Schild BKH Kufstein
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Gericht

„Pflegeskandal“ in Psychiatrie Kufstein

Mit starker Kritik an Missständen in der Psychiatrie im Krankenhaus Kufstein ist am Freitag ein Innsbrucker Anwalt an die Öffentlichkeit gegangen. Er vertritt einen diplomierten Pfleger in einem Verfahren gegen das Bezirkskrankenhaus. Es geht um schwere Mobbingvorwürfe.

Der Pfleger erhebt schwere Mobbingvorwürfe gegen Kolleginnen und Kollegen der psychiatrischen Station, wo er jahrelang tätig war. Der Pfleger hat mittlerweile gekündigt. In dem laufenden Mobbingprozess würden auch grobe Verletzungen der Patientenrechte dokumentiert, so der Anwalt Michael Rück.

Er spricht von einem Missstand ungeahnten Ausmaßes. Aufnahmen, die gegen den Willen von Patientinnen und Patienten gemacht worden seien und deren Menschenwürde verletzten, seien unter Pflegebediensteten der Psychiatrie am Kufsteiner Krankenhaus ausgetauscht worden.

Vorfälle sollten an die Öffentlichkeit

Der Innsbrucker Anwalt zeigt sich persönlich erschüttert. „Das reicht meiner Ansicht nach aus, um von einem handfesten Pflegeskandal zu sprechen.“ Auf der psychiatrischen Station des Bezirkskrankenhauses Kufstein hätten Pflegebedienstete auf schwerwiegende Weise Patienten, Daten und Menschrechte missachtet, kritisiert der Anwalt.

Anwalt Michael Ruck Innsbruck
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Der Innsbrucker Anwalt geht mit einem Pflegeskandal an der Psychiatrischen Abteilung des BKH Kufstein an die Öffentlichkeit

Es seien dabei Vorfälle bekanntgeworden, die aus Sicht des Anwaltes an die Öffentlichkeit gehören: „Man muss sich vorstellen, dass es sich dabei um wehrlose Patientinnen und Patienten handelt, zum Teil schwer Demenzkranke. Sie sind nicht Herr ihres Willens und zum Teil auch nicht gefragt worden, ob Fotos oder Videos angefertigt werden sollen. Sie wurden in diffamierenden Situationen gefilmt und fotografiert.“

Fotos und Videos in der WhatsApp-Gruppe

Konkret geht es um eine WhatsApp-Gruppe von Pflegebediensteten der Psychiatrischen Abteilung des BKH Kufstein. Patienten und Patientinnen wurden in mehreren Fällen von Pflegebediensteten gefilmt und fotografiert, die Aufnahmen wurden in der WhatsApp-Gruppe „Team Psychiatrie“ geteilt, schilderte der Anwalt, auch mit Smileys und belustigenden Kommentaren versehen. „Zum Teil ist auf den Videos sogar zu hören, dass die PatientInnen sagen, sie möchten nicht, dass ein Foto gemacht wird. Darauf wird im Hintergrund lachend geäußert, es wird eh kein Foto gemacht, wir machen nur ein Video.“

Ein Vorfall wiege besonders schwer, schildert Anwalt Michael Rück. „Es handelt sich dabei um einen Vorfall, bei dem sich ein Pflegebediensteter des Bezirkskrankenhauses Kufstein in den Räumlichkeiten des Krankenhauses filmt, während er sexuelle Handlungen an sich selbst vornimmt. Dieses Video schickte er dann via Social Media an eine stationär aufgenommene Patientin der Psychiatrie.“

BKH Kufstein
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Die beschuldigten Pflegebediensteten sind nach wie vor am BKH Kufstein beschäftigt

Beschuldigte arbeiten weiter

Die Krankenhausleitung und der Gemeindeverband als Krankenhausträger haben Anzeige bei der Datenschutzbehörde erstattet und umfassende Erhebungen angestellt, um die Vorfälle aufzuklären. Doch die bisherigen Maßnahmen reichen dem Anwalt nicht. Die involvierten Personen seien nach wie vor in der psychiatrischen Abteilung beschäftigt. „Aus arbeitsrechtlicher Sicht sind Kündigungen und Entlassungen unverzüglich nach Kenntnis der jeweiligen Vorfälle sofort auszusprechen. Dazu ist es nicht gekommen. Das hat eine Tragweite, da ist man es auch der Allgemeinheit schuldig zu berichten. Damit es in Zukunft nicht erneut zu solchen Vorfällen kommt.“

Auf Nachfrage von ORF Tirol verweist die Krankenhausleitung in einer schriftlichen Stellungnahme auf das laufende Verfahren und behält sich weitere Schritte nach Prozessende vor. Im Oktober wird der Mobbingprozess weiter verhandelt.