Internationale Tagung zu Menschenhandel

In Innsbruck diskutieren am Freitag Experten über Maßnahmen gegen Menschenhandel. Die Zahl der Betroffenen in Österreich ist unklar, Tatsache ist, dass es Zwangsprostitution und Arbeitsausbeutung auch bei uns gibt.

Menschenhandel sei deshalb schwer zu bekämpfen, weil er meist im Stillen stattfinde, sagt Tejal Jesrani vom UNO-Büro für Drogen und Verbrechensbekämpfung. Die Opfer seien schwer zu identifizieren und würden sich meist nicht als solche zu erkennen geben. Weltweit sind laut UNO-Schätzungen 30 Millionen Menschen von Menschenhandel betroffen. Die häufigsten Formen seien sexuelle Ausbeutung und Zwangsarbeit.

Vor allem Frauen und Mädchen betroffen

In Österreich liegt die Zahl der identifizierten Opfer pro Jahr bei rund 300. Die Dunkelziffer sei aber viel höher, so Elisabeth Tichy-Fisslberger, Vorsitzende der Task-Force gegen Menschenhandel im Außenministerium. Vorwiegend seien Frauen und Mädchen betroffen, die zur Prostitution gezwungen werden: „Wir sehen aber in immer größerem Maße, dass es auch Arbeitsausbeutung gibt – am Bau, in der Landwirtschaft, in der Pflege und auch im Hotelgewerbe.“

Vertrauen in Polizei erschüttert

In Österreich handle es sich bei Opfern und Tätern in der Regel um Ausländer, sagt Elisabeth Tichy-Fisslberger. Den Betroffenen zu helfen sei oft schwer, da ihr Vertrauen in Institutionen wie die Polizei meist nicht vorhanden sei. Zudem würden sich viele nicht als Opfer sehen, schildert die Expertin am Beispiel eines Mädchens, das einem britischen Menschenhändlerring nach Österreich entkommen ist. Die 14-Jährige wurde gezwungen, betteln zu gehen. Wenn sie unter der Woche nicht genug Geld erbettelt hatte, musste sie sich am Wochenende zwangsprostituieren. Dafür hat das Mädchen wöchentlich 100 Euro bekommen. Der Vater der 14-Jährigen verdiente am Bau monatlich 80 Euro.

Laut einem Bericht des Europarates haben die meisten EU-Länder zwar ausreichend Gesetze gegen den Menschenhandel, bei Strafverfolgung und Verurteilungen hinken aber fast alle hinterher. In Österreich hat es 2014 30 Verurteilungen wegen Menschenhandels gegeben. 2013 waren es sogar nur zwei.

Das Symposium wurde vom Management Center innsbruck, Studiengang Soziale Arbeit und Studiengang Non-Profit, Sozial- und Gesundheitsmanagement in Kooperation mit dem Italien-Zentrum der Universität Innsbruck organisiert und veranstaltet.

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