols erstes 50-Meter-Indoor-Becken. Die Voraussetzungen dafür seien perfekt, sagt der Bürgermeister Stefan Seiwald: „Wir werden jetzt in einer Machbarkeitsstudie ermitteln, inwiefern das bestehende 50-Meter-Freibecken überdacht werden kann.“