Linker Fernerkogel in den Ötztaler Alpen
WWF
WWF
Politik

Knappe Abfuhr im Pitztal für Gletscherehe

Mit einer knappen Mehrheit gegen die Fusion des Pitztaler mit dem Ötztaler Gletscherskigebiet hat am Sonntag eine Volksbefragung in St. Leonhard im Pitztal geendet. Von den Pitztaler Gletscherbahnen heißt es, man werde das Projekt nicht mehr weiter verfolgen. Der Bürgermeister gibt sich hingegen nicht geschlagen.

Bei der Volksbefragung am Sonntag waren 1.188 Menschen stimmberechtigt, 704 Stimmen wurden abgegeben, davon waren 701 gültig. 348 stimmten für den Zusammenschluss, 353 dagegen. Prozentuell ist es ein Verhältnis von 49,64 Prozent Ja-Stimmen und 50,36 Prozent Nein-Stimmen. Gestellt wurde die Frage: „Soll der Skigebiet-Zusammenschluss Pitztal-Ötztal gebaut werden?“. Gewählt wurde von 7.00 Uhr bis 12.00 Uhr in den Ortsteilen St. Leonhard, Zaunhof und Plangeross.

Bürgermeister verweist auf Gemeinderatsbeschluss

Bürgermeister Elmar Haid spricht von einer „Pattstellung“ und sagte zu dem Ergebnis, man habe es schon von der Stimmungslage gemerkt – und jetzt stehe das Ergebnis fest. Haid verwies aber auf einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss für das Projekt, der aufrecht sei. Es sei ein Abtasten gewesen, um zu schauen, wie die Bevölkerung reagiere. Jetzt müsse man im Gemeinderat abklären und schauen, wie es weitergehe. Man müsse in die Zukunft schauen, man sei eine Tourismusgemeinde und hier gebe es sieben Monate Winter, man müsse den Winter dementsprechend forcieren und schauen, dass man da etwas weiterbringe, so Haid.

Elmar Haid
ORF
Bürgermeister Elmar Haid sieht noch kein endgültiges Aus für das Projekt

Gletscherbahnen: Zustimmung war Grundvoraussetzung

Die Zustimmung der Standortgemeinde sei von Anfang an die Grundvoraussetzung dafür gewesen, einen Zusammenschluss mit dem Ötztaler Gletscher bzw. mit dem Skigebiet Sölden anzudenken und zu planen, heißt es in der Stellungnahme der Pitztaler Gletscherbahnen. „Diese wurde uns seitens der Gemeinde immer wieder signalisiert und durch mehrere, einstimmige Beschlüsse im Gemeinderat eindeutig bestätigt.“

Das Ergebnis der Volksbefragung in St. Leonhard im Pitztal zum geplanten Zusammenschluss zeige nun ein anderes Bild und werde selbstverständlich zur Kenntnis genommen. Nun liege es an der Gemeinde St. Leonhard, daraus die entsprechenden Rückschlüsse zu ziehen. „Für uns steht aber fest, dass wir das seit 2016 geplante und mittlerweile stillgelegte Projekt Zusammenschluss Pitztal-Ötztal nicht mehr weiterverfolgen werden“, so die Pitztaler Gletscherbahnen in einer Aussendung von Sonntagnachmittag.

Enttäuschung beim Projektpartner

Vom Projektpartner aus dem Ötztal kommen enttäuschte Töne. Jakob Falkner, Geschäftsführer der Söldener Bergbahnen, bedauert die Entscheidung. Er habe das Projekt als große Zukunftschance vor allem für die junge Generation gesehen, so Falkner auf Anfrage des ORF Tirol.

Mattle: Ergebnis akzeptieren

Tirols ÖVP-Obmann Anton Mattle sagte zu dem Ergebnis in St. Leonhard, „wenn es nicht mal dort eine ganz klare Zustimmung zu diesem Projekt gibt, sollte man nicht länger daran festhalten“. Es gehöre zum demokratischen Grundverständnis, Volksentscheide und entsprechende Mehrheiten zu akzeptieren. Mit einer Wahlbeteiligung von knapp 60 Prozent hätten sich im Gegensatz zu anderen Volksbefragungen sehr viele Menschen an der Entscheidung beteiligt, so Mattle.

Für Grüne das endgültige Aus besiegelt

Die Grünen sehen mit dem Ergebnis das endgültige Ende für das Projekt Ötztal-Pitztal besiegelt. Es sei ein wichtiger Erfolg für Umwelt und Demokratie, hieß es von Klubobmann Gebi Mair. Die Bevölkerung wolle keinen Tourismus mit der Brechstange mehr, sondern Umweltschutz und nachhaltigen Tourismus. Neuerschließungen auf Gletschern sollten angesichts der Klimakrise ausgeschlossen werden, so Mair.