Wirkstoffproduktion in Kundl
Novartis
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Wirtschaft

Medikament aus Kundl für die ganze Welt

Das Pharmaunternehmen Novartis will in Kundl die Herstellung für ein Netzhautpräparat starten. Bis 2021 sollen die Anlagen zum weltweit einzigen Produktionszentrum für das Präparat gegen die feuchte, altersbedingte Makuladegeneration ausgebaut werden.

Für die Produktion des Wirkstoffes, der im Februar 2020 die Zulassung der europäischen Behörden erhalten hatte, will Novartis 27,4 Mio. Euro in den Tiroler Standort investieren. Der Wirkstoff wird dann im Drei-Schicht-Betrieb von bis zu 40 Spezialisten des Novartis Technical Operations Netzwerks hergestellt. Derzeit laufe die Produktion noch parallel in der Schweiz und Tirol, hieß es in einer Aussendung.

„Es handelt sich bei diesem Wirkstoff um ein humanisiertes Single-Chain-Antikörperfragment, dessen Herstellung Spitzen-Know-how erfordert“, erklärten der Chef von Novartis Österreich Michael Kocher und der Chef des Standortes in Kundl, Mario Riesner. Der Wirkstoff soll an den von pathologischer Feuchtigkeit betroffenen Stellen in der Netzhaut seine Wirksamkeit entfalten. Damit soll erreicht werden, dass Patienten weniger oft therapiert werden müssen. An den Zulassungsstudien beteiligt waren auch die Universitätsaugenkliniken Wien und Graz.

Weitere Produkte sollen in Tirol produziert werden

„Die Investition in die globale Wirkstoffproduktion dieses neuen Wirkstoffs zeigt die zentrale Rolle der österreichischen Standorte im globalen Novartis-Netzwerk. Sie ist ein starkes Bekenntnis und wir sind überzeugt, dass wir es als Österreich-Team schaffen werden, auch weitere innovative Medikamente und ihre Produktion und Fertigung nach Tirol zu holen“, so Kocher und Riesner.

Wirkstoffproduktion in Kundl
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Derzeit der einzige Penicillin-Hersteller in Europa

Zuletzt kam Novartis in die Medien, weil der Schweizer Pharmakonzern erwogen hatte, seine Penicillinproduktion in Kundl einzustellen und den Wirkstoff künftig aus Asien zu beziehen. Das Wirtschaftsministerium war daraufhin alarmiert, da Novartis als einziges Unternehmen in Europa noch Penicillin herstellt.

Eine Taskforce, der Vertreter des Ministeriums und des Unternehmens angehören, wurde daraufhin eingerichtet – mehr dazu in „Taskforce“ für Penicillinproduktion in Kundl. Das Ministerium erklärte, dass der Forschungsstandort in Tirol unterstützt und mehr Produktion im medizinischen Bereich wieder nach Europa geholt werden solle.

Pharmaindustrie will bessere Marktbedingungen

Die Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie PHARMIG, wertete die Novartis-Investitionen als „Wind auf die Segel der Politik, die schon seit einiger Zeit daran arbeitet, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, damit pharmazeutische Unternehmen auch in Zukunft in Österreich investieren, unabhängig davon, ob es Konzernniederlassungen oder im Land ansässige Betriebe sind“, sagte PHARMIG-Generalsekretär Alexander Herzog. Nun sei es notwendig, die Marktbedingungen zu verbessern.

LH Günther Platter (ÖVP) bezeichnete die Investition als einen Schritt hin zur Normalität nach der Corona-Pandemie, wofür sich die Tiroler Unternehmen schon jetzt mit „viel Know-how und bestens qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“ vorbereiten würden. Die Corona-Zeit verstreiche in Tirol nicht ungenützt, so Platter.