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Chronik

Psychiatrie auch räumlich „Problemfall“

Nach schweren Vorwürfen gegen Bedienstete der Psychiatrie Kufstein macht nun eine Vertreterin der Patientenanwaltschaft auf die bauliche Situation der Psychiatrie aufmerksam. Patientinnen und Patienten und Personal müssten auf zu engem Raum arbeiten, eine Lösung sei nicht in Sicht.

Die psychiatrische Abteilung in Kufstein geriet letzte Woche in die Negativschlagzeilen. Ein Innsbrucker Anwalt ging im Namen seines Mandanten – einem ehemaligen Pfleger – an die Öffentlichkeit. Die Rede ist von Mobbing in der Belegschaft und von groben Verletzungen der Patientenrechte. So soll es etwa eine WhatsApp-Gruppe gegeben haben, in der kompromittierende Videos von teils dementen Patientinnen und Patienten geteilt wurden, so der Vorwurf – mehr dazu in „Pflegeskandal“ in Psychiatrie Kufstein.

Situation „sehr belastend für alle“

Das Bezirkskrankenhaus Kufstein liegt im Zuständigkeitsbereich von Christine Müllner-Larcher vom Vertretungsnetz Patientenanwaltschaft. Seit Jahren würde Müllner-Larcher auf die schlechte räumliche Situation aufmerksam machen, vor allem im geschlossenen Bereich. Regelmäßig müsse mit Betten in den Aufenthaltsbereich ausgewichen werden, so die Bereichsleiterin: „Die Station platzt aus allen Nähten. Und in einer Situation von Enge, in der Menschen im psychischen Ausnahmezustand behandelt werden und vielleicht nicht die Möglichkeit haben, in den Garten zu gehen, ist das sehr belastend für alle – auch für das Personal.“

Christine Müllner-Larcher, Bereichsleiterin Vertretungsnetz-Patientenanwaltschaft
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Christine Müllner-Larcher vom Vertretungsnetz Patientenanwaltschaft prangert die räumliche Situation auf der Psychiatrie in Kufstein an

Für Kufstein „keine Perspektive“

Oftmals habe Christine Müllner-Larcher bei der Krankenhausleitung auf Ausbau und die Umsetzung eines geplanten Neubaues insistiert. Es liege nicht am Willen der ärztlichen Leitung, so die Bereichsleiterin, doch in den letzten zehn Jahren sei bis auf eine Erweiterung des Aufenthaltsraumes nichts geschehen. „Es braucht dringend mehr Platz, mehr Raum, um eine moderne Psychiatrie betreiben zu können“, meinte Müllner-Larcher, die allerdings zugleich feststellte, dass es für Kufstein derzeit „keine Perspektive“ gebe. Ein Neubau sei derzeit nicht in Sicht, so Müllner-Larcher, gefordert seien das Land, der Gemeindeverband, die Ärztliche Leitung und die Leitung der Psychiatrischen Abteilung.

Stellungnahme des Krankenhauses

Die ärztliche Leitung des Bezirkskrankenhauses Kufstein nahm am Donnerstag schriftlich Stellung: Man bemühe sich seit 2017 erfolglos beim Land Tirol um eine Finanzierungsmöglichkeit für den Neubau. Und außerdem sehe der Gemeindeverband, der für den Neubau 25 Prozent der Kosten übernehmen müsste, aktuell keine Finanzierungsmöglichkeit.