Installation eines Photovoltaik-Paneels (PV-Anlage) einer Solaranlage
APA/ROBERT JAEGER
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Wirtschaft

Mehr PV-Anlagen, aber noch Nachholbedarf

Im Vorjahr sind in Tirol über 10.000 neue Photovoltaikanlagen ans Netz gegangen. Nach Angaben des Landes könnten dadurch über 50.000 Haushalte mehr mit Sonnenstrom versorgt werden als im Jahr zuvor. Der Bundesverband Photovoltaic Austria sieht im Vergleich zu anderen Bundesländern allerdings noch Nachholbedarf bei Genehmigungen.

Die Energiegewinnung aus Sonnenkraft habe sich im Vorjahr gegenüber 2022 um fast 85 Prozent erhöht, teilte das Land Tirol mit und führte das zum Teil auf Unterstützung durch Förderungen zurück. „Zudem wirken auch bürokratische Erleichterungen.

„Neun von zehn PV-Anlagen brauchen nach Erleichterungen in der Bau- und Raumordnung keine Anzeige oder Bewilligung mehr“, wird Energiereferent und Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) in einer Aussendung zitiert.

Tirol strenger als andere Bundesländer

Für den Bundesverband Photovoltaic Austria gehen diese Erleichterungen in der Bauordnung allerdings nicht weit genug. Tirol habe im Vergleich zu den anderen Bundesländern die strengste Bauordnung, so Geschäftsführerin Vera Immitzer.

„Während eine PV-Anlage in den Nachbarbundesländern Salzburg und Vorarlberg laut deren Bauordnung genehmigungsfrei ist, muss in Tirol eine Anlage mit 100 Quadratmetern Modulfläche angezeigt werden“, erklärt Immitzer.

Photovoltaikanlage in Jenbach
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Für Anlagen ab 100 Quadratmetern braucht man in Tirol eine Bewilligung

Strenge Vorgaben habe auch das Tiroler Elektrizitätsgesetz. Während Fachunternehmen in Salzburg PV-Anlagen installieren dürfen, brauche es in Tirol für Anlagen ab einer Leistung von 50 kWp (rund 300 Quadratmeter Fläche) vorher eine Anzeige. „Wieso derartige Unterschiede bestehen, erklärt sich mir nicht“, so Immitzer, zumal sowohl Gebäude als auch PV-Technik immer dieselben seien.

Ausbau abseits von Gebäuden notwendig

Durch den Umstieg auf Elektroautos und Strom in der Wärmeversorgung werde künftig der Stromverbrauch steigen. Um diesen abzudecken, werden laut dem Bundesverband PV-Austria bis 2030 23 Prozent, statt aktuell neun Prozent, des Stroms aus PV-Anlagen stammen müssen. Dafür sei neben der Stromproduktion auf Gebäuden und versiegelten Flächen wie Parkplätzen auch ein Ausbau von Photovoltaik abseits von Gebäuden notwendig. Dieser müsse geordnet erfolgen, Bundesländer seien gefordert, „entsprechende Flächen gut abgestimmt auszuweisen“, so Immitzer.

In Mils bei Hall (Bezirk Innsbruck-Land) sorgte zuletzt ein Photovoltaikprojekt auf einem Feld für Diskussionen – mehr dazu in: Streit um Photovoltaik-Anlage auf Acker.

Stromspeicher
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Seit Anfang des Jahres können auch für Stromspeicher Förderungen beantragt werden

Ziel: Unabhängig von fossilen Energien bis 2050

Das Land Tirol rechnet vor, dass man aktuell 56 Prozent des PV-Ausbauziels bis 2030 erreicht habe. Um bis 2050 unabhängig von fossilen Energieimporten zu werden brauche es aber auch Wasserkraft, Biomasse, Windenergie oder Wärme aus Abfall, so Geisler.

Wie Tirol beim PV-Ausbau im Bundesländervergleich dastehe, könne man aktuell noch nicht sagen, hieß es vom Bundesverband PV-Austria. Dafür würden noch Zahlen aus einzelnen Bundesländern zum Jahr 2023 fehlen.