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Wirtschaft

Reisewarnung für Wirtschaft „Katastrophe“

Die Warnung Deutschlands vor Reisen nach Tirol hat fatale Auswirkungen auf den Tourismus. Die Wirtschaftskammer drängte am Samstag auf ein Entschädigungsmodell. Buchungen würden bereits storniert.

Vertreter der Tiroler Wirtschaft haben am Samstag die von Deutschland ausgesprochene Reisewarnung für Tirol als weiteren Rückschlag bezeichnet. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser bezeichnete sie gar als „Katastrophe“, „nicht nur für Hotellerie und Gastronomie, sondern auch für andere Branchen wie den Handel, die Sorge haben, dass die Gäste jetzt ausbleiben“, sagte er.

Buchungen werden bereits storniert und Gäste wollen abreisen, berichtete Mario Gerber, Spartenobmann für Tourismus. Er versicherte, dass Tirol aber ein „sicheres Urlaubsland sei“, in dem man „Aktivitäten ungefährdet genießen kann“.

Forderung nach Unterstützung

Für den Obmann des Tiroler Wirtschaftsbundes, Franz Hörl, brauche es „jetzt Disziplin und eine finanzielle Kompensation für Unternehmen, ähnlich der Phase während des Lockdowns im Frühjahr“. Zudem forderte er eine Verkürzung des AMS-Frühwarnsystems sowie eine „rasche neuerliche Information zum Kurzarbeitsmodell“.

Auch Alois Rainer, Gastronomie-Obmann in der Wirtschaftskammer, sprach sich für „ein auf Tirol zugeschnittenes Entschädigungsmodell“ aus. Nun müssen Modelle entwickelt werden, denn ein Imbissstand an der Straßenecke sei nicht mit einem Haubenlokal zu vergleichen. „Unterstützung brauchen aber alle!“, hielt er fest.

Sitzung Wirtschaftskammer: Walser, Gerber, Rainer, Hörl
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Sitzung in der Wirtschaftskammer mit WK-Präsident Walser, Tourismus-Obmann Gerber, Gastronomie-Obmann Rainer und Wirtschaftsbundobmann Hörl

Gerber: Hätten tollen Oktober mit guten Buchungen gehabt

Vor allem, was längerfristige Aufenthalte von Deutschen in Tirol betrifft, hat diese Reisewarnung Auswirkungen. Wenige Wochen vor den Herbstferien sei die Verunsicherung der Gäste das größte Problem, erklärt Mario Gerber: „Wir hätten in den Hotels noch einen tollen Oktober mit sehr guten Buchungen gehabt. Jetzt ist das große Problem, dass diese Gäste stornieren und ihren Urlaub nicht mehr in Tirol möchten.“

Mario Gerber
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Mario Gerber

Die Telefone bei der Wirtschaftskammer laufen heiß. Unternehmer wollen wissen, wie es nun genau um die Quarantäne Bestimmungen steht. Sollte die Reisewarnung nun länger aufrecht bleiben, wären die Konsequenzen für den Wintertourismus fatal, so Mario Gerber.

„Infektionszahlen müssen sinken“

Wenn diese Reisewarnung aufrecht bleibt, ist der Wintertourismus in Tirol nicht möglich, und das wäre eine Katastrophe, so der Fachgruppenobmann. „Jeder dritte Euro wird in Tirol direkt oder indirekt über den Tourismus verdient. Jeder vierte Arbeitsplatz findet indirekt oder direkt im Tourismus statt.“ Somit sei es nicht nur ein Problem des Tourismus und vordergründig der Hotels, meint Gerber. Daher müssten nun alle notwendigen Maßnahmen gesetzt werden, um die Infektionszahlen zu senken.

Platter bedauert Einstufung als Risikogebiet

LH Günther Platter (ÖVP) bedauerte die Aufnahme Tirols auf die Liste der Corona-Risikogebiete in Deutschland. Das sei ein schwerer Schlag für den Wirtschaftsstandort Tirol, sagte er am Freitagabend in der „ZiB 2“ – mehr dazu in Debatte nach Reisewarnung.

Deutschland begründete seine Reisewarnung für die Bundesländer Wien, Vorarlberg und Tirol damit, dass es mehr als 50 Infektionsfälle pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche gab. Touristen, die aus Tirol nach Deutschland zurückkehren, müssen sich 48 Stunden vor oder nach der Einreise auf das Coronavirus testen lassen und sich bis zum Vorliegen eines Testergebnisses in Quarantäne begeben. Kontrollen an den Grenzübergängen gibt es allerdings keine, stattdessen wird auf Eigenverantwortung gesetzt.