Navigationssystem im Auto
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Verkehr

Suche der besten Strecke durch den Stau

Kilometerlange Staus auf den Transitrouten im Sommer und Winter sind keine Seltenheit. Navis sollen Autofahrer künftig nicht mehr über kleinere Straßen ausweichen und diese verstopfen lassen, sondern Autofahrer dorthin führen, wo sie den kleinsten Schaden anrichten.

Staus auf den Autobahnen seien derzeit nur schwer zu vermeiden, da Tirol für viele Urlauber ein Zielland und für viele andere ein Transitland sei, erklärt Markus Mailer von der Universität Innsbruck. Der Universitätsprofessor ist Leiter des Arbeitsbereichs Intelligente Verkehrssysteme und beschäftigt sich mit Konzepten, wie man den Verkehr entzerren und beispielsweise auch auf die Bahn verlagern kann.

Eine Million Pkws pro Monat auf Brennerstrecke

Mehr als eine Million Pkws fährt im Sommer pro Monat über die Brennerautobahn (A13) Richtung Süden. An den Pfingstfeiertagen brauchten Autofahrer auf der Autobahn zwischen Zirl und Schönberg und zwischen Wattens und Schönberg sehr viel Geduld. Auch in Innsbruck und rund um die Stadt waren die Straßen verstopft – mehr dazu in Herausforderndes Verkehrschaos zu Pfingsten.

Stau auf der Brennerautobahn
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Am Pfingstsamstag gab es kilometerlangen Stau auf der Autobahn Richtung Brenner

Navis lotsen Autofahrer durch kleine Gemeinden

Immer öfter lassen sich Autofahrer wegen der Staus auf den Autobahnen von ihren Navis auf vermeintliche „Umfahrungen“ lotsen. Dort kommen sie dann in „heikle“ Gebiete, wo es dann oft – zum Ärger der lokalen Bevölkerung – auch kein Weiterkommen mehr gibt. Hier braucht es neue Konzepte, um zu versuchen, den Verkehr aus diesen Regionen fernzuhalten, so Universitätsprofessor Mailer.

Markus Mailer
Universität Innsbruck
Markus Mailer

Dabei geht es darum, den Verkehr zu lenken und die Verkehrsteilnehmer durch Informationen dorthin zu bringen, wo man den Verkehr am besten handhaben kann. Wenn der Stau schon nicht vermieden werden kann, sollte er dort auftreten, wo er den geringsten Schaden für die Bevölkerung und die Umwelt anrichtet.

Sperren im untergeordneten Straßennetz nötig

Dabei geht es um das Umsetzen einer ganzen Palette von Maßnahmen, so Mailer. Man müsse sich überlegen, welche Ereignisse und welche Verkehrsmassen zu erwarten sind. So ein Handeln ist im Schwerverkehr mit der Lkw-Blockabfertigung an der Grenze bei Kufstein schon gelebte Praxis, so Mailer.

So wird es künftig im untergeordneten Straßennetz Sperren geben müssen. Damit diese Maßnahme auch erfolgreich sein kann, müssen das auch die Navis wissen. Ansonsten werden die Autofahrer weiter dorthin geleitet. Daher müssen diese Informationen über Verkehrsmeldungen erfasst werden, damit die Navis diesen Gebieten auch ausweichen.

Lkw-Stau in Baustellenbereich
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Navigationssystem als Informationskanal zum Autofahrer

Dafür sei der Blick auf das große Ganze nötig, mit kleinräumigen Lösungen kommt man hier nicht weiter, so der Verkehrsexperte. Man muss sich strategisch überlegen, wo der Verkehr fahren kann, wo er bleiben soll und wo man ihn vermeiden will. Kurzfristig können nur Notmaßnahmen umgesetzt werden, langfristig braucht man eine Strategie, wie man die Navigation als Informationskanal zum Autofahrer sieht, so Mailer.

Motorrad und Autos auf Brennerstraße
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Stauchaos lässt Politik umdenken

In den vergangenen Jahren habe in dieser Sache in der Politik ein Umdenken eingesetzt, erklärt Universitätsprofessor Mailer. Lange Zeit schaute man sorgenvoll zu. Mit dem Dosieren des Lkw-Verkehrs an der Grenze wurde aktiv eine Maßnahme umgesetzt, und durch Stauwochenenden wie zu Pfingsten wird es bald auch im Pkw-Bereich so weit sein, glaubt Mailer.