Der Stiftungsvorstand – bestehend aus Stiftung Erl-Inhaber Haselsteiner, Kulturlandesrätin Palfrader für das Land Tirol und Jürgen Meindl, Leiter der Kunst- und Kultursektion im Bundeskanzleramt – habe nach Bekanntwerden der Vorwürfe der sexuellen Belästigung im Vorjahr „weder ‚wesentliche Schritte gesetzt‘ noch haben Sie Ihre ‚Verantwortung sehr ernst genommen‘“, schrieb „art but fair“. Palfrader und Haselsteiner sollten sich schämen und umgehend Ihren Rückzug von allen Ämtern bei den Tiroler Festspielen erklären, wurde in dem Brief gefordert.
Öffentliche Entschuldigung gefordert
Die Künstler forderten weiterhin eine öffentliche Entschuldigung und appellierten insbesondere an Meindl: „Eine Entschuldigung ist unumgänglich, damit die gerissenen Wunden heilen können.“ Palfrader hatte vor zehn Tagen eine Entschuldigung verweigert, nachdem fünf betroffene Künstlerinnen eine solche gefordert hatten – mehr dazu in Erl: Künstlerinnen fordern Entschuldigung.
Die Gleichbehandlungskommission war zuvor zu dem Schluss gekommen, dass es eine sexuelle Belästigung durch den ehemaligen künstlerischen Leiter der Festspiele, Gustav Kuhn, gegeben hatte. Palfrader argumentierte, dass sich derjenige entschuldigen müsse, „der es getan hat“. Sie selbst sei „zutiefst betroffen von dem, was passiert ist“.
Vorwurf des Machtmissbrauchs und sexuelle Übergriffe
Die Causa Erl war im Februar 2018 ins Rollen gekommen. Der Tiroler Blogger Markus Wilhelm veröffentlichte damals Vorwürfe der sexuellen Belästigung und des Machtmissbrauchs gegen Kuhn. In einem offenen Brief warfen fünf Künstlerinnen dem Dirigenten schließlich namentlich „anhaltenden Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe“ während ihrer früheren Engagements vor. Kuhn bestritt die Vorwürfe, stellte im Sommer 2018 aber seine langjährige Funktion als künstlerischer Leiter der Tiroler Festspiele Erl bis zur vollständigen Klärung der Vorwürfe ruhend. Im Oktober legte er dann alle seine Funktionen zurück.