Das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) befasst sich bereits jetzt im Frühsommer mit dem Thema Hochtouren. Wie Alexander Radlherr von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) bestätigte, seien Schneebrücken auf Gletschern in dieser Saison nur schwach oder gar nicht vorhanden. Dies führe zu einer erhöhten Spaltensturzgefahr.

Teilweise seien die Gletscher des Alpenraums schon in der frühen Hochtourensaison aper, außerdem stelle früh schneefreies Blockgelände ein zusätzliches Unfallpotential dar, erklärte Peter Paal, ÖKAS-Präsident. Gletscherbäche würden im Frühsommer so stark wie im Hochsommer abfließen, dies könne beim Zustieg oder beim Begehen von Gletschern fatale Folgen haben, warnte Paal.
Zwei Tote und 51 Verletzte bei Hochtouren
Im Zeitraum 1.11.2020 bis 31.10.2021 kamen zwei Personen auf einer Hochtour ums Leben. Ein 72-Jähriger rutschte in den Ötztaler Alpen auf der Wildspitze auf einem Schneefeld aus und starb, nachdem er mit dem Kopf gegen einen Felsen geprallt war – mehr dazu in 72-Jähriger auf Wildspitze tödlich verunglückt. Eine weitere Person starb in Kärnten.
51 Personen – davon 29 allein in Tirol – verletzten sich in diesem Zeitraum bei einem Unfall im Hochgebirge. 50 weitere – davon 26 in Tirol – blieben bei Unfällen unverletzt.
Stürzen bzw. Stolpern als häufigste Unfallursache
Durchschnittlich endet jeder 20. Unfall im Hochgebirge tödlich. In 19 Prozent der Unfällen kommt es zu schweren, in 18 Prozent zu leichten Verletzungen.
Die Hauptunfallursache bei den tödlich auf einer Hochtour verunfallten Personen ist Stürzen/Stolpern/Ausgleiten mit 27 Prozent der Unfälle. Zwölf Prozent sind auf Lawinen, acht Prozent auf Spaltenstürze und je vier Prozent auf Herz-Kreislaufversagen und Steinschlag zurückzuführen. Der Rest verteilt sich auf sonstige Unfallursachen. Bei 35 Prozent der Unfälle ist die Ursache unklar.
Großteil der Verunfallten stammt aus Österreich
In der Saison 2020/21 lag der Anteil der verunfallten Personen (Tote, Verletzte, Unverletzte) aus Österreich bei 40 Prozent, der Anteil der Hochtourengeher aus Deutschland lag bei 33 Prozent. Aus Tschechien kamen neun Prozent der Verunfallten, der Rest verteilte sich auf andere europäische Länder
Als Gründe für einen Unfall nannte das ÖKAS unter anderem mangelnde oder nachlassende Konzentration, Ermüdung der Muskulatur, Einfädeln oder Verhaken der Steigeisen in losen Bändern oder Hosenbeinen oder Unsicherheit bei Begehung von vereistem oder schneebedecktem Felsgelände. Zudem seien Personen oft nicht trittsicher oder schwindelfrei, seilfrei unterwegs oder hätten keine aktuellen Informationen.

Das ÖKAS empfahl den Alpinisten Angebote für Aus- und Fortbildung der alpinen Vereine zu nützen, außerdem sollten sie Kenntnisse mit Steigeisen üben und festigen. Auch Rettungstechniken sowie das Verhalten im Notfall sollten geübt werden. Vor allem Einsteigern wurde eine kompetente Begleitung bzw. Inanspruchnahme einer professionellen Führung empfohlen.