Rund um das Gesundheitszentrum von Prutz gibt es seit Jahren heftige Diskussionen. Wer darf einziehen, wer soll mieten? Wann wird ausgebaut? Das sind im Moment offene Fragen. Ein neuer Vorstoß des Gemeindearztes sorgt für einen weiteren Höhepunkt in den Auseinandersetzungen zwischen dem Arzt und der Gemeinde. Das wirkt sich jetzt auch auf die Patientinnen und Patienten aus.
Tabu-Thema: Psychische Probleme
Psychische Probleme sind für viele im ländlichen Raum offenbar immer noch ein Tabu-Thema. Nur so kann es sich Gemeindearzt Philipp Plangger erklären, dass der Gemeinderat die Untervermietung an einen Psychiater zwei Tage in der Woche abgelehnt hat. „Menschen mit psychischen Problemen werden immer noch stigmatisiert. Dabei kann man eine Depression genau so gut behandeln wie einen Beinbruch. Und gerade nach der Pandemie ist der Bedarf an psychiatrischer Versorgung groß“, weiß der Arzt aus Erfahrung.
Kein Platz für Psychiater
Fest steht, derzeit kann diesen Betroffenen in Prutz nicht geholfen werden, es fehle der Platz. Der Prutzer Bürgermeister Heinz Kofler sagt, psychisch kranke Menschen würden ihm am Herzen liegen. Es gebe aber jetzt schon drei Allgemeinmediziner und eine Gynäkologin im Gesundheitszentrum. Man sei an der Grenze der räumlichen Ressourcen. Bedenken hat Kofler auch, was passieren könnte, wenn Patientinnen und Patienten des Gemeindearztes, der Gynäkologin und des Psychiaters aufeinander treffen. „Wir sind im ländlichen Raum. Es könnte zu Schwierigkeiten bei den Gesprächen im Wartezimmer kommen“, macht sich der Bürgermeister Sorgen.
Zentrum für 8.000 PatientInnen
Im Gesundheitszentrum von Prutz wird auch die Bevölkerung von Faggen, Fendels, Kauns und Kaunerberg medizinisch betreut. Wer einen Psychiater braucht, muss einen langen Weg in Kauf nehmen. Psychiatrische Versorgung wird derzeit nur im Krankenhaus Zams und in Imst angeboten. Im ganzen Bezirk Landeck gibt es keinen niedergelassenen Psychiater.
Für Gemeindearzt Plangger ist der fehlende Platz übrigens kein Argument, der habe sich auch an einem Tag in der Woche für die Gynäkologin gefunden. Diese komme am Mittwoch, der Psychiater würde an zwei anderen Tagen seine Ordination abhalten. Zwischen dem Arzt und der Gemeinde Prutz schwelt bereits seit längerem ein Konflikt, was den Ausbau der Ordination zum Ärztehaus anbelangt. Die Gemeindeführung lehnt die vom Arzt geforderte rechtliche Konstruktion dafür ab, in einer Volksbefragung hat sie Rückendeckung durch die Bevölkerung bekommen.