Blick durch das Kaunertal hinaus mit Gepatsch-Stausee
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Politik

Land prüft Möglichkeiten alpiner Retention

Das Land Tirol will nochmals die Möglichkeit alpiner Retentionsräume zum Hochwasserschutz prüfen lassen. Besonders aus dem Unterland hatten mehrere Stimmen eine solche Prüfung gefordert.

So bezieht sich etwa der Bürgermeister von Radfeld, Josef Auer, auf eine Studie des Professors für Hydrologie und Wasserwirtschaft Günter Blöschl von der TU Wien oder argumentiert damit, dass die TIWAG-Stauseen heuer im Juni bei dem Hochwasser eine Reduktion des Scheitels um etwa 30 Zentimeter gebracht hätten.

Alpine Retention fast nur lokal wirksam

Blöschl war in seiner Studie allerdings eher zu einem ernüchternden Ergebnis bezüglich der Möglichkeit alpiner Retention gekommen. Rückhaltebecken in alpinen Bereichen könnten zwar lokal eine sehr große Wirkung entfalten, schon auf regionaler Ebene sei ihre Wirkung aber nur mehr als mittel bis gering einzustufen. Auf den Inn würden sie nahezu keine Auswirkung haben. Auch eine Aufforstung in alpinen Räumen würde am Inn bei einem Hochwasser nahezu keine Scheitelreduktion bringen.

Hochwasser Luftbild
zeitungsfoto.at/Liebl Daniel
Beim Innhochwasser gab es vor allem im Unterland großflächige Überflutungen – wie hier im Bereich Terfens/Weer

Auer sagt, es sei ihm zwar klar, dass es im Inntal Retentionsgebiete brauche, aber wenn in den Seitentälern gewisse Wassermengen zurückgehalten werden könnten, brauche man im Inntal geringere Flächen. Auer hinterfragt unter anderem, ob nicht höhere Staumauern ungleich mehr Rückhalteeffekte brächten als die in der Studie angenommenen zehn Meter.

Geisler: Alpine Becken am Inn kaum wirksam

Der zuständige Landesrat Josef Geisler (ÖVP) sagt dazu, man hätte eigentlich viele Becken im alpinen Bereich zur Retention geplant gehabt, sei aber relativ schnell drauf gekommen, dass die Wirkung im Tal relativ gering ist. Jetzt wolle man prüfen, inwieweit die weiteren zwei geplanten Kraftwerke Einfluss auf den Hochwasserschutz am Inn haben „um wirklich alle Alternativen geprüft zu haben und den Hochwasserschutz auch umsetzen zu können“.

Derzeitige Pläne werden in Frage gestellt

Der Obmann des Vereins Hochwasserschutz Tirol, Alfred Enthofer, führt etwa auch das Argument ins Feld, dass die Retentionsflächen im Unterland am falschen Ort geplant sein könnten. Das Hochwasser im Juni habe sich mit hohen Grundwasserständen im Inntal überlagert. „Was nützen uns großräumige Wasserparkplätze für ein Inn-Hochwasser, wenn diese schon mit Grundwasser voll sind? Die geplanten Retentionen hätten niemandem Schutz geboten. Deshalb braucht es Maßnahmen im Entstehungsbereich von Hochwasser-Ereignissen,“ argumentiert Enthofer.