Unter bestimmten Umständen sollen verheiratete sogenannte „Ständige Diakone“ zu Priestern geweiht werden dürfen – zumindest im Amazonien-Gebiet Südamerikas, das empfahl die Bischofssynode im Oktober. Die Zustimmung des Papstes dazu fehlt noch.
Glettler will Ball in Tirol „noch flach halten“
Die Viri Probati seien nur eines von vielen Themen der Amazonien-Synode gewesen, betonte Innsbrucks Diözesanbischof Hermann Glettler am Freitag. Der Vorschlag sei nur für die riesige, priesterarme Amazonasregion gültig, aber nicht für Tirol.
„Die Frage der Viri Probati ist für Europa gesondert zu stellen. Bei uns sieht die pastorale Situation ganz anders aus“, so Glettler. Es gebe hierzulande bereits jetzt viele Gemeinden, wo durchaus engagierte und lebendige Gottesdienste gefeiert würden – die Gläubigen aber trotzdem nicht in die Kirche kämen. Es sei daher „übertrieben“, in Tirol von einem „eucharistischen Hunger zu sprechen“.
Bischof sieht Möglichkeiten für Interessierte in Kirche
Statt Laien zu weihen, wolle er, lieber die „Gaben und Charismen“ der getauften und gefirmten Kirchenmitglieder ausschöpfen, erklärt der Bischof. Man müsse und könne zwar durchaus auch den Laien Verantwortung übertragen, doch derzeit sei der „Ball noch flach zu halten“. Es gebe neben dem geweihten Amt genug Möglichkeiten, Menschen in die Kirche einzubinden und zu beteiligen.
Bischofskonferenz zu Zölibat und Frauenweihe
Bei der österreichischen Bischofskonferenz, die am Donnerstag zu Ende ging, war die Zölibatsfrage auch Thema. Die Reaktion des Papstes erwarte man „um Weihnachten“ herum, sagte Kardinal Christoph Schönborn am Freitag. Die österreichischen Bischöfe würden die Vorschläge der Synode jedenfalls „begrüßen“. Diese zielen aber, wie erwähnt, eigentlich nur auf die Amazonas-Region ab.
Pläne für eine mögliche Priesterweihe von Frauen gebe es laut Schönborn nicht, er setzt aber auf den Dialog. Aktuelle Worte des Papstes würden allerdings „Raum öffnen“ für Frauen in Entscheidungspositionen, bekräftigte der Kardinal: „Frauen sollen in Leitungsverantwortlichkeiten eingebunden werden.“
Pfarrerinitiative
Die Pfarrerinitiative wurde 2006 gegründet. Ihre Anliegen, die von der offiziellen Linie in Rom abweichen, versteht die Initiative als „Aufruf zum Ungehorsam“. Aus der Diözese Innsbruck sind zur Zeit 35 Priester und Diakone Mitglied der Reformbewegung.
Tiroler Kirchenstimmen für Zölibatsaufhebung
Stimmt der Papst einer Ausnahmeregelung für Amazonien zu, könnte diese Entscheidung auch in Tirol Wellen schlagen:
Die Pfarrerinitiative der Diözese Innsbruck unterstützt derzeit eine Online-Petition des Wiener Priesters Paul Zulehner, die den Pflichtzölibat für Männer abschaffen will. Die Petition fordert außerdem, dass Frauen zu Diakoninnen geweiht werden dürfen. Rund 2.100 Leute haben die Petition bis jetzt unterzeichnet – mehr dazu unter Pfarrer fordern Aus für Pflichtzölibat.