Seit dem Jahrhunderthochwasser von 2005 wartet Wörgl auf eine Schutzlösung die gegen erneute Überschwemmungen helfen soll: Für das Unterinntal will das Land ein umfassendes Schutzprojekt vorantreiben. Vor allem Radfeld wehrt sich aber seit langem gegen die gemeindeübergreifenden Pläne, während die Gemeinden Wörgl, Kundl, Breitenbach am Inn, Kramsach, Brixlegg und Rattenberg dem Wasserverband „Hochwasserschutz Unteres Unterinntal“ beigetreten sind.
Bürgermeister will mit LH sprechen
Radfelds Bürgermeister, Josef Auer (SPÖ), hatte am Mittwoch kein Verständnis dafür, dass Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) ihm kein Gespräch zur Thematik gewähre. Die vorliegenden Pläne für den Hochwasserschutz seien für Radfeld indiskutabel, denn die kleine Gemeinde, so Josef Auer, müsste viel zu groß bemessene Retentionsflächen bereitstellen.
Hochwasserschutzverband sei „Zwangsverband“
„Wir sind Opfer hier“, zeigte sich Auer überzeugt. Auch bei den Abstimmungen und Entscheidungen in den anderen Gemeinderäten sei einfach entschieden worden, dass Radfeld gezwungen werden soll, dem Hochwasserschutzverband beizutreten. Es sei also ein „Zwangsverband“. Radfeld wolle den Beitritt nicht, hielt der Bürgermeister fest. Er forderte die Erschließung alpiner Retentionsflächen, also mehr Wasserrückhaltemöglichkeiten im Gebirge – mehr dazu in Land prüft Möglichkeiten alpiner Retention.
Bauern wollen Felder behalten
Auch der Obmann der Wassergenossenschaft Radfeld-Kundl und Ortsbauern-Obmann Anton Wiener betonte, dass nichts auf Schiene sei. 44 Grundbesitzer sind in Radfeld betroffen: „Uns Grundbesitzern wurde nur ein Plan vorgelegt, wie sie es gerne hätten“, so Wiener. Den betroffenen Grundbesitzern sei zwar ein Entschädigungsmodell vorgeschlagen worden, das aber keine Option sei. Es gehe den Bauern darum, ihre Flächen zu behalten, um dort weiterhin Lebensmittel anzubauen.
Zudem orteten die Radfelder zahlreiche formelle Mängel bei der Gründung des Wasserverbandes zum Hochwasserschutz, wie sie am Mittwoch mehrfach betonten.
Land Tirol verliert die Geduld
Das Land Tirol zeigte am Mittwoch kein Verständnis für die Forderungen der Radfelder: Sechs von sieben Gemeinden seien dem Wasserverband beigetreten, nur die Gemeinde Radfeld sträube sich und verhindere dadurch, dass der Wasserverband die Detailplanung für den Hochwasserschutz von 2.220 Häusern und ihren Bewohnern in Auftrag geben könne, hieß es.
Es sei zwar richtig, dass Radfeld mit dem Retentionsraum wie auch andere Gemeinden einen wesentlichen Beitrag zum Hochwasserschutz leiste, Radfeld profitiere aber auch, da durch das Projekt allein in Radfeld 170 Hektar Land vor Hochwasser geschützt würden. Das Hochwasserschutzprojekt sei ausgereift, die Möglichkeiten der Hochlagenretention umfassend geprüft. Jetzt werde es Zeit für die Umsetzung, so das Land Tirol.