Wölfe
APA/dpa/Carsten Rehder
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Chronik

Weitere Wolfsrisse – Land sucht Lösung

Neuerliche Schafsrisse im Bereich Oberes Gericht und Paznauntal lassen die Forderungen der Landwirte nach einer Lösung immer lauter werden. Seitens des Landes ist man um eine Lösung bemüht, die gesetzlichen Möglichkeiten sind aber enden wollend.

Das Land Tirol will nach erneuten Schafsrissen im Tiroler Oberland in „konkreten Gesprächen“ darüber beraten, wie das Land künftig mit einem „schadensstiftenden Wolf“ umgehen wird. „Das Leid der Nutztiere ist enorm, wir können hier nicht tatenlos zusehen“, sagte Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP). Nach dem Wochenende seien 71 Schafe von einer Alm geholt worden, teilte das Land mit.

Tote und abgängige Schafe oberhalb von See

Im Gemeindegebiet von See wurden sieben tote Schafe gefunden – acht weitere waren am Montag noch abgängig. Bei drei der sieben untersuchten Schafe wurden entsprechende Bissspuren festgestellt. Es bestehe der Verdacht, dass ein Wolf dafür verantwortlich sei, hieß es vom Land. Bei den restlichen verendeten Schafen könne auch ein Absturz als Todesursache nicht ausgeschlossen werden.

Für Martin Janovsky, Beauftragter des Landes für große Beutegreifer, bedeutete dies: „Alle sieben toten Schafe sind in Zusammenhang mit den festgestellten Rissen zu sehen.“ DNA-Proben zur weiteren Untersuchung wurden entnommen. Auch ein tot aufgefundenes Jungrind werde untersucht – es gebe hier aber keine Hinweise auf einen Riss oder Absturz.

Mögliche Rudelbildung nicht ausgeschlossen

Gerade im Bereich Paznauntal und Oberes Gericht schließt Janovsky eine Rudelbildung nicht aus. Aktuelle DNA-Untersuchungen haben gezeigt, dass dort sowohl eine Wölfin wie auch ein Wolf Schafe bzw. Wild gerissen haben – mehr dazu in Möglicherweise Wolfspaar in Tirol.

Wolfabschuss nur unter bestimmten Umständen möglich

Das Land sprach in diesem Zusammenhang den Wolfsmanagementplan an. „Für den Fall, dass ein Wolf ohne ersichtlichen Grund aggressiv auf Menschen reagiert oder wenn wiederholt sachgerecht geschützte Nutz- und Haustiere getötet werden, empfiehlt der Österreichische Wolfsmanagementplan eine Entnahme“, hieß es. Dies gelte aber nur, wenn „Präventionsmaßnahmen zum Schutz von Tieren ausgereizt“ seien. Geisler sah dies für Tirol aber problematisch und verwies auf die „besondere Situation der Berglandwirtschaft“, Erfahrungen aus anderen Regionen könnten nicht auf die Alpen übertragen werden.

Darüber hinaus wurde auf das Tiroler Jagdgesetz verwiesen. Ein Sachverständiger könne feststellen, ob von einem bestimmten Wolf, Bär oder Luchs „eine unmittelbare Gefahr für die Sicherheit von Personen oder eine unmittelbare erhebliche Gefahr für Weidetiere“ ausgehe. Sollte es die Situation erfordern, wolle man von den „rechtlichen Möglichkeiten Gebrauch machen“, sagte Geisler.

Landwirtschaftskammer fordert Ausnahmeregelung

Auch die Tiroler Landwirtschaftskammer (LK) meldete sich am Dienstag in der Causa zu Wort und forderte Ausnahmeregelungen für einen legalen Abschuss. Flächendeckender Herdenschutz sei in Tirol „unmöglich“, sagte LK-Präsident Josef Hechenberger (ÖVP). „Der Wolf ist nicht mehr in seinem Erhaltungszustand gefährdet, weshalb Entnahmen von Problemwölfen legal möglich sein müssen“, forderte er.