Österreichweit wurden 7.227 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet, das bedeutete im Jahresvergleich einen Rückgang um ein Prozent. 2021 galt persönliches Verschulden als die häufigste Ursache für den Privatkonkurs (30,2 Prozent), wie aus einer Analyse des Kreditschutzverbands KSV1870 hervorgeht. In Tirol lag dieser Wert mit 30,9 Prozent sogar etwas höher.
Die Schuldenberatung kritisierte die Aussagen des KSV allerdings. Der Begriff „persönliches Verschulden“ würde die Betroffenen kriminalisieren und fahrlässiges Verhalten unterstellen. Ihnen werde so vorgeworfen, selbstverschuldet die Gläubiger und die Allgemeinheit zu schädigen, so die Schuldnerberatung. Die Schuldenberatung Tirol verlangt vom KSV auch eine Klarstellung darüber, auf welcher Sammlung von Daten diese Quote von „persönlich Schuldigen“ berechnet werde.
Frühere selbstständige Tätigkeit führt oft zur Pleite
Die zweithäufigste Ursache für die Zahlungsunfähigkeit war eine ehemalige Selbstständigkeit. Sie führte in Tirol in 29,2 Prozent der Fälle zur Pleite. Allerdings gab es im abgelaufenen Jahr um drei Prozentpunkte weniger private Pleiten infolge einer früheren selbstständigen Tätigkeit als 2020.
Am höchsten war der Anteil an Personen, die aufgrund einer ehemaligen Selbstständigkeit in den Privatkonkurs abgerutscht sind, im Burgenland (33,9 Prozent). Häufig war das auch in Salzburg (31,5 Prozent) und in Tirol (29,2 Prozent) der Fall und eher seltener in Vorarlberg (16 Prozent).

Eine Reduktion des Einkommens war 2021 in fast einem Fünftel der Fälle (18,6 Prozent) der Auslöser für die Privatinsolvenz. Hier spielte laut KSV vor allem das Thema Arbeitslosigkeit (15,2 Prozent) eine zentrale Rolle.
Lebenskrisen wie Scheidung (5,4 Prozent) und Schicksalsschläge (5,1 Prozent), etwa chronische Erkrankungen, führten in einem wesentlich geringeren Ausmaß in die Insolvenz. Zu dieser Kategorie zählt laut KSV auch die Pandemie.
Pandemie selten verantwortlich für Privatkonkurs
Die Pandemie sei jedoch auch in ihrem zweiten Jahr 2021 „kein Treiber von Privatkonkursen“ gewesen – lediglich 1,5 Prozent der Konkurse waren österreichweit darauf zurückzuführen – in Tirol waren es nur 0,5 Prozent.
„Die Coronakrise hat bei Herrn und Frau Österreicher bis dato zu keiner massiven Steigerung von Privatkonkursen geführt – aus heutiger Sicht scheint die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung die finanziellen Auswirkungen der Pandemie gut abzufedern“, schloss KSV1870-Insolvenz-Leiter Karl-Heinz Götze.
Inflation wird Zahl der Pleiten stark steigen lassen
Doch nun veränderte sich das Umfeld nochmals deutlich. Im laufenden Jahr wird voraussichtlich der externe Faktor Inflation auf die privaten Haushaltskassen durchschlagen. Die aktuellen Preisentwicklungen würden die Menschen stärker treffen, insbesondere Personen mit niedrigeren Einkommen. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit vieler privater Haushalte habe sich zuletzt aufgrund von Preissteigerungen und der Inflation massiv verändert.

Kein Ansturm auf Bezirksgerichte erwartet
Im ersten Halbjahr verzeichnete der KSV1870 eine deutliche Steigerung der Zahl der Unternehmens- und Privatinsolvenzen. Demnach sind die Zahlen ähnlich denen vor der Pandemie.
Bei den Privatinsolvenzen gab es bundesweit in Tirol den stärksten Anstieg – ehr dazu in Markanter Anstieg bei Zahl der Insolvenzen. Klaus Schaller, Leiter des KSV1870-Standortes in Innsbruck, rechnet trotz der steigenden Zahl der Privatkonkurse mit keinen Ansturm auf die Bezirksgerichte.