Die Festspiele in Erl starten am Donnerstag mit der feierlichen Eröffnung in die erste Sommersaison ohne den infolge von Vorwürfen sexueller Übergriffe abgegangenen Kuhn. Auf dem Programm, das vom interimistischen künstlerischen Leiter Leisner verantwortet wird, stehen unter anderem drei Opern, darunter „Aida“ von Giuseppe Verdi, „Die Vögel“ von Walter Braunfels und „Guillaume Tell“ von Gioachino Rossini.
Dem Kartenvorverkauf hat die Affäre Kuhn nichts anhaben können – zumindest wenn es nach den Verantwortlichen geht. „Er läuft ungefähr gleich wie in den vergangenen Jahren. Wir sind zufrieden. Vor allem die Opern gehen bombig“, sagte eine Sprecherin der Festspiele der APA. Schwieriger laufe es mit „neuen Sachen“ wie den Kammermusikkonzerten – aber das sei nichts Neues und auch schon in der Ära Kuhn der Fall gewesen.
Ohrwürmer und selten gespielte Werke
Leisner, der aktuelle künstlerische Leiter, setzt auf Altbewährtes wie das großteils aus Minsk stammende Orchester der Tiroler Festspiele. Bei den umstrittenen Gagen habe sich allerdings einiges geändert, so Leisner. Inhaltlich bieten die Festspiele Ohrwürmer, etwa aus der Oper „Aida“ von Verdi. Die auch sportlich engagierte Pianistin Audrey Saint Gil wird die „Aida“ dirigieren. Auch selten gespielte Werke stehen auf dem Programm: Der gefragte deutsche Dirigent Lothar Zagrosek wird „Die Vögel“, eine Oper aus den 1920er Jahren, dirigieren.
Nach der Eröffnung am Donnerstag – mit Reden unter anderen von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bela Bartoks „Konzert für Orchester“, gespielt vom Orchester der Festspiele unter dem Dirigat von Tito Ceccherini – stehen vor allem die drei Opern im Mittelpunkt des Interesses an der Sommersaison, die bis zum 28. Juli läuft.
Harmonische Übergabe
Auch das sonstige Programm hat es laut den Erl-Machern in sich: Mit zwei Konzerten debütiert etwa die Camerata Salzburg im Festspielhaus. Im Rahmen der ersten Soiree tritt der Erler Dirigentenjungstar Patrick Hahn ans Pult des Salzburger Traditionsklangkörpers und führt die von ihm begründete Beschäftigung mit Felix Mendelssohn Bartholdy in Erl weiter fort. Auch das Berliner Orbis Quartett ist erstmalig in der Unterländer Gemeinde zu hören. Dabei sollen die Musiker mit Überraschungen aufwarten – aus dem Streich- wird ein Vokalquartett.
Nach der Sommersaison endet dann die Kurzära von Leisner als künstlerischem Leiter. Mit der Wintersaison übernimmt der Deutsche Bernd Loebe das Erl-Zepter. Die Übergabe an den neuen Intendanten will Leisner harmonisch gestalten.