Nordkette im Winter mit Hafelekar und Seegrube
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Umwelt

Innsbruck: Lawinenwarnung in Echtzeit

Innsbruck ist als einzige Großstadt in den Ostalpen durch Lawinen gefährdet und benötigt daher eine Lawinenkommission zur Beurteilung der Lage. Die Warnhinweise der Lawinenkommission werden künftig in Echtzeit digital eingespeist.

Die Innsbrucker Lawinenkommission ist nur für den Bereich der Nordkette zuständig. Dort gibt es insgesamt elf Lawinenbahnen, die bis in den Siedlungsraum vordringen können. Zudem sind einige Schneerutschgebiete an Steilhängen gefährlich. Für das Siedlungsgebiet sind die Mühlauerklamm-, Arzler Alm-, Höttinger Graben- sowie die Allerheiligenhof-Lawine relevant.

„Die letzte Großkatastrophe ereignete sich im Jahre 1935, als die Arzler-Alm-Lawine bis zum Ortszentrum von Mühlau vorgedrungen ist. Immer noch ist die Staublawine vom Jänner 2019 in unserer Erinnerung präsent. Damals gab es ausschließlich Schäden im Gelände, Personen wurden nicht verletzt“, erklärte Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (ÖVP).

Lawinenbremsbauten oberhalb von Innsbruck
ORF
Wegen der Staublawine musste die Lawinenverbauung aufwendig erneuert werden

Die Lawine richtete damals schwere Schäden an der Lawinenverbauung bei der Arzler Alm in Innsbruck an. Die Lawinenverbauung wird dann um rund 600.000 Euro saniert – mehr dazu in Neue Lawinenverbauung um 623.000 Euro.

Die Gebiete auf der südlichen Seite wie beispielsweise der Patscherkofel fallen nicht in den Zuständigkeitsbereich der Stadt Innsbruck.

Tägliche Beratung und Beurteilung

Mindestens drei der insgesamt zehn Mitglieder der Lawinenkommission müssen an den täglichen Beratungen und Beurteilungen teilnehmen. Die Kommission setzt sich aus Mitarbeitern des Amtes Wald und Natur, der Nordkettenbahnen und externen, ortskundigen Personen zusammen.

Für eine Beschlussfassung werden die Messdaten von Hafelekar und Seegrube, der Lagebericht des Lawinenwarndienstes, der Wetterbericht und sonstige meteorologische Daten sowie die eigenen Wahrnehmungen der Kommission berücksichtigt.

Netz von Hinweistafeln auf der Nordkette

„Droht Lawinengefahr für Teile des bewohnten Stadtgebietes, wird das Amt für Allgemeine Sicherheit und Veranstaltungen verständigt. Auch die Feuerwehr Innsbruck hat einen Lawineneinsatzzug, der im Falle einer Schneekatastrophe in enger Kooperation mit der Bergrettung tätig werden kann“, erklärte Anzengruber.

Warnschild Lawinengefahr
Hermann Hammer

Unter anderem gibt es ein Netz von Hinweistafeln auf der Nordkette, die im Falle einer Sperre durch die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr und der Mobilen Überwachungsgruppe (MÜG) aktiviert werden.

Information auf Tafeln wird digital eingespeist

Die Bevölkerung wird künftig durch digital eingespeiste Informationen an den Lawinentafeln noch schneller und unmittelbarer über die Gefahren informiert. Im Rahmen des Projektes „LORIKO – Lokale Risikokommunikation“ wurden, anhand etablierter Prozesse zur Beurteilung der Lawinengefahr im Bereich Nordkette, die bestehenden Lawinengefahrenschilder mit digitalen Kommunikationstechnologien ausgestattet.

Mit Hilfe von „LoRa“ (Long Range Network) können die Warnhinweise zur Lawinensituation der Lawinenkommission in Echtzeit aktiviert werden. Die bestehende Beschilderung wird 2022/23 in einem ersten Schritt mit digitalen Komponenten ergänzt und als Pilotprojekt getestet. Gemeinsam mit dem Land Tirol werden die Ergebnisse nach dem Winter evaluiert und eine Weiterentwicklung angestrebt.

Die Kommission nahm ihre Arbeit am Dienstag auf und bewertet voraussichtlich bis April die Lage täglich und gibt entsprechende Empfehlungen aus.