Wolf
Alpenzoo Innsbruck
Alpenzoo Innsbruck
Chronik

Wolf belastet Bundesländer unterschiedlich

In Österreich sind heuer 31 Wölfe nachgewiesen worden. Allein 14 davon in Tirol mit 258 gerissenen Tieren – vor allem Schafe und Ziegen, aber auch ein Rind, erklärte Albin Blaschka, Geschäftsführer des Österreichzentrums Bär Wolf Luchs.

In Kärnten sind es 225 Risse. In Niederösterreich gibt es drei Rudel, der Großteil der Wölfe in Österreich sind mobile Tiere. So können sie innerhalb von 24 Stunden 80 bis 100 km weit wandern.

Wandertiere sind meist Jungwölfe, die auf der Suche nach einem geeigneten Lebensraum sind. „Dort, wo sich ein Pärchen gefunden und niedergelassen hat, bildet sich das Rudel“, erklärte Blaschka. Wildtierbiologe Klaus Hackländer hält die Gesetze für veraltet.

Verdoppelung von Wölfen innerhalb von drei Jahren

Die Zahl der Wölfe nehme aktuell sehr stark zu, mit einem exponentiellen Wachstum von ungefähr 33 Prozent pro Jahr, was eine Verdopplung in drei Jahren bedeutet. Mit 64.000 Nutztieren auf Österreichs Almen führe das auch zu Konflikten, erklärte Wildtierbiologe Hackländer von der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien, in der ZIB2 am Donnerstagabend.

Keine Risse gab es heuer bisher in Salzburg, in Vorarlberg nur einen. In der Steiermark riss ein Wolf zwei Schafe.

Wildbiologe Hackländer zu Wolfsabschuss

Der Wildbiologe Klaus Hackländer ist zu Gast im Studio und spricht über die aktuelle Debatte über den Wolfsabschuss in Österreich. Sowohl in Tirol als auch in Kärnten toben heftige Debatten darüber, ob Wölfe zum Abschuss freigegeben werden sollen oder nicht.

„Jetzt gilt es natürlich, umzudenken und ein neues Leben anzufangen, wo man mehr auf Herdenschutz setzt, aber wo man auch bereit ist zu sagen, es ist zwar eine streng geschützte Tierart, aber im Einzelfall muss ich jene, die ein unerwünschtes Verhalten zeigen, ernste wirtschaftliche Schäden mit sich bringen durch die Risse, entnehmen“, führte Hackländer aus.

Experte: „Gesetze passen nicht mehr auf aktuelle Situation“

Das Herdenschutzgesetz für den Wolf stammt allerdings aus den 1970er Jahren und wurde in den 1990er Jahren durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) forciert. „Eigentlich müssten die Gesetze längst angepasst werden. Die Gesetze hinken der Realität hinterher, und in diesem Dilemma befinden wir uns jetzt: Wir haben eine streng geschützte Tierart, die aber nicht mehr gefährdet ist“, konstatierte Hackländer.

Grafik zu Wolfssichtungen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs

Erst am Dienstag wurden Abschussfreigaben in Tirol gestoppt. Der Bescheid, der zwei Wölfe betraf, wurde zur neuerlichen Entscheidung an die Behörde zurückverwiesen – mehr dazu in Wölfe dürfen vorerst nicht geschossen werden (tirol.ORF.at, 23.8.2022). „Der Wolf wird in Österreich in den jeweiligen Jagdgesetzen der Bundesländer geregelt“, so Blaschka. Sowohl Jagdgesetze als auch Naturschutzgesetze tragen zu diesen Entscheidungen bei.

Verstärkt Information für Nutztierhalter

Laut WWF sollen statt Entscheidungen über Abschussgenehmigungen Nutztierhalter verstärkt informiert und im Aufbau von Schutzmaßnahmen unterstützt werden. „Insbesondere Behirtung und Schutzhunde halten im alpinen Raum effektiv Wölfe ab. Zugleich ermöglicht eine konsequente Herdenführung ein besseres Weidemanagement“, appellierte Wolfsexperte Christian Pichler.

Wolfsexperte Hackländer erinnerte in der ZIB2 am Donnerstag an eine Zeit mit weniger technischen Möglichkeiten wie heutzutage. „Vor 150 Jahren war das ja auch nicht anders. Da gab es den Ziegenpeter und den Großvater, die haben aufgepasst auf die Herde. Das ist heute mit unserem Lohnniveau eine große Herausforderung. Aber wir können die Tiere nicht mehr unbewacht lassen, weil dann kommt es zu Übergriffen“, so der Experte.

Zwei Wölfe
ORF Vorarlberg

Heuer mehr Wölfe im Westen und Süden als im Norden

Österreich ist bezüglich der Wolfsansiedelung ein zweigeteiltes Gebiet. Im Bereich nördlich der Donau siedeln sich Tiere über den Weg aus Tschechien an, im südlichen Bereich wandern die Wölfe aus der italienischen Alpenregion ein. „Deshalb tragen dieses Jahr die Bundesländer Kärnten und Tirol die Hauptlast“, sagte Blaschka. „Im italienischen Alpen-Bereich gibt es bereits seit fast 30 Jahren Wölfe. Da die Lebensräume dort knapp werden, wandern die Tiere im Süden nach Österreich“, so Blaschka.

Es gehe darum, die Wolfssituation in einer Koexistenz in den Griff zu bekommen. Die Frage im Umgang mit dem Wolf sei aber weiterhin sehr schwierig. „Es gilteinen Umgang zu finden nicht nur für den Wolf, sondern auch für Bär und Luchs“, führte Blaschka aus.