Linker Fernerkogel in den Ötztaler Alpen
WWF
WWF
Chronik

Gletscherehe: Verdacht auf Wahlbetrug

Bei einer Volksbefragung hat sich im Juli in St. Leonhard im Pitztal eine knappe Mehrheit gegen eine mögliche „Liftehe“ zwischen den Gletscherskigebieten Pitztal und Ötztal ausgesprochen. Nun ermittelt das Landeskriminalamt wegen Verdachts des Wahlbetrugs.

353 Wahlberechtigte stimmten am 17. Juli gegen den Zusammenschluss, 348 hatten mit „Ja“ votiert. Nach dem Vorliegen des Ergebnisses der Volksbefragung bliesen die Pitztaler Gletscherbahnen das Projekt ab – mehr dazu in Knappe Abfuhr im Pitztal für Gletscherehe. Nun ermittelt das Landeskriminalamt wegen Verdachts des Wahlbetrugs, bestätigte ein Polizeisprecher der APA einen Bericht der „Tiroler Tageszeitung“ („TT“).

Die Ermittlungen liefen, so die Polizei. Der Vizebürgermeister von St. Leonhard, Philipp Eiter, wunderte sich gegenüber der „TT“ darüber, dass die Ermittlungen „noch immer nicht abgeschlossen“ sind: „Vor allem wundere ich mich darüber, dass man zu keinem Abschluss kommt, bevor die Einspruchsfrist zur Volksbefragung abgelaufen ist.“ Bei Ungereimtheiten hätte man die Volksbefragung wiederholen müssen. Das sei momentan aber nicht vorrangig, sondern ein Bürgerdialog.

Heftiger Gegenwind gegen geplanten Zusammenschluss

Die „Gletscherehe“ war seit Jahren mit heftigem Gegenwind konfrontiert. Eine Allianz bestehend aus WWF, Alpenverein und Naturfreunden wehrte sich vehement gegen die Fusion. Ende April war eine Petition einer Bürgerinitiative mit rund 168.000 Unterschriften an die Tiroler Landesregierung übergeben worden.

Karte zeigt Ski-Projekt in Tirol
APA

Bei einem Investitionsvolumen von 130 Mio. Euro waren drei neue Seilbahnen und 60 Hektar zusätzliche Pisten vorgesehen. Allerdings war die ursprünglich für Jänner 2020 angesetzte mündliche Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) auf Ersuchen der Projektbetreiber bereits zweimal vertagt worden. Wäre das Verfahren fortgesetzt worden, hätten die Unterlagen erneuert werden müssen.