Festspielpräsident Haselsteiner bei seiner Eröffnungsrede auf der Bühne flankiert vom Orchester
APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Kultur

Erl: Politik dominiert Festspieleröffnung

Die Tiroler Festspiele Erl sind am Donnerstagabend von Bundespräsident Alexander Van der Bellen offiziell eröffnet worden. In den Reden standen jedoch weniger die Festspiele selbst im Fokus – europäische und österreichische Politik dominierte den Abend.

Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner stellte in seiner Begrüßungsrede die Politik und das Bekenntnis zu Europa in den Mittelpunkt. Und er richtete den klaren Appell an die Anwesenden, Widerstand gegen nationalistische und populistische Kräfte zu leisten.

Festspielpräsident Haselsteiner bei seiner Eröffnungsrede
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Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner

Bekenntnis zu Europa, Absage an Grenzkontrolle

„Ich bitte Sie, dass Sie das heute von Erl aus tun und sonst immer, wenn Sie dazu Gelegenheit haben“, sagte Haselsteiner und bat das Festspielpublikum, ein klares Bekenntnis zu Europa abzulegen als Absage an den Nationalismus, der in der Vergangenheit viel Unheil gebracht habe. Er verwies dabei auf das „europäische Profil der Festspiele“, denn Künstler aus allen 28 EU-Mitgliedsstaaten wurden bereits in Erl engagiert. Diese würden auch in ihren Heimatstaaten die „Vision eines geeinten Europa hochhalten. Wir haben keine vernünftige Alternative.“

Bei seiner Begrüßung kam er auch auf die Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Österreich unweit von Erl zu sprechen: „Schande, Schande über die Grenzkontrollen wenige Kilometer von hier. Nicht unsere Sicherheit, sondern unsere Freiheit ist in Gefahr.“

Bundespräsident Van der Bellen für Optimismus

Bundespräsident Van der Bellen reagierte prompt auf die Worte Haselsteiners. „Sie haben mich provoziert. Ach Europa! Aber look at the bright side!“, sagte Van der Bellen und versuchte mit Humor dem Festspielpräsidenten Mut zuzusprechen und eine optimistischere Sichtweise ins Spiel zu bringen.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seiner Eröffnungsrede
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Bundespräsident Alexander van der Bellen plädierte für eine optimistische Sichtweise in der Politik

Die Slowakei und Rumänien etwa hätten entgegen den Erwartungen einen Kurswechsel vollzogen, nannte Van der Bellen positive Beispiele. Und seit dem Brexit spreche nicht mal mehr die nationalistische Politikerin Marie Le Pen aus Frankreich „von der Zerstörung der Union. Die traut sich nicht mehr.“ Wenn man sich das politische System der EU ansehe, „ist es ein Wunder, dass die EU überhaupt existiert, und im Rest der Welt wird das auch so gesehen, glaube ich.“

Wie schnell sich jedoch in der Politik etwas ändern könne, habe der „Ibiza-Skandal“ in Österreich gezeigt, sagte der Bundespräsident. In seiner Rede reflektierte er diese Zeit des jüngsten politischen Umbruchs in Österreich und lobte dabei einmal mehr die österreichische Verfassung. „Es war beeindruckend, am eigenen Leib zu verspüren, dass es kein Ereignis gibt, für das die Väter der Bundesverfassung nicht vorgedacht hätten.“ Die vielen noch nie vorgekommenen Ereignisse hätten das Amt des Bundespräsidenten interessant gemacht, meinte er augenzwinkernd.

Erste Tiroler Sommerfestspiele ohne Gustav Kuhn

Die Tiroler Festspiele Erl sind mit der Eröffnung am Donnerstag in die erste Sommersaison ohne den früheren Leiter Gustav Kuhn gestartet – mehr dazu in Erl startet in ersten Kuhn-freien Sommer. Kuhn, der die Festspiele aufgebaut und etabliert hatte, war infolge von Vorwürfen sexueller Übergriffe abgetreten. Auf dem Programm, das vom interimistischen künstlerischen Leiter Andreas Leisner verantwortet wird, stehen unter anderem drei Opern, darunter „Aida“ von Guiseppe Verdi. Der Kartenvorverkauf hatte laut Festspielen unter der Affäre Kuhn nicht gelitten.