Praktischer Arzt beim Untersuchen des Mundraumes eines Patienten
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

PVE: Kritik an Kritik der Ärztekammer

Die Ärztekammer hat das Ausbleiben eines “annehmbaren, attraktiven Angebots" für die die Errichtung von Primärversorgungseinheiten (PVE) am Mittwoch heftig kritisiert. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) sowie das Land Tirol wehrten sich am Freitag vehement gegen die Vorwürfe.

ÖGK-Obmann Andreas Huss erklärte, dass sich vielmehr die Ärztekammer in der Vergangenheit gegen derartige Projekte gestemmt habe.

Für die Errichtung von Primärversorgungszentren gebe es ein Honorierungsmodell der Sozialversicherung, das laut ÖGK-Landesstellenausschussvorsitzendem Bernhard Achatz „außerordentlich attraktiv“ sei. Neben einer Grundpauschale von 40.000 Euro gebe es eine Fallpauschale sowie diverse Einzelleistungen. „Damit wird ein um rund 20 Prozent höheres Honorar ermöglicht“, sagte Achatz. Er verwies auch auf Gespräche mit Ärztinnen und Ärzten, die in Tirol solche Zentren errichten wollen.

LR Leja (ÖVP): Land hat nötige Schritte gesetzt

Huss räumte jedoch ein, dass in der Vergangenheit in Tirol der konkrete politische Wille gefehlt habe, diese Lösungen zu realisieren. Es gebe jedoch eine Anschubfinanzierung, die man mit dem Land erarbeitet habe. Gesundheitslandesrätin Annette Leja (ÖVP) verwies auf 2,2 Mio. Euro für 2022/2023, die zur Verfügung stünden. „Das Land hat die nötigen Schritte gesetzt“, meinte sie und spielte den Ball an die „Systempartner“ weiter.

NEOS-Klubchef Dominik Oberhofer schaltete sich ebenfalls in die Diskussion ein. Er forderte von den derzeit um eine Regierung verhandelnden Parteien ÖVP und SPÖ: „In einem Jahr muss es endlich zur Umsetzung kommen“.

Ärztekammer fordert Klarheit bei PVE

Der Präsident der Tiroler Ärztekammer, Stefan Kastner, hatte am Mittwoch an die künftige Tiroler Landesregierung appelliert, klare Vorgaben für eine rasche Umsetzung von PVE zu schaffen – mehr dazu in PVE: Tiroler Ärztekammer fordert Klarheit. Die Rahmenbedingungen, die in einem 2017 vom Nationalrat beschlossenen Gesetz festgelegt wurden, seien für Tirol nicht geeignet.

Die Kammer bekannte sich jedoch zur Sinnhaftigkeit von PVE in Tirol. Es gebe allerdings rechtliche Unklarheiten und konkrete Verhandlungsgrundlagen würden fehlen. Die Zentralisierung der ÖGK bezeichnete Kastner als „Hemmschuh“, da viele Entscheidungen nicht mehr auf kurzem Weg in Tirol getroffen werden.