Luftaufnahme Lienz
APA/EXPA/Johann Groder
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Coronavirus

Osttirol: Neue Mutation macht Sorgen

Im Bezirk Lienz sei „sehr vereinzelt“ eine neue Virusmutation entdeckt worden, so der Osttiroler Virologe Gernot Walder. Auch gebe es Personen, die trotz Impfung am Coronavirus erkrankt sind. Ein direkter Zusammenhang sei aber noch nicht nachgewiesen, so Walder. Im Bezirk Lienz ist die 7-Tage-Inzidenz besonders hoch.

Die neue Virusmutation, die eine sogenannte Fluchtmutation sein könnte, habe möglicherweise „das Potential den Impfschutz zu unterlaufen“, sagte Virologe Gernot Walder am Montag: „Es gibt Hinweise, dass das in einzelnen Fällen so sein könnte. Vielleicht sind das aber Personen, die einfach Pech gehabt haben. Vielleicht ist das gar nicht so ein großes Problem, oder vielleicht wird es tatsächlich noch ein größeres Problem werden. Wir wissen es noch nicht. Wir müssen uns die neue Mutation noch genauer anschauen.“

Gernot Walder
privat
Ein Experte auf seinem Gebiet – der Virologe Gernot Walder.

Gernot Walder, der ein Labor in Außervillgraten betreibt und als anerkannter Virologe die Bundesregierung berät, meinte dennoch, dass „kein Grund zur Panik“ bestehe. Dass ein Virus mutiere sei ein natürlicher Vorgang. Womit man es in Osttirol zu tun hat, sei von ihm und der AGES noch nicht ausreichend untersucht. Man könne auch derzeit noch nicht beantworten, ob eine britische Mutante weiter mutiert ist, oder es sich um einen neuen Typ mit Eigenschaften der britischen Variante handelt, so der Virologe.

7-Tage-Inzidenz von 469,9

Der Bezirk Lienz ist schon lange ein Sorgenkind. Die 7-Tage-Inzidenz liegt laut AGES-Dashboard mit Stand Montag 13.30 Uhr bei 469,9. Das ist mit großem Abstand die höchste Bezirks-Inzidenz in ganz Österreich – mehr dazu in ORF.at/Corona/Daten.

Laut Dashboard Tirol sind im Bezirk Lienz pro 100.000 Einwohner 613 Personen aktiv mit dem Coronavirus infiziert. In absoluten Zahlen sind mit Stand Montag 299 Ostirolerinnen und Osttiroler nachweislich CoV-positiv.

Ausreise-Testpflicht für Osttiroler Regionen

Der Corona-Einsatzstab des Landes hat auf die hohen Fallzahlen im Bezirk Lienz bereits reagiert. Man hat für zehn Osttiroler Gemeinden eine Ausreise-Testpflicht angeordnet – mehr dazu in Ausreisetestpflicht für Osttiroler Regionen. Das Vorbild dazu ist der Bezirk Schwaz, in dem sich die Fallzahlen wegen der Ausreise-Testpflicht und auch wegen der Durchimpfung zuletzt halbiert haben. Die 7-Tage-Inzidenz im Bezirk Schwaz beträgt mit Stand Montag 73,5.

Polizist kontrolliert Auto
ORF
Seit Sonntag 0.00 Uhr gilt für zehn Osttiroler Gemeinden eine Ausreise-Testpflicht.

„Es ist natürlich so, dass wir in Osttirol die höchsten Infektionszahlen haben, deshalb die umfangreichen Maßnahmen“, so der Leiter des Corona-Einsatzstabs Elmar Rizzoli: „Was genau die Mutationen und Submutationen bedeuten, insbesondere auf die Wirkung der Impfung, das ist noch Gegenstand der Wissenschaft. Wir ergreifen jetzt auch nicht Maßnahmen für den ganzen Bezirk Lienz sondern für die betroffenen Regionen. Und wir haben gesehen, dass die effektivsten Maßnahmen Testverpflichtungen für einzelne Gemeinden sind.“

6.000 Kontrollen – 90 Beanstandungen

Seit Beginn der Ausreise-Testpflicht wurden im Bezirk Lienz rund 6.000 Kontrollen durchgeführt, so Bezirkspolizeikommandant Silvester Wolsegger. Es habe bis dato 90 Zurückweisungen gegeben, weil Personen keinen gültigen negativen Covid-Test vorweisen konnten. Es seien auch einige wieder Genesene dabei gewesen, so Wolsegger, die geglaubt hätten, wegen ihrer überstandenen CoV-Erkrankung keinen Test mehr zu brauchen.

Indes ruft Virologe Gernot Walder abermals die Osttiroler Bevölkerung auf, sich testen zu lassen und Kontakte zu vermeiden. Das Virus könnte sich auch den bevorstehenden Sommertemperaturen anpassen.