Videobotschaft von Bundespräsident Alexander van der Bellen bei der Eröffnung des Journalismusfests
Journalismusfest/Alena Klingler
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Medien

Appelle zum Auftakt des Journalismusfests

Bei der Eröffnung Journalismusfests in Innsbruck haben Vertreter aus Politik und Wissenschaft am Freitag die Bedeutung von Qualitätsjournalismus für Demokratie und freie Gesellschaft hingewiesen. Darauf zielte auch die Video-Grußbotschaft des Bundespräsidenten.

Das „Journalismusfest Innsbruck: Internationale Tage der Information“ findet erstmals statt – mehr dazu in Ein Festival im Sinne der Information. Bei der Eröffnung im Kulturzentrum Treibhaus wurde am Freitag eine Grußbotschaft von Bundespräsident Alexander Van der Bellen eingespielt. Er verwies dabei auf die „besorgniserregende Talfahrt“ Österreichs im Pressefreiheitsranking von Reporter ohne Grenzen. „Wir müssen uns eingehend damit beschäftigen, wie wir diese stoppen und auch umkehren“, so Van der Bellen. Dafür lohne es sich, über den Tellerrand auch in andere Länder zu schauen. Die ganze Welt sei derzeit auf der Suche nach Antworten unterschiedlichster Krisen. Das Festival werde sich einigen dieser Fragen widmen.

Tirols Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) dankte den Festival-Initiatoren Benedikt Sauer und Markus Schennach, dieses „Highlight auf der Agenda der Landeshauptstadt“ auf die Beine gestellt zu haben. „Journalismus ist manchmal Partner, manchmal Gegner, manchmal anstrengend, manchmal hilfreich, aber letztlich unerlässlich. Wir brauchen ihn, um Botschaften unter die Leute zu bringen, aber auch, um uns kritisch zu hinterfragen“, meinte die Politikerin. „Wir verlernen zunehmend zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden“, warnte der Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi (Grüne) mit Blick auf die Datenflut der heutigen Zeit. Hochwertiger Journalismus sei daher wichtiger denn je, um durch diese zu navigieren.

Eröffnung des 1. Journalismusfests Innsbruck im Kulturzentrum Treibhaus
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Die Eröffnung der ersten Ausgabe des Journalismusfests Innsbruck fand im Kulturzentrum Treibhaus statt

Uni-Rektor streicht Gemeinsamkeit mit Forschung heraus

Tilmann Märk, Rektor der Universität Innsbruck, die wie das Land Tirol das Festival unterstützt, betonte, die Gemeinsamkeiten von gutem Journalismus und guter Wissenschaft: qualitativ hochwertige Recherche bzw. Untersuchung. „Gerade in Zeiten von Social-Media-Blasen, Fake-News und Hasspostings ist das gegenseitige Verständnis von Qualitätsmedien und Wissenschaft unerlässlich, um lösungsorientiert die großen Herausforderungen der Zukunft zu besprechen“, so Märk.

Unterstützung für Exil-Reporter gefordert

Nicht zu vernachlässigen ist die Herausforderung für geflohene Journalistinnen und Journalisten im Exil ihre Arbeit fortzuführen, wie die erste Podiumsdiskussion des Festivals zeigte. Daniela Kraus, Geschäftsführerin des Presseclub Concordia, bemängelte, dass es in Österreich zwar vonseiten einzelner Redaktionen Bemühungen gebe, aber noch keine systematische Unterstützung für Exiljournalisten vorhanden sei. Dass es noch nicht viele Redakteurinnen und Redakteure auf der Flucht nach Österreich getrieben habe, sei auch darauf zurückzuführen, dass kein Signal an sie ausgesendet werde. „Logische Andockstelle“ für geflüchtete Journalisten wären Community- und freie Medien. Diese hätten schon viel Erfahrung in diesem Bereich gesammelt, doch fehle es ihnen an Ressourcen, konstatierte Kraus.

In Deutschland wurde mittlerweile von Reporter ohne Grenzen (RSF), der Rudolf Augstein Stiftung und der Schöpflin Stiftung ein europäischer Fonds für Journalismus im Exil gegründet. Notwendig sei das, weil viele Journalistinnen und Journalisten im Exil „sehr oft zu anonymen Geflüchteten“ werden, ohne ihre professionell Arbeit fortführen zu können, wusste Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen Deutschland.

Zusammenbruch der Medienlandschaft durch Krieg

Man habe zuletzt etwa in der Ukraine und Russland den Zusammenbruch kompletter Medienlandschaften erlebt. Kolleginnen und Kollegen aus diesen Ländern würden im Exil weiterarbeiten wollen, das scheitere aber mitunter an dafür nötigen Projektanträgen und dergleichen, so Mihr. Der seit knapp sieben Wochen aktive Fonds soll hier ansetzen und schnell und flexibel Geld ausschütten, ohne dass sich die Antragsteller lange mit Formalitäten beschäftigen müssen. Elf Förderungen wurden bereits ausgegeben – etwa an ins Ausland geflohene Redakteure der russischen kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“.

Publikum bei der Eröffnung des Journalismusfests im Innsbrucker Kulturzentrum Treibhaus
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50 großteils kostenlose Veranstaltungen stehen beim Journalismusfest Innsbruck auf dem Programm

Insgesamt werden beim Journalismusfestival mediale Arbeit, Bedingungen und Hintergründe von redaktioneller Arbeit oder auch Grundsatzfragen von Informationsvermittlung in 50 großteils kostenlosen Veranstaltungen wie Diskussionen, Lesungen, Ausstellungen und Filmvorführungen beleuchtet. Mehr als 100 Vortragende und Mitwirkende aus 21 verschiedenen Ländern konnten für das Journalismusfest in Innsbruck gewonnen werden, das bis Sonntagabend geht.