Skifahrer in Ischgl
Zeitungsfoto.at
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Tourismus

Touristiker ziehen gemischte Zwischenbilanz

Die Zahl der Nächtigungen ist in Tirol in den Monaten November und Dezember im Vergleich zur Wintersaison 2019/20 – der letzten Saison vor Ausbruch der Pandemie – um 39,2 Prozent zurückgegangen. Für Februar und März zeigten sich Touristiker einigermaßen zuversichtlich.

775.465 Ankünfte wurden im ersten Drittel der Wintersaison, die immer von Anfang November bis Ende April dauert, verzeichnet. Es wurden rund 3,4 Mio. Nächtigungen verbucht, um 2,2 Mio. weniger als zu Vor-Corona-Zeiten. In normalen Jahren repräsentieren die beiden Monate rund 20 Prozent des Nächtigungsvolumens der Wintersaison.

54,2 Prozent der Übernachtungsgäste waren Deutsche, hier verzeichnete die Landesstatistik ein Minus von 36,6 Prozent. Bei den Niederländern, die sich für rund 12,1 Prozent aller Nächtigungen verantwortlich zeichneten, war es ein Rückgang um 30,2 Prozent, bei den Belgiern lediglich 16,5 Prozent. Die meisten Wintergäste übernachteten in Sölden, Ischgl und Neustift im Stubaital. In Ischgl wurden um 51,8 Prozent weniger Nächtigungen verbucht als in der Vor-Corona-Saison 2019/20.

Tirol Werbung für Rest der Saison zuversichtlich

„Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen haben wir mit dem Ergebnis der bisherigen Wintersaison wohl das Möglichste erreicht“, kommentierte der Geschäftsführer der Tirol Werbung, Florian Phleps, die aktuellen Zahlen gegenüber der APA.

Er verwies auf Lockdown, Reisebeschränkungen und die Einstufung Österreichs als Hochrisikogebiet durch Deutschland. Unter diesen Gesichtspunkten komme das deutliche Minus gegenüber der Vor-Coronazeit nicht überraschend, so Phleps. Auch wenn die Omikron-Welle aktuell ein Jännerloch beschere, bleibe er für die weitere Wintersaison zuversichtlich.

Hörl blickt „mit nassen Augen in die Schweiz“

Branchenvertreter zeichneten gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) eine ähnliche, differenzierte Bilanz. Der oberste Seilbahner Österreichs, Franz Hörl (ÖVP), sprach von Einbußen in den Tiroler Skigebieten in der aktuellen Saison von rund 30 Prozent im Vergleich zu einer durchschnittlichen Saison vor Corona. Betrachte man rein das Geschäft zu den Weihnachtsfeiertagen, so lasse sich ein Minus von 15 Prozent ausmachen, so der Obmann des Tiroler Wirtschaftsbundes.

Nationalratsabgeordneter Franz Hörl (ÖVP)
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Franz Hörl verweist auf Bedingungen in der Schweiz

Insgesamt würden die vergangenen Wochen aber Mut machen, meinte Hörl, in der Branche sei man verhalten zufrieden. Allerdings blicke er „mit nassen Augen in die Schweiz, die mit einem Plus von 25 Prozent über den Fünf-Jahresschnitt rechnen – ohne dabei Sicherheitsmaßnahmen im Ausmaß wie sie bei uns vorgeschrieben sind, umzusetzen“, unterstrich Hörl.

„Jänner-Abgrund statt Jänner-Loch“

LAbg. Mario Gerber (ÖVP) zog ebenfalls eine gemischte Bilanz. Die Auslastung bis Weihnachten sei aufgrund des sehr knappen und durchaus unplanbaren Saisonstarts Mitte Dezember „sehr mau“ gewesen. Die Auslastung am Jahreswechsel schätze er auf zwischen 70 und 80 Prozent, wobei bestimmte Regionen besser dagestanden hätten als andere.

Schwarz sah Gerber für den restlichen Jänner: „Seit dem 10. haben wir anstatt des traditionellen ‚Jänner-Lochs‘ einen ‚Jänner-Abgrund‘, wir sind extrem schlecht gebucht“, fasste der Spartenobmann, selbst Hotelier, zusammen. Dennoch blickte auch er optimistisch in den Februar. „Die Buchungen sind gut“.

Mario Gerber
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Mario Gerber

Gerber: Situation in Städten weiter dramatisch

Dramatisch sei die Situation aber nach wie vor in den Städten, hier sei die Buchungslage auch im Februar alles andere wie gut, resümierte Gerber, der Ende November zum Obmann des Innsbrucker Tourismusverbandes gewählt worden war. Er pochte erneut auf weitere Unterstützungsmaßnahmen für die Branche, die weiterhin durch die Krise „hart gebeutelt“ werde.

Skitouristinnen und Touristen in Kitzbühel
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Das Weihnachts- und Silvestergeschäft verlief meist zufriedenstellend

Hotels im Februar und März sind vorerst gut gebucht

Die Verantwortlichen der Tourismusverbände (TVB) im Tiroler Ober- und Unterland zeigten sich mit dem Weihnachts- und Silvestergeschäft bis zum 10. Jänner zufrieden. Nun sei man aber mitten im Jännerloch, das heuer merklich stärker ausfalle als in früheren Jahren, bezog sich auch Dietmar Walser vom TVB Paznaun-Ischgl auf diesen Terminus. „Das hat mit der Corona-Lage in den wichtigsten Märkten zu tun“, meinte er. Für die Region seien dies Österreich, Belgien, Schweiz, Niederlande, Deutschland und Großbritannien.

Die Buchungslage für Februar und März sei dennoch durchwegs gut. „Viel Geschäft wird sich aber kurzfristig abspielen“, sagte Walser zu Stornierungen kurz vor Reiseantritt. Ein Problem sei nach wie vor die Einstufung Österreichs als Hochrisikogebiet seitens Deutschlands und die damit verbundene Quarantänepflicht für Kinder. „Ich hoffe, dass es da eine Lösung geben wird und dass Omikron bald ihren Peak erreicht hat“, so der TVB-Chef.

Stornierungen bei Erlass neuer Regelungen

Auch Lukas Krösslhuber vom TVB Wilder Kaiser sprach davon, dass es in der heurigen Wintersaison grundsätzlich viel Unsicherheit gebe. Im Jänner verzeichne man eine Auslastung von rund 50 Prozent im Vergleich zu Vorkrisenjahren, in den Weihnachtsferien lag sie bei 75 bis 80 Prozent. Immer dann, wenn neue Regelungen erlassen werden, gebe es Stornierungen.

Gleichzeitig kommen aber auch neue Buchungen dazu. „Die Gäste müssen sehr flexibel sein“, hielt er fest. Das Interesse an Urlaub rund um den Wilden Kaiser sei aber da, auch für den Sommer und den nächsten Winter werde bereits gebucht.

Touristiker orten Verständnis für strenge Regeln

Sowohl im Unter- als auch im Oberland sprachen die TVB-Geschäftsführer davon, dass die Gäste durchaus Verständnis für die strengen Regeln in Österreich hätten. Ärgern würden sie sich nur, wenn diese – etwa beim Grenzübertritt auf der Autobahn – nicht kontrolliert würden.

Von illegalen Apres-Ski-Partys, wie zuletzt etwa eine in Kitzbühel durch den Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner aufgeflogen ist – mehr dazu in Apres-Ski-Video: Scharfe Kritik von Köstinger, wusste Walser aus Ischgl und dem Paznauntal nichts. Er habe erst diese Woche in einem Gespräch mit der Polizei festgestellt, dass die Regeln von den Betrieben eingehalten werden. In Ischgl war es zu Beginn der Pandemie zu einem größeren Ausbruch des Coronavirus gekommen, wobei auch Apres-Ski eine gewichtige Rolle gespielt hatte.