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Politik

Wattens muss massiv sparen

Die Massenkündigungen bei Swarovski haben für die Gemeinde große finanzielle Auswirkungen: Wattens verliert Millionen an Steuereinnahmen. Um das abzufedern, soll die Effizienz verbessert werden. Gemeindebedienstete sollen ihre Jobs aber behalten.

Swarovski will in Wattens künftig nur noch 3.000 Menschen beschäftigen – mehr darüber in Swarovski baut weitere 1.000 Stellen ab. Dadurch entgehen der Marktgemeinde Wattens, wo der Betrieb angesiedelt ist, insgesamt Kommunalsteuern in der Höhe von etwa 1,5 Millionen Euro, so die Schätzung von Bürgermeister Thomas Oberbeirsteiner (Liste Für Wattens): „Die Krise beutelt uns finanziell durch. Es ist eine der schwierigsten Zeiten, die wir jemals mitmachen mussten“, schilderte er.

Wattens müsse sich jetzt anstrengen und sich „ganz neu aufstellen“, um für die kommenden Jahre gerüstet zu sein. Es gilt, weitere Schläge zu verhindern. Die Gemeinde sei daher auch in „engem, fruchtbarem“ Austausch mit der Swarovski-Führung, um als Standort weiter für den Konzern interessant zu sein, um einer Absiedlung gegenzusteuern, so der Bürgermeister.

Swarovski in Wattens
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Swarovski und die Gemeinde Wattens pflegen seit über 125 Jahren eine enge Partnerschaft

„Wattens ist verwöhnt“

In wirtschaftlich guten Zeiten konnte Wattens jahrzehntelang sehr viel Geld für neue Infrastruktur ausgegeben, die es jetzt allerdings auch zu erhalten gilt. Das bedeutet hohe laufende Kosten, etwa für die Betreibung von Schwimmbädern, Sportzentren, einer Kletterarena oder eines neuen Museums: „Wir sind ganz sicher verwöhnt. Natürlich würde es etwas bringen, wenn wir ein paar Millionen Euro auf der Kante hätten, aber in den letzten Jahren haben auch wir auf die Kosten schauen müssen“, erklärte der Bürgermeister.

Sehr hohe Erhaltungs- und Personalkosten

Eine Beraterfirma hilft der Gemeinde jetzt, Einsparungspotenzial zu finden. Die rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten sich dabei einbringen. Gerade die Personalkosten sind in Wattens enorm – etwa 14 Millionen Euro – fast so hoch wie in Hall, das doppelt so viele Bedienstete hat: „Wattens hat aber, im Gegensatz zu Hall, das gesamte Personal in der Gemeinde angestellt, also etwa die Menschen in den Pflegeheimen für sieben Gemeinden, die Lehrkräfte der Musikschule – auch bei den Bauhof- und Verwaltungsmitarbeitern sind wir meiner Meinung nach nicht zu breit aufgestellt“, zeigte sich Oberbeirsteiner überzeugt.

Gemeinde-Arbeitsplätze seien durch das Finanzloch keine gefährdet, betonte er. Die Effizienz solle aber verbessert werden: „Wir wollen Arbeitsabläufe optimieren, EDV-Unterstützung einfließen lassen, veraltete Strukturen aufbrechen, Dinge abkürzen, den Bürokratismus vereinfachen und dadurch Arbeitsschritte einsparen“, schilderte der Bürgermeister den groben Plan. Die Details würden derzeit noch ausgearbeitet.

Der Bürgermeister von Wattens, Thomas Oberbeirsteiner (Liste Für Wattens)
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Den Wattener Bürgermeister, Thomas Oberbeirsteiner, plagen derzeit Finanzsorgen

Ärger über gekürzte Weihnachtszuwendung

Unterdessen wurde heuer die Weihnachtszuwendung für die Gemeindebediensteten um etwas mehr als ein Drittel gekürzt. Das sei bereits seit Jahren Thema gewesen. Die Swarovski-Kündigungen seien wohl eine willkommene Gelegenheit, diesen Schnitt jetzt zu machen, vermutete Personalvertreter Helmut Trutschnig: „Teilweise ist es sicher ein Vorwand gewesen, das durchzuboxen. Bei uns sorgt das für Kopfschütteln“, so der Sprecher.

Etwa die Hälfte aller Gemeindemitarbeiterinnen und -mitarbeiter seien in den Pflegeheimen beschäftigt: „Die geben derzeit alles. Man versteht es nicht, dass dieser Schritt unbedingt heuer hat passieren müssen. Wir befürchten, dass die Zuwendung die nächsten Jahre eher noch weniger wird“, schilderte Trutschnig den Unmut und die Sorgen der Bediensteten. Der Bürgermeister betonte hingegen, dass man heuer trotz der finanziellen Sorgen zumindest eine gekürzte Zuwendung auszahle.

Der Personalvertreter der Gemeindebediensteten in Wattens, Helmut Trutschnig
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Der Sprecher der Gemeindebediensteten, Helmut Trutschnig, zeigt sich verärgert über die Bonuskürzung

Schwarze Zahlen erst in ein paar Jahren

Das kommende Jahr sehe für Wattens finanziell noch nicht so schlecht aus, erklärte Oberbeirsteiner: „Wir haben den Vorteil, dass wir heuer einige Dinge coronabedingt nicht umsetzen konnten und dieses Geld ins nächste Jahr mitnehmen können.“

Herausfordernd würden hingegen die Jahre 2022 und 2023 werden, da dann erst die Einnahmenverluste wirklich spürbar würden: „Wir werden einen negativen Deckungsbeitrag erzielen“, prophezeite der Bürgermeister. Schwarze Zahlen werde Wattens dann wohl erst wieder in ein paar Jahren schreiben, fürchtet er.