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„Taskforce“ für Penicillinproduktion in Kundl

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) hat am Donnerstag die Einrichtung einer Taskforce angekündigt. Der Verbleib der Penicillinproduktion im Tiroler Unterland müsse gesichert werden. Ein erstes „konstruktives Gespräch“ fand dazu bereits statt, wie auch der Medikamentenhersteller Sandoz bestätigte.

Die Produktion des Penicillins, die einzige in ganz Europa, könnte am Standort in Kundl beendet, der Wirkstoff künftig in Asien zugekauft werden. Das hatte die Sandoz Gmbh in Kundl/Schaftenau schon vor Monaten angekündigt. Die Produktion des wichtigen Medikaments sei hier in Europa zu kostenintensiv, hieß es seitens der Firmenleitung, man könne mit Asien am Weltmarkt nicht mithalten. Daher überlege man die Penicillinproduktion in Tirol zu beenden und den Wirkstoff in Asien zu kaufen. Wohl verstärkt unter dem Eindruck der Coronavirus-Pandemie rief das jetzt die Politik auf den Plan.

Kundl kann ganz Europa mit Antibiotika versorgen

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck nutzte ihren Tirol-Besuch am Donnerstag für ein erstes Gespräch in Innsbruck mit den Top-Managern von Novartis, dem Mutterkonzern, und der Tochter, der Sandoz Gmbh. Neben Schramböck waren auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) dabei. Von Novartis haben sowohl der CEO Richard Saynor als auch Österreich-Chef Michael Kocher und der Geschäftsführer des Sandoz-Standortes Kundl Mario Rieser an dem Gespräch teilgenommen.

Das Gespräch sei konstruktiv verlaufen, Novartis habe sich gesprächsbereit gezeigt, zeigte sich Schramböck erfreut: „Wir werden eine Taskforce einrichten, die mit dem Management von Novartis/Sandoz eng zusammenarbeitet. Da werden wir schauen, was notwendig ist, um die Produktion wieder wettbewerbsfähig mit China machen zu können. Und wir werden Gespräche mit der Europäischen Union führen, um die Rahmenbedingungen für das Unternehmen zu verbessern“, sagte Schramböck.

Angedacht sei, dass die Länder der Europäischen Union gemeinsam in einen Topf einzahlen und so die Produktion in Kundl mit der europaweit einzigen Penicillin-Produktion absichern. Zugleich müsse aber auch gewährleistet werden, dass das Penicillin von den europäischen Ländern gekauft wird: „Der Standort in Kundl kann ganz Europa mit Penicillin versorgen. Es ist einiges schiefgelaufen in der Union in den letzten Jahrzehnten, wenn die gesamte westliche Welt, das inkludiert Amerika, nur noch einen Standort für dieses wichtige Medikament hat. Da müssen wir Schritte setzen und dazu bin ich fest entschlossen“, sagte Schramböck.

Sandoz begrüßt „Aufmerksamkeit der Politik“

Auch die Unternehmensleitung der Sandoz Gmbh Kundl/Schaftenau bestätigte auf ORF Tirol-Anfrage ein konstruktives Gespräch. „Wir begrüßen die Aufmerksamkeit der Politik. Das Gespräch hat ja auf Wunsch der Politik stattgefunden“, sagte Geschäftsführer Mario Riesner. Ob seitens Novartis ein ernsthaftes Interesse am Verbleib der Antibiotika-Produktion in Tirol besteht, dazu wollte Riesner nichts sagen. Man müsse weitere Gespräche abwarten.

CoV-Krise führt zur Vollauslastung

Wegen der Coronavirus-Pandemie hatte der Standort der Novartis-Tochter Sandoz in Kundl/Schaftenau von Vollauslastung berichtet. Zwischen 4.000 und 5.000 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Der Bedarf an Antiinfektiva sei weltweit gestiegen, Kurzarbeit sei im Unternehmen kein Thema – mehr dazu in Sandoz Tirol produziert auf Hochtouren.