Durch das geplante Speicherbecken im hinteren Längental würden hochwertige Lebensräume und Habitate sowie Moorflächen in sehr gutem naturkundefachlichem Zustand zerstört werden. Außerdem würde die geplante Ableitung die letzten naturnahen und freifließenden Gewässerstrecken in den Stubaier und den Ötztaler Alpen gefährden.
Bei einer Pressewanderung informierten die Alpenvereine über die Wasserkraftpläne in den Stubaier Alpen und zeigten gleichzeitig die Konsequenzen der Eingriffe auf. Auf den Alpen laste im Hinblick auf die Energiewende ein riesiger Erwartungsdruck. Dadurch ergebe sich ein offensichtlicher Konflikt. Einerseits gebe es große Potenziale zur Ausschöpfung der Wasserkraft, andererseits seien die alpinen Ökosysteme besonders wertvoll und empfindlich, hieß es seitens der Alpenvereine.
Beschwerde hatte zu vorläufigem Ende geführt
Erst im Juni war das Bundesverwaltungsgericht auf die Einwände des Verwaltungsgerichtshofs (VwGH) eingegangen und hatte wieder grünes Licht für den Kraftwerksausbau gegeben – mehr dazu in Kühtai: Positiver Bescheid für Tiwag-Ausbau. Der VwGH hatte zuvor den positiven Bescheid Ende vergangenen Jahres aufgehoben, nachdem der deutsche und der österreichische Alpenverein, sowie die Gemeinde Neustift umfangreiche Beschwerden eingelegt hatten.
Der Energieversorger hatte das Projekt im Jahr 2009 eingereicht. Im Juni 2016 hatte die schwarz-grüne Tiroler Landesregierung einen positiven Bescheid erster Instanz ausgestellt. Das Projekt sieht einen zusätzlichen Speichersee mit 31 Millionen Kubikmetern Fassungsvermögen sowie ein Pumpspeicherwerk als zweite Oberstufe vor. Dadurch könne die Speicherkapazität der Bestandsanlage um rund 50 Prozent erhöht werden.
Auch Kritik an Zusammenlegungen von Skigebieten
Neben den Plänen zum Ausbau des Kraftwerks Sellrain-Silz informierten die Alpenvereine zudem über den geplanten Skigebietszusammenschluss Pitztal-Ötztal, den Zusammenschluss der Skigebiete Kühtai und Hochötz und über die geplante Verbindung des Gletscherskigebiets im Kauntertal mit dem Melagtal/Langtaufers in Südtirol. Auch in diesen Fällen traten die Alpenvereine gegen die Pläne auf und warnten vor den Konsequenzen für die Natur.