Gustav Kuhn beim Zivilverfahren gegen eine Sängerin am Landesgericht Innsbruck
Zeitungsfoto.at
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Erl: Künstlerinnen fordern Entschuldigung

Die ZIB2 hat am Donnerstag aus dem Bericht der Gleichbehandlungskommission zitiert. Die Kommission hatte sexuelle Belästigung an fünf Künstlerinnen durch Gustav Kuhn erkannt. Sie fordern eine öffentliche Entschuldigung von den Festspiel-Verantwortlichen.

Die Gleichbehandlungskommission hatte in ihrem Gutachten festgestellt, dass eine sexuelle Belästigung durch den mittlerweile aus dem Amt geschiedenen künstlerischen Leiter von Erl, Kuhn, stattgefunden habe. Konkret heißt es laut ZIB2 im Bericht: „Die Antragstellerin konnte die Vorwürfe der sexuellen Belästigung […] glaubhaft darlegen. Zudem machte die Antragstellerin einen sehr betroffenen Eindruck, sie wirkte ehrlich verletzt.“

Anders fällt die Beurteilung von Kuhn aus: „Herr Prof. Dr. Kuhn […] konnte den Senat nicht überzeugen, dass die von ihm vorgebrachten Tatsachen der Wahrheit entsprechen.“ Kuhn ließ hierzu über seinen Anwalt mitteilen, dass er bei seiner Position bleibe, dass die von fünf Sängerinnen erhobenen Vorwürfe unwahr seien – mehr dazu in Kuhn erkennt Gutachten nicht an.

Forderung der Künstlerinnen an Verantwortliche

Die fünf Künstlerinnen forderten in einer Aussendung am Freitag, dass die Entschuldigung in jener Form erfolgen soll, „in der unsere Reputation als Künstlerinnen wiederhergestellt und unsere Würde als Frauen respektiert wird“, hieß es.

Die Entschuldigung erwarte man sich „vonseiten der Tiroler Festspiele Erl Privatstiftung sowie von der Tiroler Festspiele Erl Betriebsges.m.b.H. als deren operativem Organ, für den in Ihrem Unternehmen stattgefundenen und von Ihnen über Jahre geduldeten Machtmissbrauch Ihres Intendanten“, schrieben die Künstlerinnen in dem an Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP), Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner und den Sektionsleiter im Bundeskanzleramt, Jürgen Meindl, gerichteten offenen Brief.

„Belästigungen in allen fünf Fällen zweifelsfrei festgestellt“

Die Kommission habe jetzt „in allen fünf von ihr untersuchten und geprüften Fällen in fünf separaten Gutachten zweifelsfrei sexuelle Belästigungen von uns ehemals bei den Festspielen tätigen Künstlerinnen durch den Gründer und langjährigen Leiter Gustav Kuhn festgestellt“, erklärten die Künstlerinnen.

Sie kritisierten gleichzeitig die Festspiel-Verantwortlichen: „Nach dem offenen Brief im Juli 2018, in welchem wir erstmals mit Namen und konkreten Schilderungen massive Übergriffe öffentlich gemacht hatten, war nicht nur und nicht nur von Ihnen, den Verantwortlichen, unsere Glaubwürdigkeit in Zweifel gezogen, sondern sind wir auch als Frauen herabgesetzt und als Künstlerinnen diffamiert worden.“

Ermittlungen sollen noch heuer abgeschlossen werden

Die Staatsanwaltschaft Innsbruck wollte das Verfahren eigentlich einstellen. Nun rechne man seitens der öffentlichen Anklagebehörde damit, die Ermittlungen bis Mitte Dezember abzuschließen. Danach muss erneut ein Vorhabensbericht an das Justizministerium ergehen.

Die Causa Erl war im Februar 2018 ins Rollen gekommen. Der Tiroler Blogger Markus Wilhelm veröffentlichte damals Vorwürfe der sexuellen Belästigung und des Machtmissbrauchs gegen Kuhn. In einem offenen Brief warfen fünf Künstlerinnen dem Dirigenten schließlich namentlich „anhaltenden Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe“ während ihrer früheren Engagements vor. Kuhn bestritt die Vorwürfe, stellte im Sommer 2018 aber seine langjährige Funktion als künstlerischer Leiter der Tiroler Festspiele Erl bis zur vollständigen Klärung der Vorwürfe ruhend. Im Oktober legte er dann alle seine Funktionen zurück.