Der heurige Auftakt zum Europäischen Forum Alpbach 2020 stand ganz im Zeichen der Zukunft der Euregio. Euregiopräsident LH Günther Platter (ÖVP), der Südtiroler LH Arno Kompatscher und der LH Maurizio Fugatti aus dem Trentino präsentierten die „Fundamentals – die Grundlagen der Zusammenarbeit in der Europaregion“.
Die Zusammenarbeit sei gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen besonders wichtig, so Arno Kompatscher. Er kritisierte, dass dies nicht allen handelnden Personen in Europa bewusst sei. Jene würden eher auf nationale Alleingänge setzen.
Europaregion soll fit für die Zukunft bleiben
Auch Günther Platter fordert eine gemeinsame Vorgehensweise aller EU-Staaten, da die vergangenen Wochen und Monate gezeigt hätten, wie wichtig die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist. „Wir wollen und müssen dafür Sorge tragen, dass die Europaregion fit für die Zukunft bleibt“, so Platter. Nur so könnten auch nachfolgende Generationen von diesem Projekt im Rahmen des Friedensprojektes Europäische Union profitieren, so Platter.
Alle drei Landeshauptleute streben eine Reform der Organe und Einrichtungen der Euregio an, wie etwa eine Aufwertung der Versammlung. Platter verwies zudem auf aktuelle Projekte. Dazu zählte beispielsweise eine gemeinsame Wasserstoffstrategie sowie geplante Innovationen wie eine Euregio-Katastrophenschutzübung und einen Euregio-Wetterbericht.
Forum heuer mit großem Online-Konzept
Trotz der Pandemie hielten ie Veranstalter des Forums Alpbach an der Veranstaltung fest. „Online“ ist heuer beim 75-Jahr-Jubiläum das Stichwort. Innerhalb kürzester Zeit mussten die Verantwortlichen ein neues Konzept entwickeln – mehr dazu in Forum Alpbach heuer mit Online-Konzept.
Werben für gemeinsame, grünere, europäische Zukunft
Am frühen Sonntagabend wurde das Forum Alpbach eröffnet – mit Reden von Bundespräsident Van der Bellen und Forumspräsident Franz Fischler im Congress-Zentrum. „Die Pandemie hat uns drastisch vor Augen geführt, wie von einem Tag auf den anderen internationale Entwicklungen und Krisen uns beeinflussen können“, erklärte Van der Bellen, der ebenso wie alle anderen geladenen Gäste den „Corona-Sicherheitscheck“ im Eingangsbereich absolvieren musste.
Es sei das erste Mal, dass das Forum in diesem Ausmaß auf „digital“ setze. Dies sei auch eine der wichtigen Lehren aus der Pandemie: „Viel mehr ist möglich, als wir zuvor angenommen haben.“ In diesem Zusammenhang spielte Van der Bellen auch auf die Klimakrise an: „Früher oder später wird die Wissenschaft hoffentlich einen Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt haben: Aber es wird keinen Impfstoff gegen die Klimakrise geben. Deshalb müssen wir handeln – jeder und jede von uns“.
Alleingänge für Van der Bellen keine Lösung
Die Krise habe auch gezeigt, wie verbunden alle Länder dieser Welt seien. Alleingänge seien keine Lösung. Als positiv strich Van der Bellen in diesem Zusammenhang den Kompromiss auf ein EU-Haushaltspaket hervor sowie den – bei dem „historischen Gipfel“ – vereinbarten „substanziellen gemeinsamen Plan“, die Wirtschaften wiederaufzubauen – zusätzlich zu den nationalen Programmen: „Sie haben die grundlegende Lektion gelernt, die uns die Pandemie lehrt: Gemeinsam sind wir stärker“.
Fischler: Forum durch Krise demokratischer geworden
Forumspräsident und Ex-EU-Kommissar Franz Fischler wies in seiner Rede vor nur 75 zugelassenen Gästen daraufhin, dass viele Probleme schon vor Corona virulent gewesen und ebenso mit-kausal gewesen wären. Fischler unterstrich auch die Wichtigkeit des heurigen Forum-Mottos „Fundamentals“, unter das man etwa auch Menschenrechte, Umweltschutz, Gerechtigkeit sowie Vertrauen ins demokratische System subsumieren müsse.
Das Forum Alpbach sei durch Corona jedenfalls demokratischer geworden, befand Fischler und wies auf die durch digitale Plattformen ermöglichte Teilnahme rund um die Welt hin. Bei einer, mit digitalen Zuschaltungen aus fernen Ländern bestückten, Podiumsdiskussion im Anschluss an die Reden sprach sich der Ex-ÖVP-Politiker zudem für ein Voranschreiten der Europäischen Integration aus – die „Vereinigten Staaten von Europa“ seien aber für ihn kein passendes Konzept.