Pflegepersonal geht am Gang eines Krankenhauses
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Soziales

Weiter Tauziehen um Umziehen in Arbeit

Nach einem OGH-Urteil sind im Klinikbereich Umkleidezeiten ein Teil der Arbeitszeit. Die tirol kliniken mussten deshalb 130.000 Arbeitsstunden rückwirkend gutschreiben und wollen eine andere Lösung. Der ÖGB will die Umkleidezeiten auch für andere Branchen durchsetzen.

An den Betrieben der tirol kliniken sind für das Umziehen bisher zehn Minuten vorgesehen, und das kostet vier bis zehn Millionen Euro, rechnen der Krankenhausbetreiber vor – mehr dazu in Umkleidezeiten: Ringen um jede Minute. Deshalb will man es den Dienstnehmern ermöglichen, in Zukunft schon in Arbeitskleidung zum Dienst anzutreten.

Der Betriebsrat spricht sich schon aus hygienischen Gründen klar gegen diese Regelung aus, die das Gesetz quasi umgehen soll. So könne es durchaus sein, dass ein Mitarbeiter Allergene wie Hunde- oder Katzenhaare von zu Hause in die Krankenzimmer trägt. Um solche Fragen zu klären, treffen sich am Freitag Vertreter der Landessanitätsdirektion, des Departments für Hygiene der Medizin Universität Innsbruck und die tirol kliniken zu einem Fachgespräch.

Pflegepersonal geht auf der Straße
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Umziehen fällt bei Polizei nicht in Arbeitszeit

Bei der Polizei beispielsweise fällt die Umkleidezeit nicht in die Arbeitszeit. Das ist im Beamtendienstgesetz festgehalten. Es sei die Pflicht der Polizisten, so rechtzeitig vor Dienstbeginn bei der Dienststelle zu sein, dass der Dienst pünktlich, vollständig uniformiert, bewaffnet und einsatzbereit angetreten werden kann, erklärt Pressesprecher Manfred Dummer. Über Auf- und Abrüstzeiten werde im Innenministerium immer wieder diskutiert, so Dummer. Derzeit sei die Rechtslage aber eindeutig.

Anders gehen die Entsorgungsbetriebe Daka in Schwaz damit um. Sie bieten ihren Mitarbeitern eine Sowohl-als-auch-Lösung an. In der Früh würden sich die Mitarbeiter in ihrer Freizeit umziehen, abends hingegen steht ihnen eine Viertelstunde an Arbeitszeit zum Duschen und Wechseln der Kleidung zur Verfügung, erläutert Daka-Vertriebsleiter Martin Klingler.

ÖGB will klare Regelung für alle Branchen

Bei Unternehmen mit betriebsrätlichen und gewerkschaftlichen Strukturen sei das leichter umsetzbar, als wenn jeder einzeln dafür kämpfen müsse, meint David Schumacher von der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus und Papier (GPA djp).

Derzeit gibt es abgesehen vom klinischen und pharmazeutischen Bereich kaum Branchen, in denen das Umziehen von privater Kleidung in Arbeitskleidung und umgekehrt klar geregelt ist.